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Warum WM-Medaille für Weißhaidinger außer Reichweite war

In einem historischen WM-Bewerb blieb der Österreicher ohne Edelmetall. Gegen die Top 3 war in Budapest kein Kraut gewachsen.

Warum WM-Medaille für Weißhaidinger außer Reichweite war Foto: © GEPA

Die ersten zwei Athleten über 70 Meter, die ersten vier über 68 - noch nie in der Geschichte hat es einen hochklassigeren Diskus-Wettkampf bei einer Leichtathletik-WM gegeben.

Lukas Weißhaidinger landete in der Megashow am Montagabend in Budapest an der siebenten Stelle. Das ist für ihn so zu akzeptieren, zugleich weckt es aber auch "Revanche"-Gelüste, denn schon 2024 folgt Olympia in Paris. Dafür wird es nötig sein, im Stadion öfters die 68 m abzurufen und auch 69 zu werfen.

Weißhaidinger hatte einen weiteren Wurf als die dann tatsächlich gebrachten 65,54 auf dem Finger, aber das Momentum sei nicht perfekt gewesen, meinte der Oberösterreicher. "Es war knapp, dass es wirklich gut ist."

WM-Medaille war außer Reichweite

Mehr als ein 67er-Wurf sei für seinen Athleten an diesem Abend aber nicht drinnen gewesen, sagte Trainer Gregor Högler im Bilanzgespräch am Dienstag.

"Die Würfe waren solide, aber er hat keinen getroffen. So sportlich muss man sein, wir können nicht sagen, dass wir voll enttäuscht sind." Als Vorbild wolle man sich Daniel Ståhl nehmen, der sich nach dem enttäuschenden letzten Jahr zurückgearbeitet hat.

Nachdem sich Titelverteidiger Kristjan Čeh aus Slowenien im letzten Versuch mit 70,02 m an die Spitze geworfen hatte, konterte der Schwede in eiskalter Manier mit dem WM-Rekord von 71,46. Vom Ansatz her und mit Wind wäre der Weltrekord (74,08) in Gefahr gewesen, waren sich die Experten einig.

"Das war der technisch beste Wurf, den ich je gesehen habe", merkte Högler an. "Das war eine brutale Leistung der zwei", meinte Weißhaidinger. Trotz 70 m nicht Gold zu holen, da habe man ja beim Lotto bessere Chancen zu gewinnen, fügte er an.

Bronze eroberte der Litauer Mykolas Alekna mit 68,85, der Australier Matthew Denny ging mit dem nationalen Rekord von 68,24 leer aus. "Die ersten drei sind vom Mindset extrem stark. Sie waren die Favoriten, alles andere wäre ein Wunder gewesen", sagte Högler.

Es soll wieder an der Technik gearbeitet werden

Weißhaidinger warf heuer bereits den neuen österreichischen Rekord von 70,68 m, allerdings nicht im Stadion, sondern am Feld. "Dass er 69 m im Stadion wirft, müssen wir trainieren", gab der Trainer vor.

Dafür soll gegen die Wurf-Riesen mit Armspannweiten wie den 2,23 m von Ståhl die Technik abermals leicht adaptiert werden.

"Wir müssen sicher daran arbeiten, dass die Hüfte zur Schulter noch aggressiver kommt. Dass es hintenraus mehr schnalzt, das heißt, den Wurf mehr verzögern, das bringt halt extreme Geschwindigkeit auf den Diskus. Das ist natürlich härter für den Körper auch."

Auch wenn die Konkurrenten lange Arme hätten, seien sie schlagbar. "Die Physik hat auch noch andere Gesetze als Hebel, zum Beispiel Impuls und Geschwindigkeit. Aber jetzt sind wir mal geflasht von denen." Dann werde man das Physikbuch wieder ausgraben und einen Weg finden, fügte Weißhaidinger an.

Diskuswurf erlebt die stärkste Zeit der Geschichte

Der dreifache Bronzemedaillengewinner bei Großereignissen meinte in der Nachbetrachtung, dass es für ihn im Endeffekt nicht gereicht habe, er unterm Strich aber nicht unzufrieden sei.

"Es ist eine enorme Dichte, es lässt keiner aus. Ich werde nicht aufgeben, wir werden weiterarbeiten. Aber nach so einem Bewerb wäre man schlecht beraten, wenn man jetzt Fehler sucht." Man freue sich auf die Olympischen Spiele in Paris und wolle Revanche nehmen. "Es ist natürlich auch wieder einmal zu meinen Gunsten möglich."

Er habe seine Medaillen und er wisse, dass er wieder Medaillen machen könne. "Es war wichtig, dass wir nach dem letzten Jahr den Status wiedererlangen, zu den Top acht zu zählen. Da spricht man von Weltelite. Die Motivation ist absolut da und das Feuer auch, dass man zurückschlägt", versicherte Weißhaidinger.

Der Diskuswurf erlebe die stärkste Zeit der Geschichte, es sei eine Ehre mitkämpfen zu dürfen, sei aber auch ein bisschen undankbar, meinte Högler.

Drei Meetings noch eingeplant

Mit Thum, der Wurfplatzeröffnung in Taufkirchen und Zagreb hat Weißhaidinger heuer noch drei Wettkämpfe eingeplant. "Auf mein Heimmeeting bin ich sehr stolz. Das geht es nicht um mich, da geht es speziell um den Nachwuchs, dass man Menschen begeistert. Vielleicht gibt es ja einmal einen WM-Teilnehmer aus meinem Heimatverein."

Es soll ein kurzweiliger Abend mit ein bisschen Volksfestcharakter werden und einen Kids-Cup geben. Auf dem Programm stehen die Disziplinen Diskus mit Weißhaidinger, Speerwurf mit Victoria Hudson und Hochsprung mit Lionel Strasser.


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