Es ist angerichtet!
Das ÖHB-Nationalteam kann die EM-Teilnahme 2018 in Kroatien mit einem Punkt gegen Bosnien und Herzegowina (20:15 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv) vor eigenem Publikum in der Wiener Albert-Schultz-Halle fixieren.
Nach der Rückkehr aus Helsinki hatte die Mannschaft zwei gemeinsame Tage, um die offensichtlichen Baustellen des 39:36-Sieges gegen Finnland auszumerzen.
Trotz einer starken Offensivleistung: Die Abwehrfehler schmerzten und ließen nur wenig Freude über den Pflichtsieg aufkommen.
"Das macht mir wenig Sorgen, aber besser machen müssen wir es schon", meint Teamchef Patrekur Johannesson gegenüber LAOLA1.
Kein Ersatz aus Barcelona
Die größte Stärke, die man bei den ansprechenden Leistungen im Doppel gegen Spanien zeigte, wurde durch die sieben Ausfälle – allem voran der Stamm-Mittelblock mit Alexander Hermann und Romas "Kiwi" Kirveliavicius – gegen die körperlich unterlegenen, aber flinken Finnen ins Gegenteil umgekehrt.
Die Highlights vom guten Auftritt gegen Spanien:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
"Die Beiden sind aggressiv, das hat nun gefehlt. Ich muss Wilhelm Jelinek, Christoph Neuhold und Fabian Posch diese Aggressivität beibringen, die von den anderen im ersten Spiel gegen Bosnien so genial war", weiß der Isländer.
"Ich muss experimentieren, denn wir sind nicht so eine Nation wie Dänemark, denen ein Spieler am Kreis ausfällt – und die mal eben Ersatz aus Barcelona holt."
Ein Manko als Vorteil?
Das Spiel über die Offensive zu gewinnen, wie es gegen Finnland der Fall war, wird nun nicht mehr möglich sein.
Die Spieler Bosniens sind körperlich ebenbürtig, zudem haben die Mannen vom Balkan eine ausgeglichene Mannschaft ohne eklatante Schwächen.
"Sie kämpfen immer zusammen. Mit Benjamin Buric haben sie einen der besten Torhüter der deutschen Bundesliga. Die Kreisläufer Muhamed Toromanovic und Vladimir Vranjes sind auch sehr gut. Zudem spielen sie außen schnell nach vorne", beschreibt Johannesson den Gegner.
Zugutekommen könnte den ÖHB-Jungs dabei, dass nach der Heimniederlage der Bosnier gegen Spanien ausgerechnet besagter Buric leichte Beschwerden angemeldet hat und den einzigen Ausfall des Gegners darstellen könnte.
Auch so kann der Teamchef aus der eigenen Situation sogar etwas Positives ziehen: "Wir kennen Bosnien gut, sind top vorbereitet – und vielleicht kennen sie ja jetzt einige unserer Spieler nicht."
Das Knie der Handball-Nation
Vytas Ziura wird den Bosniern aber ein Begriff sein.
Der 38-Jährige ist noch einmal für zwei Länderspiele ins Team zurückgekehrt und bot gegen Finnland nicht nur wegen seiner fünf Tore gleich wieder eine ansprechende Leistung.
Dabei musste der Fivers-Routinier erst überzeugt werden: "Es war eine schwere Überlegung für mich. Eine Woche vorher hat es mit meinem Knie schlecht ausgesehen", so Ziura.
In kadertechnisch schwierigen Zeiten ist sein Comeback, nicht das erste, Gold für Johannesson wert. Ziura ist neben seiner dünn besetzten Position immer noch eine Leitfigur, die zusammenschweißt – und dabei auch kritische Töne anschlagen kann.
"Wir sind keine kleinen Kinder, wissen, dass die Defensive gegen Finnland scheiße war. Es sind Spieler von verschiedenen Vereinen da, die teilweise ganz anders spielen. Wir müssen mehr reden und dem Anderen mehr vertrauen."
"Bei Vytas ist es doch immer das letzte Spiel"
Unabhängig vom Ergebnis – geht es nach Ziura, wird das finale Spiel der EM-Qualifikation nun auch wirklich sein letztes.
"Es wäre cool, zur EM mitzufahren, wenn wir uns qualifizieren. Aber ich habe noch ein Jahr Vertrag bei den Fivers, will so lange Handball spielen, wie es möglich ist. Ich muss in den Körper horchen, schauen, was im Knie los ist – man kann nicht alles gleichzeitig machen, also wird es wohl das letzte Spiel", kündigt er diesmal an.
Ob diese Ansage hält und die Nationalteam-Karriere des gebürtigen Litauers wirklich bei 96 Länderspielen und hoffentlich etwas über den aktuellen 205 Toren endet, wird bei der erfolgreichen Qualifikation trotzdem abzuwarten sein.
"Wir sind froh, so einen routinierten Spieler wie ihn dabeizuhaben, der die Zügel straffer ziehen oder lockerlassen kann, damit wir wie eine Einheit wirken. Und bei Vytas heißt es doch immer: Das ist jetzt mein letztes Spiel", ist Robert Weber von den Plänen seines Kollegen nicht überzeugt.
Sollte sich das Team mit Tickets nach Kroatien beschenken, wäre auch für Vytas Ziura sicher eines dabei.