In Absenz von Kapitän Mykola Bilyk liegt die Hauptlast bei der Handball-WM auf Lukas Hutecek. Es ist eine Rolle, die der 24-Jährige gerne annimmt.
"Es ist weniger Druck, denn einfach ein gutes Gefühl", sagte der Lemgo-Legionär vor Beginn der Hauptrunde am Dienstag (15:30 Uhr) mit dem Spiel gegen Nordmazedonien.
"Seitdem ich klein bin, habe ich immer gerne die Verantwortung gehabt", betonte Hutecek, der mit Rot-Weiß-Rot das Viertelfinale anpeilt.
Die Ausfälle von Bilyk und der beiden Rückraumakteure Janko Bozovic und Boris Zivkovic berauben Österreich der Gefahr von neun Metern. Umso klüger muss Rot-Weiß-Rot sein Spiel anlegen, die Chancen über Durchbrüche im Zentrum, die Flügel oder den Kreis suchen - zum Teil auch im 7:6-Überzahlspiel.
Hutecek orchestriert die Angriffe und hat seine Aufgabe bis dato zur Zufriedenheit von Teamchef Ales Pajovic erfüllt.
Täglicher Kontakt mit Bilyk
Als Spielgestalter glänzt Hutecek auch auf Klubebene. "Am Handball macht mir am meisten Spaß, diese wichtigen Entscheidungen zu treffen. Deswegen liebe ich Handball", erklärte er.
Auch ein im November erlittener Mittelhandbruch kann ihn nicht bremsen. Die verschraubte Platte zeigt an der Nicht-Wurfhand zwar eine ungewöhnliche Wölbung, hindert ihn aber keineswegs. "Ich spüre überhaupt nichts mehr."
Einschlafprobleme bekundete er keine. "Ich mache mir natürlich viele Gedanken, wie wir gewisse Situationen lösen, anders spielen müssen. Ich habe aber kein Kopfzerbrechen", betonte Hutecek, der im täglichen Kontakt mit Bilyk steht.
Im Prinzip sei die Sache einfach. "Die Last muss auf andere Schultern verteilt werden, es ist eine Chance. Ich bin generell guter Dinge. Da bin ich auch selbstbewusst genug, dass wir das hinkriegen."
"Oft ist es nur ein Blick"
Pajovic kann dem 1,90-m-Mann, der sich in Zweikämpfen schonungslos aufreibt, quasi blind vertrauen. "Pajo und ich sind viel im Austausch. Wir sind fast Freunde. Es ist extrem auf Augenhöhe, wir sind sehr offen miteinander", meinte Hutecek.
Im Spiel selbst reicht Minimalkommunikation. "Oft ist es nur ein Blick", erzählte der Eggenburger. Dem slowenischen Teamchef, der Hutecek mit einem Augenzwinkern als "Co-Trainer" bezeichnete, streute er Rosen.
"Es ist eine seiner größten Qualitäten, dass er es schafft, eine Mannschaft zu formen und jedem Spieler Vertrauen und Sicherheit zu geben."
Auf Klubebene spielt Hutecek seit 2021 schon die vierte Saison beim deutschen Bundesligisten Lemgo, seit vergangenem Sommer Seite an Seite mit Teamgoalie Constantin Möstl.
Der Vertrag ist bis 2026 anberaumt, ein Abgang steht im Raum. "Ja, sicher, ich habe noch höhere Ambitionen", sagte Hutecek, betonte aber zugleich seine Zufriedenheit in Nordrhein-Westfalen. "Ich bin sehr glücklich in Lemgo und schätze das Vertrauen, das man mir hier entgegenbringt. Ich werde nicht um jeden Preis gehen."