Das Aufatmen bei den Handball-Frauen nach dem 36:29-Heimsieg über die Türkei im WM-Quali-Play-off war deutlich vernehmbar.
45 Minuten lang kämpfte die stark verjüngte Auswahl nicht zuletzt mit sich selbst, erst im Finish dominierte man den Gegner klar und hält vor dem Rückspiel am Sonntag in Amasya (18:00 Uhr/live ORF Sport +) alle Trümpfe in der Hand.
Johanna Reichert war nach der Feuertaufe sicher. "Wir können noch ganz, ganz viel Spaß haben." Zumindest ein Anfang ist gemacht.
Tijsterman nicht vollständig zufrieden
Keinen Spaß im Spiel gegen den von der Papierform her schwächeren Gegner hatte zumindest in der ersten Hälfte Monique Tijsterman, die in ihrem zweiten Jahr als Teamchefin ist. "Da bin ich wirklich nicht zufrieden", klagte die Niederländerin.
"Wir haben uns eigentlich Videos angeschaut, wir konnten das aber nicht umsetzen. Du musst den Fokus von Minute eins an haben, aber wir waren mit dem Kopf nicht dabei. Ich weiß nicht warum, wir müssen darüber reden."
Auch der 56-Jährigen war freilich klar, dass diese Startschwierigkeiten vor rund 1.500 Zuschauern im Schwechater Multiversum zumindest teilweise dem massiven personellen Umbruch geschuldet waren.
Nach dem Vorrunden-Aus bei der Heim-EM im vergangenen Dezember zogen sich gleich acht arrivierte Spielerinnen mit insgesamt 850 Länderspielen zurück, Junge wie Neo-Kapitänin Katarina Pandza (22 Jahre) oder Johanna Reichert (23) müssen die Führungsrolle übernehmen.
"Habe gemacht, was ich kann"
(Artikel wird unterhalb fortgeführt)
So schaut die neue "Sport Arena" in Wien aus
"Man merkt schon, dass die erfahreneren Spielerinnen, die Ruhe reinbringen, weg sind", gestand die wurfgewaltige Rückraumakteurin Reichert, die vor der Pause nicht auffiel, danach aber regelrecht explodierte und schließlich mit zehn Treffern Toptorschützin des Spiels war.
"Da habe ich gemacht, was ich kann", meinte die Niederösterreicherin in Diensten des Thüringer HC, die mit ihrem Club Anfang Mai in Graz das Final Four der European League bestreiten wird.
Auch eine verbesserte Defensivleistung trug dazu bei, dass man allem Kampf und Krampf zum Trotz nie mehr als zwei Tore in Rückstand geriet und die Schlussviertelstunde schließlich klar dominierte.
"Plus müsste größer sein"
"Als wir im Flow waren, haben wir unsere jugendliche Spielfreude gezeigt", erklärte Reichert, und auch Tijsterman fiel daran Gefallen. "Erst dann haben wir es gut gemacht. Da haben wir das gespielt, was wir abgesprochen haben", betonte sie, vergaß aber neuerlich nicht auf Kritik: "Das Plus müsste normalerweise größer sein."
Dennoch breche sie mit einem durchaus guten Gefühl nach Amasya, rund 100 km südlich der Schwarzmeermetropole Samsun gelegen, auf. "Wenn wir in der Türkei den Fokus haben, wie in den letzten 15 Minuten, dann sollte es kein Problem geben. Das gibt Selbstvertrauen", meinte Tijsterman.
Reichert warnte vor zu großer Selbstsicherheit: "Die Türkinnen werden aggressiv sein und Gas geben. Wir dürfen nicht mit dem Gedanken an den Polster ins Spiel gehen."