Im entscheidenden letzten Vorrundenspiel der Heim-EM ist der große Traum von Österreichs Handball-Frauen geplatzt.
Nach einer nervenaufreibenden, zerfahrenen Partie musste sich die Truppe von Teamchefin Monique Tijsterman am Montag in Innsbruck gegen Slowenien mit 24:25 (13:13) geschlagen geben und verpasste damit den Aufstieg in die Hauptrunde von Wien. Slowenien wird dort neben Gruppensieger Norwegen vertreten sein.
Mehrere Monate hatte die ÖHB-Auswahl auf das Duell mit dem Olympia-Elften von Paris hingearbeitet, schon bei der Auslosung war klar gewesen, dass es sich um die Schlüsselpartie handeln würde. Im maßgeblichen Moment aber hielten die Nerven nicht ganz. Nächste Chance auf eine Endrunde hat man im noch auszulosenden Play-off für die WM 2025 im April.
"Wir haben monatelang davon geträumt, dass wir nach Wien fahren und vor Heimpublikum spielen. Dass das jetzt einfach so vor einem zerbricht ... Ich kann das gar nicht beschreiben. Es ist eine Leere", sagte Johanna Reichert, die im Angriff mit neun Toren beeindruckte.
"Wir haben 60 Minuten geglaubt, dass wir es schaffen. Es waren dann aber unglückliche Situationen, Stangentreffer, Pfiffe - das Glück war nicht auf unserer Seite."
Guter Start, umkämpftes Spiel
Dabei erwischten die Gastgeberinnen vier Tage nach dem völlig ungefährdeten 37:24-Auftaktsieg gegen die Slowakei bzw. zwei nach der 24:38-Niederlage gegen Titelverteidiger Norwegen im ersten echten Härtetest der EM vor 3.341 Zuschauern einen guten Start.
Das 6:3 (12.) ließ auf einen frühen Fingerzeig hoffen, war acht Minuten später aber schon wieder verspielt. Während die ÖHB-Frauen vorne Sloweniens Torfrau warm warfen, arbeiteten sich die Gegnerinnen in einer generell nervösen Partie zurück und gingen beim 8:7 (20.) erstmals in Führung.
Späte Entscheidung
Von da an blieb es ein hart umkämpftes Spiel. Österreich bekam die beiden slowenischen Aushängeschilder Tjasa Stanko und Ana Abina nicht richtig unter Kontrolle, verzeichnete aber selbst nicht zuletzt dank Rückraumspielerin Reichert in ihrem 50. Länderspiel auch wieder Treffer. Schwer tat man sich aber weiterhin - auch nach dem Seitenwechsel.
Die schon in der ersten Hälfte eingewechselte Torfrau Antonija Mamic verhinderte in der 38. Minute mit einem gehaltenen Siebenmeter noch einen Drei-Tore-Rückstand, nach einem weiteren einfach vergebenen Angriff kassierte Österreich aber tatsächlich das 14:17. Die Moral sollte halten.
Beim 20:20 (46.) waren Reichert und Co. zurück im Spiel, legten mit dem 21:20 (47.) sogar wieder vor und blieben vorerst leicht im Vorteil.
Mit einem von Ines Ivancok-Soltic verschossenen Siebenmeter (57.) nahm das Unheil aber seinen Lauf. Genau zwei Minuten vor Schluss ging Slowenien 25:23 in Front und ließ Österreich nicht mehr heran.
"Spielerinnen waren noch nicht so weit"
Für Tijsterman, die als Nachfolgerin von Herbert Müller ihren ersten großen Auftritt hatte, war die Offensivleistung der springende Punkt.
"Wir haben im Angriff nicht die Dinge getan, die wir tun wollten", sagte die Niederländerin. Nicht alle ihrer Spielerinnen hätten zu ihrem persönlichen Limit gefunden. "Wir brauchen gegen so eine Mannschaft bei jeder 100 Prozent."
Ihr Fazit vor den kommenden Aufgaben: "Wir brauchen noch etwas Zeit, die Spielerinnen waren noch nicht so weit heute."