Die Leichtathletik-WM beginnt am kommenden Samstag. Mit Markus Fuchs (100 Meter), Susanne Gogl-Walli (400 Meter), Victoria Hudson (Speer), Julia Mayer (Marathon), Raphael Pallitsch (1500 Meter), Lena Pressler (400 Meter Hürde) und Lukas Weißhaidinger (Diskus) nehmen acht heimische Athlet*innen daran teil.
Im Interview verrät ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer, welche Medaillen-Ziele man hat und spricht über den Konkurrenzkampf mit anderen Sportarten sowie die Erfolge im Nachwuchs.
Frage: Der ÖLV stellt mit acht Athletinnen und Athleten das größte Team seit 1999 in Sevilla bei einer WM - obwohl die internationalen Qualifikationsrichtlinien nochmals verschärft wurden. Was ist das für ein Zeichen für die österreichische Leichtathletik?
Sonja Spendelhofer: "Ein gutes. Es ist ein Zeichen, dass die Arbeit, die in den letzten Jahren investiert wurde, uns weiterbringt."
Frage: Steigt damit auch der Erwartungsdruck, nachdem die Medaillen bei der WM und der EM im Vorjahr ausgeblieben waren?
Spendelhofer: "Natürlich wollen wir da wieder hin. Aber Forderungen zu stellen wäre extrem unfair den Athletinnen und Athleten gegenüber, weil wir wissen, sie geben alles, sie ordnen ihr ganzes Leben dem Sport unter. Es sind ja nicht nur drei, die um die Medaillen kämpfen, sondern zehn oder je nach Disziplin mehr. Unsere geben das Beste, dass sie topfit am Punkt sind, ich bin überzeugt, sie werden abliefern. Wir haben durchaus Medaillenchancen. Beim Luki (Lukas Weißhaidinger/Diskus) sowieso, aber auch bei der Vicky (Victoria Hudson/Speer) sehe ich diese. Aber wir machen keinen Druck."
Frage: Schon in einem Jahr sind die nächsten Olympischen Spiele, ist da ein ähnlich großes Team realistisch? Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger und 400-m-Läuferin Susanne Gogl-Walli haben ja bereits das Direkt-Limit geschafft.
Spendelhofer: "Ob Olympia oder WM, das sind dieselben Personen, das sind die Besten der Welt. Es wäre vermessen, eine solche Teamgröße für Olympia zu fordern. Aber natürlich wünschen wir uns das für Paris."
Frage: Bei der U20-EM in Jerusalem gab es zuletzt gleich fünf Medaillen für Österreich. Es waren die erfolgreichsten Titelkämpfe dieser Altersklasse in der ÖLV-Geschichte.
Spendelhofer: "Wir wussten, dass sie stark sind. Aber natürlich müssen sie ihre Leistung auch auf den Punkt bringen und beim Wettkampf abliefern, und das haben sie getan. Fünf Medaillen ist ein Wahnsinn."
Frage: Wie schafft man es jetzt, diese Athletinnen und Athleten beim Übergang zur Eliteklasse nicht zu verlieren?
Spendelhofer: "Das ist eines unserer Hauptthemen im Verband. Das geht natürlich nur über Unterstützung von Leistungssportzentren und Support in jeder Richtung. Da ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten ganz viel entstanden - mit Helmut Baudis als Generalsekretär, Gregor Högler als Sportdirektor und unseren Leuten, die Profis sind und Möglichkeiten schaffen, dass das gelingt."
Frage: Sind in dieser Altersklasse andere, hippe Sportarten noch eine Konkurrenz?
Spendelhofer: "Mit 19 Jahren ist der Wechsel in eine andere Sportart nicht unbedingt das Thema, wir Sportarten haben auch nicht das große Konkurrenzdenken. Aber mit 19 ändert sich schon viel im Leben, wenn sie in eine Leistungssportschule gehen, dann haben sie gerade maturiert. Das ist es wichtig, dass es eine Chance gibt, dass sie in ein professionelles Training einsteigen. Da ist das Bundesheer enorm wichtig, da braucht man eine Absicherung. Die meisten studieren auch."
Frage: Das Hoch sollte man nützen. Wie läuft es hinsichtlich der Bestrebungen, eine U18- oder U20-EM in Österreich zu veranstalten?
Spendelhofer: "Wir sind dran und werden im Herbst weitere Gespräche führen. Es ist nach wie vor ein großes Ziel von uns. Man muss da aber in Fünfjahreszeiträumen denken, weil die Vergabe ja einen größeren Vorlauf bedarf. Das wäre ein großer Motivationsschub für alle in der Leichtathletik, für Athletinnen und Athleten, Kampfrichterinnen und Kampfrichter, für das ganze System."