Im Generationen-Duell hat sich die Routine hauchdünn durchgesetzt.
Vor tausenden begeisterten Zuschauern in der größten Eishockey-Arena der Schweiz hielt Jakob Schubert im Vorstieg-Bewerb der Herausforderung des 16-jährigen japanischen Supertalents Sorato Anraku stand und kürte sich zum Rekordweltmeister im Klettern.
Nach seinem fünften WM-Gold wartet auf den 32-Jährigen in Bern gleich das nächste große Ziel, die Olympia-Qualifikation.
Schubert ist im Finale "All-In" gegangen
"Ich bin mit der Devise ins Finale gegangen, dass ich all-in gehe und volles Risiko klettere. Für mich zählte nur Gold" sagte Schubert am Sonntagabend.
Als drittletzter Kletterer des Finales hatte der Tiroler Anraku knapp überflügelt, aber noch warteten sein tschechischer Freund Adam Ondra und der junge Brite Toby Roberts, der Beste im Halbfinale.
Doch beide scheiterten überraschend früh. "Ich bin ein bisschen überrumpelt worden mit den ganzen Emotionen. Es ist extrem schnell gegangen, weil sie beide so weit unten schon einen Fehler gemacht haben", erzählte Schubert.
Er ist mit fünfmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze der erfolgreichste Sportkletterer der WM-Geschichte. Seine vier WM-Titel im Vorstieg sind ebenfalls unerreicht. Zudem ist er nun der älteste Weltmeister, Frauen miteingerechnet.
"Es ist extrem cool, in den Geschichtsbüchern verewigt zu sein. Man selbst weiß am besten, wie viel harte Arbeit dahintersteckt, deswegen kann ich mich sehr freuen", erklärte der Routinier. "Die Emotionen sind im Moment verrückt. Für solche Momente lebt man als Sportler."
Auf dem Weg zum Rekordhalter - Anpassung von Nöten gewesen
Der Tiroler schwärmte von einem hochklassigen Bewerb und der Herausforderung durch routinierte und aufstrebende junge Konkurrenten.
"Es ist eine zusätzliche Motivation, dass gerade das Feld im Vorstieg sich so stark anfühlt wie noch nie. Ich wusste, dass ich den Vorstieg meines Lebens schaffen musste, um diesen Weltmeistertitel erneut zu gewinnen. Es ist mega, dass es sich wieder einmal für mich ausgegangen ist – auch wenn es knapp war", meinte Schubert.
Seit seiner ersten WM-Medaille vor zwölf Jahren ist der Innsbrucker bei Großereignissen verlässlicher Medaillensammler, 16 sind es mittlerweile bei Weltmeisterschaften (10), Europameisterschaften (5) und Olympia (1).
Dafür war Anpassung notwendig, denn auch das Sportklettern hat sich verändert.
"Der Style hat sich fast um 180 Grad gedreht. Vor zehn oder zwölf Jahren waren es viele kleine Griffe, die Komponente Kraft hat eine wichtige Rolle gespielt. Heute gibt es viele große Volumen, Dynamik und Beweglichkeit sind sehr wichtig", erklärte Schubert.
Vorstieg-Gold nur "ein cooles Zwischenziel" auf dem Weg zu Olympia
Der Ausnahmekletterer hat auch seine Saisonplanung angepasst, die Weltcupstarts zurückgeschraubt, um bei Großereignissen in Topform zu sein.
Heuer ist dem Heeressportler das wieder gelungen, aber noch steht ein weiteres großes Ziel an. Schubert will sich in der olympischen Kombination aus Bouldern und Lead in Bern eines von drei Tickets für Paris 2024 holen.
Vorstieg-Gold sei "ein cooles Zwischenziel, aber ich hoffe, dass es noch nicht meine letzte Medaille war", sagte Schubert, der in Tokio 2021 Bronze gewonnen hat.
Mit den Rängen zwölf im Bouldern und eins im Vorstieg hat er sich als Zweitbester für das Halbfinale der Top 20 qualifiziert, nur Anraku hat mit den Plätzen vier und zwei mehr Punkte gesammelt.
Im Halbfinale am Mittwoch, für das auch Nicolai Uznik sowie bei den Frauen Jessica Pilz qualifiziert sind, sowie im Finale am Samstag erwartet er wieder "ein enges Rennen". Sich schon in Bern zu qualifizieren, "war das große Saisonziel, es würde vieles erleichtern".