Am 10. Jänner beginnt die Handall-EM in Deutschland. Auch Österreichs Team wird dort dank einer starken Quali vertreten sein, angeführt von Kapitän Mykola Bilyk.
Der 26-Jährige vom amtierenden deutschen Meister THW Kiel ist das rot-weiß-rote Aushängeschild. In der Hammergruppe B wartet eine beinharte Herausforderung: Dort trifft die Truppe von Teamchef Ales Pajovic auf Rumänien, Kroatien und Vize-Europameister Spanien.
Im Gespräch mit LAOLA1 erklärt Bilyk, was vom ÖHB-Team zu erwarten ist, wie er selbst die Chancen sieht und welchen Stellenwert das Turnier für ihn hat.
Der heimische Handball-Star erwartet eine "richtige geile Stimmung" im handballverrückten Nachbarland, das auch seine sportliche Heimat ist. Mit Kiel hatte er einen durchwachsenen Saisonstart. Bilyk gibt Aufschluss darüber, warum dem so war und warum es nun plötzlich wie am Schnürchen läuft.
LAOLA1: Am 12. Jänner steht der Auftakt gegen Rumänien an. Was geht in dir vor, wenn du daran denkst, dass es in Kürze losgeht?
Mykola Bilyk: Wir können es kaum erwarten, es wird ein riesengoßes Ereignis für uns als Team. Nach der Heim-EURO wahrscheinlich eines der größten (Turniere, Anm.), die wir bis jetzt gespielt haben. Da herrscht pure Vorfreude.
LAOLA1: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Bilyk: Die ist bei uns immer gut. Da kann ich mich als Kapitän niemals beschweren. Bei uns rennt der Schmäh, wir haben Spaß und genießen die Zeit zusammen. Auf dem Spielfeld genauso wie abseits davon. So soll das bei einer Nationalmannschaft meiner Meinung nach auch sein.
"Es wird ein schwieriges Spiel, aber auch jenes, das wir gewinnen müssen, damit wir unser Ziel von der Hauptrunde überhaupt erreichen können."
LAOLA1: Als Kapitän hast du eine tragende Rolle in der Mannschaft. Wie legst du diese an?
Bilyk: Ich nehme das natürlich sehr, sehr ernst und möchte meinen Teil zum Teamerfolg beitragen. Ich weiß, dass ich hier eine Verantwortung trage und versuche, meine Aufgaben so gut wie möglich zu erfüllen. Dazu gehört, die Mannschaft so gut es geht zusammenzuhalten, das ist für mich das Allerwichtigste. Die Jungs sollen sich wohlfühlen und gerne zur Nationalmannschaft kommen.
LAOLA1: Wie siehst du die Chancen auf einen Aufstieg? Ihr habt ja wirklich keine leichte Gruppe erwischt.
Biylk: Das wird keinesfalls ein einfaches Turnier für uns, das ist uns allen klar. Wir haben drei starke Gegner, davon zwei echte Top-Mannschaften, die zur absoluten Spitze gehören (Kroatien und Spanien, Anm.). Im ersten Spiel gegen Rumänien wird es alles andere als einfach für uns werden. Wir haben in der Qualifikation zwei Siege gegen sie einfahren können, umso wichtiger ist es, sich mental darauf vorzubereiten. Es wird ein schwieriges Spiel, aber auch jenes, das wir gewinnen müssen, damit wir unser Ziel von der Hauptrunde überhaupt erreichen können. In den Spielen danach müssen wir einfach unser Spiel machen. Wir müssen mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, aber auch Leichtigkeit ins Spiel gehen. An einem sehr guten Tag kann uns gegen beide Gegner eine Überraschung gelingen.
LAOLA1: Was ist dein persönliches Ziel für die Europameisterschaft?
Bilyk: Wir sind in den letzten Jahren als Team sehr gewachsen. Ich hoffe, dass wir es nun auch einmal schaffen, ein Top-Team zu schlagen. Das würde uns enorm viel bringen in unserer Entwicklung. Das ist mein riesengroßes Ziel. Ebenso, wie in die Hauptrunde einzuziehen, das ist bei dieser Gruppe alles andere als selbstverständlich.
LAOLA1: Dänemark gilt für viele als der Top-Anwärter auf den EM-Titel. Wen siehst du außerdem noch im Kreis der Favoriten?
Bilyk: Spanien gehört da auf jeden Fall dazu, aber auch Schweden und Frankreich. Jedenfalls dann, wenn sie auf ihrem Top-Niveau agieren. Aber auch Island und Deutschland, es ist ihre Heim-Europameisterschaft.
LAOLA1: Du hast es angesprochen: Für Deutschland ist es eine Heim-EURO. Du bist dort seit vielen Jahren als Legionär in Kiel aktiv. Wie denkst du, wird die Stimmung in den Hallen sein?
Bilyk: Ich denke, wir werden volle Hallen erleben. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass wir eine richtig geile Stimmung haben werden. Deutschland ist auf jeden Fall handballverrückt. Ich freue mich, dass einige Spieler, die bisher nicht die Möglichkeit hatten, das jetzt erleben dürfen.
LAOLA1: Wie lautet dein persönlicher Tipp? Wer wird Europameister?
LAOLA1: Ich tippe auf Dänemark.
LAOLA1: Lass uns ein wenig über deine Saison auf Vereinsebene sprechen. Dein Klub THW Kiel hatte einen durchwachsenen Saisonstart. Woran hat es gelegen? Haben die Abgänge von Leistungsträgern wie Niklas Landin und Sander Sagosen vielleicht doch zu schwer gewogen?
Bilyk: Jein. Am Anfang bestimmt. Es sind Top-Spieler, die uns verlassen haben und natürlich tut das weh, wenn man solche Leute verliert. Das ist gar keine Frage. Wir haben auch durch Miha Zarabec, der sehr lange in Kiel gespielt hat, einen wichtigen Kern unserer Mannschaft verloren. Man muss sich dann als Mannschaft erst einmal finden. Das braucht eben seine Zeit. Das haben wir am Anfang noch nicht so gut hinbekommen. Ich bin sehr froh, dass wir mittlerweile auf einem sehr guten Weg sind, wieder dorthin zu kommen, wo wir hin wollen.
"Stand jetzt sehe ich uns nicht im Meisterschaftsrennen, so wie Berlin und Magdeburg gerade performen."
LAOLA1: Ihr seid amtierender Meister. Wie realistisch ist die Titelverteidigung noch?
Bilyk: Stand jetzt sehe ich uns nicht im Meisterschaftsrennen, so wie Berlin und Magdeburg gerade performen. Ich weiß aber auch, dass in der Bundesliga alles passieren kann. Wir stehen immer noch in einer guten Position und sind nicht komplett abgeschottet von den Spitzenplätzen. Es ist immer alles möglich, aber es muss viel passieren.
LAOLA1: Dein nunmehriger Ex-Teamkollege Landin war zweimaliger Welthandballer, trat damit in die Fußstapfen von Legenden wie Magnus Wislander und Nikola Karabatic. Wer ist für dich persönlich der beste Handballer aller Zeiten?
Bilyk: Schwer zu sagen, das hängt natürlich davon ab, worauf man selbst als Spieler steht und was einem am Handballspiel gefällt. Aber ich glaube, am Ende des Tages kommt man um Nikola Karabatic nicht herum. Er war mit Abstand der erfolgreichste Handballer aller Zeiten. Dementsprechend ist er für mich auch der Größte aller Zeiten.