Nach der 25:28-Niederlage im Auftakt gegen die Schweiz scheint die Handball-WM für Österreich quasi gelaufen.
Das ÖHB-Nationalteam benötigt gegen die haushohen Favoriten Frankreich (Samstag, 18:00 Uhr LIVE in ORF 1) oder Norwegen (Montag) ein kleines Wunder, um den Hauptrundenaufstieg noch zu schaffen.
Teamchef Ales Pajovic gibt sich aber ganz nüchtern: "Da haben wir nicht viele Chancen." Das Turnier solle nun genutzt werden, um "mehr internationale Erfahrung zu bekommen".
Ohne die Stützen geht es doch nicht
Der vermurkste Auftakt gegen die Schweiz schmerze, gesteht Flügelroutinier Robert Weber. "Das ärgert uns schon, wenn man ein Spiel verliert gegen eine Mannschaft, die quasi vom Flieger kommt", sagt der Vorarlberger im Hinblick auf die Springerrolle der Eidgenossen, die für die von Corona lahmgelegten USA nachgerückt und erst gut vier Stunden vor Anpfiff in Kairo gelandet waren.
Ohne Mannschaftsstützen wie Nikola Bilyk, Janko Bozovic oder Fabian Posch hatte Österreich den Schweizern um ihren Star Andy Schmid dann nicht genug entgegenzusetzen.
"Die Schweiz hat ihre Topspieler am Start. Und uns war schon vor der EM bewusst, dass wir mit Bilyk, Posch oder Bozovic Spieler nicht dabei haben, die uns bei der Heim-EM (Platz 8, Anm.) getragen haben. Das können wir nicht wegleugnen", erklärt ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser.
Dass nun große Erwartungen enttäuscht worden seien, will er so aber nicht sagen: "Man muss ein bisschen relativieren. Die Erwartungen waren groß, dass wir das Auftaktspiel gegen USA gewinnen", betont Fölser. "Wir wollen aber keine Ausreden suchen und herumheulen."
CL-gespickte Truppe
Das Duell mit Rekordweltmeister Frankreich, der am Donnerstag auch dank Goalie Wesley Pardin (Fangquote 45 Prozent) mit einem 28:24 über den großen Titelfavoriten Norwegen überraschte, wird also nicht nur zur sportlichen, sondern auch mentalen Herausforderung.
"Das wird sehr, sehr schwer. Sie sind auf jeder Position unglaublich stark, viele spielen in der Champions League", sagt Pajovic.
Weber hofft, befreit aufspielen zu können: "Der Druck ist heraußen, jetzt können wir nur noch Gas geben und die WM genießen."
Fölser appelliert an den Kader: "Das Turnier ist nicht zu Ende. Es ist ganz wichtig, dass wir im Kopf dableiben. Weil jedes Spiel für die Entwicklung dieser Mannschaft ganz wichtig ist."
Corona-Vorgaben werden noch strenger
In puncto Corona ist im Lager der Österreicher - im Gegensatz etwa zu den Kapverden oder Dänemark, die am Freitag neue Fälle meldeten, alles im grünen Bereich.
Damit das so bleibt, habe die IHF angekündigt, ab sofort alle Spieler und Betreuer täglich einem PCR-Test zu unterziehen, berichtet Fölser.
Zudem sei man dabei, im Teamhotel, in dem u.a. auch Deutschland logiert, Nachschärfungen in einigen Bereichen einzufordern. So sei etwa der Essensbereich bisher "sehr eng gestaltet" gewesen.