Wenn am Mittwoch die Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam beginnen, stellt Österreich mit 18 Sportlern sein größtes Kontingent seit Stuttgart 1986.
Dabei kann einer von Österreichs aussichtsreichsten Hoffnungen nur zuschauen: Lukas Weißhaidinger.
Eine bittere Angelegenheit für den 24-jährigen Diskuswerfer, der sich aktuell in der Form seines Lebens befindet und vor zwei Wochen in Madrid sein erstes IAAF World Challenge Meeting für sich entschied.
Doch justament bei seinem Sieg knöchelte der Oberösterreicher um und verstauchte sich dabei den Mittelfuß. Die EM konnte er sich damit abschminken. Wobei das Werfen an und für sich sogar ginge. „Nur kann er sich danach nicht schmerzfrei abfangen“, weiß Nationaltrainer Gregor Högler. „Und man darf keine Angst haben, sich abzufangen.“
Läuft alles glatt, ist er nach zwei bis drei Wochen Zwangspause wieder auf dem Dampfer.
Ertragreiches Umfeld
Weißhaidinger selbst nimmt das Verpassen der womöglich besten EM-Platzierung seiner Karriere sportlich. „Schließlich sind heuer auch noch Olympische Spiele“, meint die aktuelle Nummer 14 der diesjährigen Europarangliste (unter anderem hinter fünf Deutschen).
Sein Ticket für Rio sicherte sich Weißhaidinger bereits im Vorjahr. Die dafür notwendigen 65 Meter übertraf er heuer bei seinem Heim-Meeting in Ried (65,58 Meter) ein weiteres Mal.
Kurzum: Bei Weißhaidinger läuft es gerade wie geschmiert. Zumindest abseits der Verletzung. Insofern will er mit Blick auf das große Ziel Rio auch nichts riskieren. „Bei Olympia werde ich vielleicht dreimal in meinem Leben dabei sein können, eine EM ist aber jedes zweite Jahr“, rückt er die Relationen zurecht. In Sachen Förderungen und Sponsoren sei es ebenfalls das Ringe-Highlight, das wirklich zählt.
In oder außer Wurfweite
Warum bei Weißhaidinger die Leistungskurve zuletzt so steil nach oben zeigte? „Ich denke, wir haben viel richtig gemacht.“ Und mit „wir“ meint er unter anderem die – wie er es nennt – „Symbiose“ zwischen ÖLV-Coach Högler und seinem Heim-Trainer Josef Schopf. „Dazu kommt, dass sich rund um Gregor mittlerweile eine Trainingsgruppe gebildet hat, in der wir uns gegenseitig pushen“, schildert Weißhaidinger, der im Vorjahr seine Technik adaptierte.
Wie sehr die Gruppe pusht, zeigt die Tatsache, dass mit Gerhard Mayer ein zweiter österreichischer Diskuswerfer das Rio-Limit in der Tasche hat. Der 36-jährige Routinier hatte im Frühjahr mit Schwellungen im Knie zu kämpfen, wird in den Niederlanden jedoch in den EM-Ring steigen.
Mit der richtigen Form gelten die beiden Diskuswerfer neben Zehnkämpfer Dominik Distelberger bei den Olympischen Spielen als aussichtsreichste ÖLV-Athleten. Auch wenn die Medaillen angesichts von Granden wie Robert Harting oder Piotr Malachowski außer Wurfweite scheinen, gibt sich der Olympia-Debütant dennoch angriffslustig: „Ich fahre nicht hin, um nur dabei zu sein.“
Dafür geht der 130-kg-Koloss im Training in die Vollen. Verletzung hin oder her. Zwar muss er das Wurftraining im Augenblick aussetzen, dafür forciert er das Krafttraining. „Dass ich jetzt schon mit dem Aufbau für Olympia beginne, ist kein Nachteil.“
Mit diesen Aussichten lässt sich auch die Zuschauerrolle während der EM gut verkraften.
Reinhold Pühringer
Österreichs EM-Aufgebot | |
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Jennifer Wenth | 5.000 Meter |
Beate Schrott | 100 Meter Hürden |
Stephanie Bendrat | 100 Meter Hürden |
Eva Wimberger | 100 Meter Hürden |
Dominik Hufnagl | 400 Meter Hürden |
Andea Mayr | Halbmarathon |
Anita Baierl | Halbmarathon |
Veronika Watzek | Diskuswurf |
Ivona Dadic | Siebenkampf |
Verena Preiner | Siebenkampf |
Markus Fuchs | 100 Meter |
Andreas Vojta | 1.500 Meter |
Brenton Rowe | 5.000 Meter |
Valentin Pfeil | Halbmarathon |
Lemawork Ketema | Halbmarathon |
Edwin Kemboi | Halbmarathon |
Gerhard Mayer | Diskuswurf |
Dominik Distelberger | Zehnkampf |