Österreich trifft zum Auftakt der Handball-WM 2019 am Freitag auf Saudi Arabien (18 Uhr). Mit von der Partie ist auch Österreichs Flügel-Routinier Robert Weber.
Dass dieser auch tatsächlich zum Aufgebot Österreichs zählt, war allerdings lange in der Schwebe. Nicht zuletzt musste Teamchef Patrekur Johannesson auf Webers Dienste im Quali-Playoff verzichten. Der Magdeburg-Legionär hatte für die Duelle gegen Weißrussland abgesagt.
Doch nun ist er wieder da - gut gelaunt und hungrig auf Erfolg: "Alles macht mir wieder Freude."
Einer der besten Österreichs
Für Handball-Österreich eine erfreuliche Entscheidung, zählt Weber doch zu den profiliertesten und erfolgreichsten heimischen Akteuren. Mit 706 Länderspieltoren ist der 33-Jährige hinter Andreas Dittert (1.089) und Viktor Szilagyi (907) Dritter der Allzeit-Statistik.
Dank 162 Länderspielen gehört er in der ÖHB-Rekordliste zu den Top-10, schon bei der WM könnte er u.a. Roland Schlinger (168) überholen und auf Platz fünf vorstoßen.
Vor rund einem Jahr schien eine solche Möglichkeit noch fraglich. Nach dem glücklosen EM-Auftritt in Kroatien mit drei Niederlagen in drei Partien wirkte Weber frustriert, sein Abschied vom Nationalteam stand im Raum.
Ende stand im Raum
Als er für das WM-Quali-Play-off gegen Weißrussland im Juni absagte, erhärtete sich dieser Verdacht. Weber sei "nicht frei im Kopf", sagte damals Teamchef Patrekur Johannesson. Weber bestätigte das nun: "Ich habe schon sehr mit mir gehadert, ob ich im Team weitermachen möchte."
Mehrere Dinge seien zusammengekommen. "Die EM war sehr unzufriedenstellend", sagte er rückblickend. Auch hätten sich Mitspieler zu sehr schon mit der Heim-EM 2020 beschäftigt: "Ich wollte im Hier und Jetzt erfolgreich sein."
Darüber hinaus sei seine Situation im Verein nicht gerade ideal gewesen. Eine Vertragsverlängerung war nach neun Saisonen in Magdeburg nicht mehr zustande gekommen. "Ich wusste, dass ich den Verein verlassen werde."
"Alles macht mit wieder Freude"
Doch Deutschlands Torschützenkönig der Saison 2014/15 rappelte sich trotz "schleppendem" Saisonbeginn wieder auf. "Alles hat sich gelegt. Ich spiele viel, und alles macht mir wieder Freude", sagte Weber, der im November als erst neunter Spieler die 2.000-Tore-Marke in der deutschen Bundesliga überschritt.
Dazu kamen "sehr gute, intensive Gespräche mit Patrick Fölser (ÖHB-Sportdirektor) und Patrekur Johannesson". Die Folge: "Ich hatte dann wieder Lust auf das Ganze. Wichtig war mir aber auch die Rückendeckung der Familie."
Das Nationalteam werde anders auftreten als bei der EM 2018. "Im vergangenen Jahr war es für viele das erste Turnier. Man merkt jetzt schon den Unterschied. Die, die in Kroatien noch nicht so reif waren, sind abgezockter.
Das komplette Mannschaftsgefüge ist um einiges besser geworden", stellte er zufrieden fest. Und er machte der Truppe ein Kompliment: "Ich als alter Hase fühle mich zehn Jahre jünger, wenn ich hier bin. Ich bin sehr, sehr angetan."
Klar definiertes WM-Ziel
Nicht zuletzt deshalb dürfe, ja müsse man in Gruppe C in Herning mit Saudi-Arabien, Chile (12.1.), Norwegen (14.1.), Dänemark (15.1.) und Tunesien (17.1.) an den Aufstieg in die Hauptrunde denken. "Dritter (in der Vorrunde, Anm.) will ich Minimum werden. Das ist das klare Ziel", betonte Weber.
Das Ende der Magdeburg-Ära im kommenden Sommer sei derzeit kein Thema, eine Rückkehr in die österreichische Liga aber nicht ausgeschlossen. "Wieso nicht? Ich muss ja auch familiär denken", meinte der Harder, dessen fünfjähriger Sohn Lio bald in die Schule kommt.
So oder so wird Johannesson wohl auch bei der Heim-WM im Jänner 2020 um Weber nicht herumkommen - sofern dieser dann noch Lust hat. Es wäre seine siebente Endrunde - und ein Rekord, den ihm zumindest einige Jahre lang niemand streitig machen würde.