Am späten Samstag-Abend (22:45 Uhr) kommt es zum Boxkampf des Jahres.
Wladimir Klitschko trifft im Wembley-Stadion von London auf Lokalmatador Anthony Joshua. Vor einer Rekordkulisse von 90.000 Fans prallen im Ring zwei Welten aufeinander: Der 41-jährige Klitschko muss gegen den 14 Jahre jüngeren Shootingstar und Olympiasieger von 2012 beweisen, dass er noch nicht zum "Alten Eisen" des Schwergewichts gehört.
LAOLA1 klärt vor dem Mega-Fight die wichtigsten Fragen:
Was steht auf dem Spiel?
Viel. Joshua, dem immer wieder nachgesagt wird, bislang noch keine richtig "harten Brocken" besiegt zu haben, muss beweisen, dass er es mit einem absoluten Superstar der Szene aufnehmen kann. Zudem hält der Brite den Schwergewichtstitel der IBF, der neben den vakanten Titeln der WBA und IBO auf dem Spiel steht. Er will beweisen, dass er nicht nur die Zukunft des Boxsports, sondern die Gegenwart ist. Um das Gegenteil geht es für Klitschko. "Dr. Steelhammer" verlor 2015 mit der Niederlage nach Punkten gegen Tyson Fury nach über neun Jahren all seine vier Weltmeistertitel. Zu einer Revanche sollte es aus diversen Gründen nie kommen, der Ukrainer hat also seither keinen Kampf bestritten. Für ihn geht es darum, der Welt zu zeigen, dass er nach wie vor das Maß aller Dinge ist. Es geht also um wesentlich mehr, als drei Weltmeistertitel. Und die wären ja an sich schon nicht so schlecht.
Warum ist es der Kampf des Jahres?
Wie schon beschrieben, stimmen die Rahmenbedingungen. Die Ausgangslage ähnelt fast einer "Storyline" im Wrestling. Dazu kommen 90.000 Zuseher in einem vollgepackten Wembley-Stadion. Das ist auch für Klitschko, der in seiner Karriere schon viele große Kämpfe bestritt, nicht anzustreiten. "Die Spitze ist Wembley mit 90.000 Zuschauern und einem Herausforderer, der absolut extravagant, interessant und stark ist", sagte er bei "RTL". Auch aus dem Lager Joshuas wird betont, wie groß dieser Kampf ist. "Das ist ohne Frage der größte Kampf in der britischen Box-Historie", sagt etwa sein Promoter Eddie Hearn. Okay, das muss er als Promoter sagen. Ganz Unrecht hat er aber nicht. Der Fight knackt zwar den britischen Nachkriegsrekord zwischen Carl Froch und George Groves 2014 in Wembley (80.000 Zuschauer), aber auch das Duell zwischen Len Harvey und Jock McAvoy lockte 1939 bereits 90.000 Fans an. Der Rekord datiert aus dem Jahr 1993, als in Mexiko City 132.000 Zuseher den WM-Kampf zwischen Julio César Chávez und Greg Haugen bejubelten.
Ist es Klitschkos letzter Ritt?
"Wladimir hat keine zweite Chance", sagt einer, der es wissen muss: Sein Bruder Vitali. Damit deutet der ältere der beiden Geschwister an, dass in dem Kampf auch die Karriere des Olympiasiegers von 1996 auf dem Spiel steht. Auch, wenn Promoter-Legende Don King zwar zuletzt betonte, dass Klitschko selbst im Falle einer Niederlage besser als die Mehrheit der Boxer im Schwergewicht sei, scheint eine Fortsetzung der Karriere im Falle einer Niederlage unwahrscheinlich. "Dieser Kampf ist alles für mich. Es wird definitiv eine spezielle Nacht", sagt er selbst. "Ich bin besessen vom Ziel, den Ring als Sieger zu verlassen. Natürlich geht es um viele Titel, aber am Ende des Tages ist es für mich vor allem wichtig, zu beweisen, dass ich der Beste im Schwergewicht bin." Deshalb denke er an "nichts anderes als an den 29. April und mein Ziel, nicht einmal an meine Familie und meine Tochter, die ich sehr liebe". Sollte "Dr. Eisenfaust" sein Vorhaben in die Tat umsetzen, wäre er nach Muhammad Ali (3), Lennox Lewis (3), Evander Holyfield (4) und Bruder Vitali (3) erst der fünfte Boxer, der zum dritten Mal Schwergewichts-Weltmeister werden würde. Ob er auch bei einer Niederlage weitermachen würde, lässt Klitschko offen. "Wenn er gewinnt, werde ich ihm gratulieren", verspricht der Ex-Weltmeister. "Wenn ich gewinne, werde ich ihm helfen zurückzukommen."
Wird es ein K.o. geben?
Klitschko selbst kündigt vor dem mit Spannung erwarteten Kampf an: "Am Ende werde ich den Applaus kriegen." Sein vier Jahre älterer Bruder Vitali ist sich sicher, dass die Erfahrung Wladimirs größter Trumpf ist, und geht noch einen Schritt weiter. "Wladimir knockt ihn aus", so seine Ansage. Doch wie wahrscheinlich ist ein K.o. wirklich? Ein kurzer Blick auf die Statistik der beiden Boxer zeigt: Beide sind Spezialisten, wenn es um Knockouts geht. Joshua feierte in seiner noch relativ jungen Profi-Karriere 18 Siege, alle durch K.o. bzw. TKO. Klitschko gewann 54 seiner 64 Siege durch Knockout, ging im Gegensatz zu seinem britischen Kontrahenten aber selbst auch schon in die Knie. Drei seiner vier Niederlagen erfolgten durch TKO, das letzte Mal liegt allerdings schon 13 Jahre (April 2004 gegen Lamon Brewster) zurück.
Wie ist das Verhältnis der beiden?
Die Kontrahenten kennen sich bereits aus dem Training - 2014 war Joschua einer von Klitschkos Sparringpartnern. "Diese Erfahrungen werden wir in den Kampf mitnehmen und die Konsequenzen für den eigenen Vorteil daraus ziehen", sagt "Dr. Eisenfaust". Wortgefechte gibt es zwischen den beiden nicht. "Wir sind nicht die allerbesten Freunde, aber wir haben gegenseitigen Respekt davor, was er erreicht hat und was ich erreichen will", erklärt Joshua und lobt seinen Gegner in höchsten Tönen: "Klitschko ist ein Gladiator. Der Mann verliert niemals seine Motivation."
Wie kann man den Kampf verfolgen?
Neben den 90.000 Fans in der Arena werden Millionen Menschen vor den TV-Geräten oder via LIVE-Stream dabei sein. "RTL" überträgt den Fight im Free-TV und im Stream bei "TV Now". Die Übertragung startet ab 22 Uhr, der Kampf um 22:45 Uhr. In Großbritannien muss man auch als TV-Zuseher für den Kampf zahlen, da "Sky" die Rechte hält und über "Sky Sport Box Office" Geld verlangt.