Die Box-Welt blickt dem "Finale" einer ungewohnten Trilogie entgegen. In der Nacht auf Sonntag steigen Tyson Fury und Deontay Wilder in Las Vegas (ab 5:00 Uhr MESZ bei DAZN) zum dritten Mal in den Ring.
Schwergewichtsboxer Fury ist vor der dritten Auflage des WM-Kampfes in Las Vegas siegessicher. "Wenn ich ihn dieses Mal besiege, ist seine Karriere vorbei. Ich haue ihn um. Es gibt eine Tyson-Fury-Show", verlautete der WBC-Weltmeister.
Nach einem Unentschieden im ersten Kampf im Dezember 2018 hatte der 2,06 Meter große Hüne seinen Rivalen auch schon im Februar 2020 K.o. geschlagen.
Fury will Kampf gegen Joshua
Eigentlich hat es Fury, der Mann mit der größten Klappe ("Ich habe die größten Eier in der Geschichte des Sports"), satt, immer wieder gegen Wilder antreten zu müssen.
Nach dem jüngsten Duell sah er die Sache als erledigt an. Vielmehr war er gierig auf das Mega-Duell mit seinem Landsmann Anthony Joshua, der noch vor wenigen Tagen drei der vier relevanten WM-Titel (IBF, WBO, WBA) hielt.
Fury wollte sich zum unumstrittenen Champion krönen, der alle Gürtel vereint. Ein Gericht stoppte den Deal. Eine Rückkampfklausel gegen Wilder hat Vorrang.
Nächstes Pech für Fury: Bei der Titeljagd ergibt sich eine neue Lage. Joshua ist vor knapp zwei Wochen alle Gürtel an den starken Ukrainer Alexander Usyk losgeworden.
Zunächst wird es einen Rückkampf der beiden geben. Bis der in 31 Kämpfen unbesiegte Fury seine Titelsammlung vervollständigen kann, wird wohl ein Jahr vergehen.
Eskapaden außerhalb des Rings
Der Mann aus Manchester, der vor knapp sechs Jahren Wladimir Klitschko entthronte und damit den Abschied des Ukrainers eineinhalb Jahre später einleitete, sieht sich als Nonplusultra in der Königsklasse des Boxens.
Im Ring ein guter Techniker und unorthodoxer Kämpfer mit überraschenden Aktionen, außerhalb des Seilgevierts ein Querkopf und Maulheld, der mit merkwürdigen Eskapaden und üblen Verbalattacken, Kokainmissbrauch und Dopingvergehen auffiel.
Er wetterte gegen Homosexuelle, sah den besten Platz für Frauen in der Küche oder auf dem Rücken und war sich auch für antisemitische Tiraden nicht zu schade.
Später räumte er ein, an manischen Depressionen zu leiden und legte einschließlich der Dopingsperre eine zweieinhalbjährige Pause ein. Die Boxfans liegen über Kreuz: Die einen sind begeistert ob seines Handwerks, andere hassen ihn ob seines Mundwerks.
"Härtester Puncher seit Mike Tyson"
Was die Schlaghärte betrifft, ist Fury seinem Rivalen unterlegen. Wilder hat eine gewaltige Rechte, die wie ein Dampfhammer einschlägt. Bei seinen 42 Siegen in 44 Kämpfen gelangen ihm 41 Knockouts.
"Seit Mike Tyson ist Wilder der härteste Puncher", sagt Ex-Klitschko-Manager Bernd Bönte. "Von den boxerischen Fähigkeiten ist Fury jedoch eine Klasse besser. Aber es kommt auf seine mentale Verfassung an: Fury schwankt immer zwischen Genie und Wahnsinn."
Wilder: "Fühle mich wie neugeboren"
Der 2,01 Meter große Wilder ist nicht der feinste Techniker, aber beweglich und schnell. "Ich bin wieder frisch und fühle mich wie neugeboren", sagte der 35-Jährige. Im zweiten Kampf war er von Furys Offensivstil überrascht worden. Darauf ist er nun vorbereitet.
"Jetzt fühlt es sich anders an. Die Atmosphäre um mich herum, die gesamte Energie ist anders", versicherte der Mann aus Alabama, den sie "The Bronze Bomber" nennen. Und er hat eine Vision: "Ich sehe mich schon, wie ich ihn verprügeln und ausknocken werde."