Ein Jahr nach dem vielbeachteten Auftritt bei der EM in Deutschland haben Österreichs Männer ab Dienstag bei der WM in Kroatien, Dänemark und Norwegen wieder hohe Ziele.
Doch just beim Jahres-Highlight hat die Verletzung von Mykola Bilyk eine schmerzhafte Lücke in die rot-weiß-roten Reihen gerissen: Ohne den Kapitän und Mann für spezielle Momente muss die ÖHB-Auswahl zusammenrücken. "Das tut weh", sagte Teamchef Ales Pajovic, der darin zugleich aber auch Chancen sieht.
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Ende November erlitt Bilyk in der deutschen Bundesliga die folgenschwere Oberschenkelblessur. Wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht, hat der 28-jährige Wiener das Rennen gegen die Zeit verloren. Gefährdet scheint der Aufstieg in die zweite Turnierphase vor den Duellen mit Außenseiter Kuwait (14. Jänner, 20.30/live ORF Sport+), Asienmeister Katar (16. Jänner) und Sechsfach-Weltmeister Frankreich (18. Jänner/beide 20.30/live ORF 1) in Porec deswegen freilich nicht. Rang drei in Pool C reicht dazu.
Klar ist aber auch: "Uns fehlt ein Weltklassespieler, der 1:1 nicht zu ersetzen ist", meinte Lukas Hutecek, sonst kongenialer Nebenmann von Bilyk und nach einem Mittelhandbruch frisch zurück. "Am meisten wird die Gefährlichkeit aus dem Rückraum, seine Erfahrung und Spielübersicht fehlen", sagte Shooter Janko Bozovic über den Kapitän.
Dem 39-jährigen Teamoldie kam nicht nur der Zimmerkollege abhanden, sondern vor allem jener Mann, der in heiklen Spielsituationen die Nerven behielt und Verantwortung im Abschluss übernahm.
Polen-Turnier zeigte Probleme auf
Das Vier-Nationen-Turnier mit Gastgeber Polen, Tunesien und Japan zeigte von Mittwoch bis zum (heutigen) Freitag schon die aus dem Bilyk-Ausfall resultierenden Probleme aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Die Einschätzungen von Hutecek und Bozovic bestätigten sich gleich bei der klaren 19:31-Auftaktniederlage gegen Polen, auch wenn man beim 32:30-Sieg über Tunesien eine Steigerung zeigte.
Bei der WM sind Gruppe C in der 3.500 Zuschauer fassenden "Zatika"-Halle von Porec damit andere gefordert. Der vor rund einem Jahr eingebürgerte Grazer Nemanja Belos etwa oder Bregenz-Akteur Markus Mahr. Und neben Interims-Kapitän und Flügel Sebastian Frimmel muss Spielmacher Hutecek verstärkt in die Leader-Rolle schlüpfen.
"Ich werde mehr links spielen und mehr werfen müssen. Als Spielmacher habe ich generell viel zu sagen, das ist nichts Neues für mich. Aber ich werde natürlich auch neben dem Feld den Mund aufmachen und führen müssen", betonte der 24-jährige Deutschland-Legionär.
Möstl will ins Viertelfinale
Bei der achten österreichischen WM-Teilnahme einmal mehr im Fokus stehen wird auch Huteceks Teamkollege bei Lemgo, Constantin Möstl. Mit seinen Glanzparaden hatte der 24-Jährige vor zwölf Monaten großen Anteil am historischen achten EM-Platz und wurde mit seiner extrovertierten Art quasi über Nacht zum neuen Gesicht des Teams.
Den Bilyk-Ausfall müsse das Team eben kompensieren. "Ich werde ein, zwei Bälle mehr halten müssen", meinte der auch in Deutschland groß aufspielende Möstl. "Das Viertelfinale muss das Ziel sein."
In Porec jedenfalls schließt sich sieben Jahre, nachdem eine stark verjüngte ÖHB-Auswahl um einen noch vergleichsweise unerfahrenen Bilyk die EM in eben jener Halle ohne Punkt beendete, der Kreis. Inzwischen ist Österreich vom Außenseiter zum allseits respektierten Gegner geworden.
Um aber tatsächlich in den Viertelfinal-Kampf eingreifen zu können, wird es wohl nötig sein, zwei Punkte in die Hauptrunde nach Varazdin mitzunehmen. Gegner dort wären vermutlich Ungarn, die Niederlande und Nordmazedonien.
Kontrahenten, die in Topform zu bezwingen sind. Spätestens dann könnte die "B-Frage" virulent werden.