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Nader nach Tod von Bruder: "Habe auch das gefährliche Gen"

Marcos Nader gibt nach dem Tod von seinem Bruder Daniel Einblick in seine Gefühlswelt und spricht darüber, wie es bei ihm sportlich, als auch privat weitergeht.

Nader nach Tod von Bruder:

"Es ist eine Krankheit, die nur bei 44 von einer Million Menschen ausbricht", erzählt Österreichs ehemaliges Box-Aushängeschild Marcos Nader.

Seinem Bruder und Trainer Daniel wurde diese zum Verhängnis. Mit nur 42 Jahren verlor er den Kampf gegen die unheilbare Nervenkrankheit Multisystematrophie.

"Es war ähnlich wie ein Leberhaken beim Boxen. Ich habe nach Luft gerungen, bin sofort aus dem Spital an die frische Luft und habe mir gedacht: Scheiße, wie geht’s jetzt weiter? Dem Daniel ging's wirklich nicht mehr gut. Er war in seinem Handeln schon so sehr eingeschränkt. Es klingt immer deppert, aber: Es war für ihn auf jeden Fall eine Erlösung", erinnert sich Marcos Nader an den tragischen Moment der Nachricht über den Tod seines Bruders zurück.

Obwohl die Krankheit in der Regel nicht vererbbar ist, musste der 34-Jährige einen weiteren Schlag einstecken wie er LAOLA1 beim Gespräch im Boxclub Bounce verriet: "Mein Vater, die Kinder und ich haben einen Gen-Test gemacht. Ich habe das gleiche gefährliche Gen wie Daniel. Dadurch könnten sehr viele neurologische Krankheiten entstehen."

Nie wieder Boxen: Ein Versprechen an die Eltern

Aufs Boxen will er das Ganze aber nicht zurückführen: "Wenn man die Streif mit 120 km/h runterfährt, ist das auch nicht gesund. Aber man braucht sich nicht selbst belügen: Schläge auf den Kopf sind natürlich nicht förderlich. Was aber nichts heißen soll, viele haben genetische Veranlagungen, eine Krankheit bricht aber nicht zwingend aus. Meine Mutter hat natürlich geweint und da habe ich meinen Eltern versprochen, dass ich nie wieder in einen Boxring steige."

Weshalb der bereits fixierte Abschiedskampf für März im Multiversum Schwechat gegen Fadi Merza abgesagt wurde. Damit bleibt die K.o.-Niederlage gegen Alexander Pawlow vor eineinhalb Jahren der letzte Auftritt Naders in einem Boxring. Ein Abschiedskampf, bei dem er klar überlegen ist, sei keine Alternative.

"Darauf kack' ich vollkommen"

"Ich bin kein Typ, der im Boxring steht und sich einen Kampf kauft und der Gegner fällt von einem Windstoß um. Darauf kack‘ ich vollkommen. Und die Kilo, die ich jetzt abspecken müsste, würden mich ein paar graue Haare kosten. Das soll überhaupt keine Entschuldigung sein. Mit dem Fadi Merza wäre ich sehr gerne im Ring gestanden."

Der Trainerjob, mit dem er in die Fußstapfen seines Bruders treten würde, kommt für ihn nicht in Frage. Fortan wird er gemeinsam mit seiner Schwägerin das Bounce führen. Jenen Boxclub, den sein Bruder vor 24 Jahren gegründet hat und zum größten Österreichs aufbaute.

"Wichtig ist, dass das ganze 'Werkl' rennt. Sie bleibt mehr im Background und ich kämpfe an der Front. Auch wenn Daniel mir von sieben Tagen sechs am Nerv ging: Seine Ratschläge werden mir sehr fehlen. Wir haben weiterhin den Anspruch, die Nummer eins in Sachen Titel und Co. zu bleiben."

Für Weltmeisterin Michaela Kotaskova war Daniel Nader mehr als nur ein Trainer.

"Habe ihn leblos gefunden"

Den größten Titel im Team hat Michaela Kotaskova: Den WBF-Weltmeister-Titel.

Genau den will die 33-Jährige bei der, von ihrem ehemaligen Trainer Daniel Nader initiierten, Bounce Fight Night verteidigen. Dass die 15. Auflage in Gedenken an Daniel überhaupt stattfinden wird, liegt an ihr und dem WM-Kampf. Die Entscheidung war sehr schwer.

"Ich habe ihn im Bounce leblos gefunden und habe die Rettung gerufen. Er wurde reanimiert, danach ging’s kurz bergauf. Dass es so ein blödes Ende nehmen wird, damit habe ich nicht gerechnet. Im ersten Moment war es für mich unvorstellbar zu kämpfen, weil ich mehr einen Freund, als einen Trainer verloren habe", sagt sie unter Tränen.

Wegen der Kinder? "Skandal würde mich überraschen"

Damit wird der Kampf, nicht nur aufgrund seiner Wichtigkeit, zur schwersten Herausforderung ihrer Karriere. "Ich will das zu Ende bringen, was Daniel begonnen hat. Es geht mir aber psychisch nicht gut. Auf so einem mentalen Tiefpunkt war ich beim Kämpfen noch nie. Dass der Kampf für den Daniel ist und ich den Titel behalten will, ist andererseits eine große Motivation."

Boxen wird sie gegen die ehemalige siebenfache Weltmeisterin Mikaela Lauren. Nach mehreren (Kuss-)Skandalen bei Abwaagen und Pressekonferenzen, ist die Schwedin medial keine Unbekannte.

"Sie ist in den letzten Jahren aber Mutter geworden, will noch einen Titel gewinnen, sodass ihre Tochter miterlebt, was sie in den Jahren zuvor alles erreicht hat. Und wenn sie gewinnen sollte, wäre sie mit 48 Jahren die älteste Titelgewinnerin der Boxgeschichte. Ein Skandal würde mich sehr überraschen."

600 Trauernde bei Beerdigung

Auch wenn die Bounce Fight Night mit dem Hotel InterContinental zwar in gewohnter Umgebung stattfindet, wird sie für die zwei nicht wie früher sein. Denn am 16. November mussten sich beide von ihrem Trainer beziehungsweise Bruder ein letztes Mal verabschieden.

Rund 600 Trauernde kamen zur Beerdigung am Ottakringer Friedhof. Was von Daniel Nader in Erinnerung bleibt?

"Respekt, Disziplin und vor allem nichts versprechen, was man nicht halten kann. Das ist der Satz gewesen, den ich durch ihn verinnerlicht habe, der in meinem Kopf bleibt und mich für immer an meinen Bruder erinnert", so Bruder Marcos unter Tränen …

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