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ÖOC: Präsidentschafts-Ära geht zu Ende

Karl Stoss wird am Montag nach 15 Jahren als ÖOC-Präsident abtreten. Als voraussichtlicher Nachfolger steht Horst Nussbaumer bereit.

ÖOC: Präsidentschafts-Ära geht zu Ende Foto: © GEPA

Am Montag wird der zwölfte Präsident in der Geschichte des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) sein Amt antreten. Der 68-jährige Vorarlberger Karl Stoss hat als aktueller ÖOC-Boss nicht für eine fünfte Amtszeit kandidiert, wofür er laut Statuten berechtigt gewesen wäre.

Bei der ordentlichen ÖOC-Hauptversammlung in einem Wiener Hotel steht so nun eine Liste zur Abstimmung, an deren Spitze Ruderverbandspräsident Horst Nussbaumer steht.

Es ist zu erwarten, dass der 53-Jährige mit seinem Team das Vertrauen der Wahlberechtigten für eine vierjährige Amtszeit erhält. Bei Stoss wie auch bei dessen beiden Vorgängern Kurt Heller und Leo Wallner waren es insgesamt jeweils mehr als 15 Amtsjahre, Stoss plädiert auch für eine längere Kontinuität auf dem Chef-Posten.

"Er kann nun nach den Sommerspielen in Los Angeles noch einmal für vier Jahre antreten, Brisbane (2032, Anm.) ist auch vergeben. Das würde ich dringend raten. Denn dann kann man viel Erfahrung aus diesen Sommer-Events mitnehmen."

Rudern-Medaillengewinner als Nachfolger

Nussbaumer ist eben auch kein Newcomer im ÖOC-Getriebe. Seit 2017 ist er Teil des Vorstands, das Funktionärsleben kennt er spätestens seit Übernahme der Präsidentschaft in Österreichs Ruderverband (ÖRV) 2013. Mit 53 Jahren ist Nussbaumer nur knapp ein Jahr älter als Stoss bei seiner Amtsübernahme.

Der Oberösterreicher ist ehemaliger Spitzensportler, als Ruderer war er 1992, 1996 und 2000 bei Olympischen Spielen dabei. Ein Karriere-Höhepunkt war zudem WM-Bronze im Doppelvierer 1998.

Gratulationen zur Wahl im Voraus oder die Einladung zur Präsentation der Pläne für seine Amtszeit wollte Nussbaumer vor der Wahl nicht annehmen. "Ich bin es als Sportler gewohnt, dass man nicht gratuliert, bevor die Ziellinie erreicht ist", sagte er vor rund einem Monat anlässlich der Präsentation der Wahlliste im APA-Gespräch.

"Athleten und Trainer vorrangig"

Einen Teil seiner Linie ließ Nussbaumer aber schon erkennen: "Für mich sind die Athletinnen und Athleten und die Trainerinnen und Trainer vorrangig. Sie sind die wichtigsten Akteure."

Demnach sei es wichtig, sämtliche Entscheidungen dahingehend auszurichten. "Wir sind nur dazu da, ihnen Steine aus dem Weg zu räumen, ihre Trainingsbedingungen zu verbessern, einfach Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie ihre Ziele erreichen können."

Dass seine beiden auf der Wahlliste aufscheinenden Vizepräsidentinnen sowie der Vizepräsident - Roswitha Stadlober (Ski)) und Elisabeth Max-Theurer (Pferdesport) bzw. Markus Prock (Rudern) - diese Linie unterstützen, ist zu erwarten. Sie alle waren ebenfalls olympische Spitzensportler und führen ihre Verbände an.

Stoss bleibt in ÖOC-Vorstand

Sind Max-Theurer und Prock schon in der Vizepräsidentschaft, würde Stadlober die Stelle von Sonja Spendelhofer einnehmen. Die Präsidentin des Leichtathletik-Verbandes soll mit Stadlober wechseln und künftig Vorstandsmitglied sein.

Statt Nussbaumer und dem als Rechnungsprüfer nominierten Walter Kapounek (Hockey) sollen Markus Platzer (Handball) und Dieter Schneider (Segeln) in den Vorstand. Dort weiter verankert bleiben sollen Johannes Göss-Saurau (Golf), Gabriela Jahn (Turnen), Gernot Leitner (Volleyball), Martin Poiger (Judo) und Yasmin Stepina (Eishockey).

Nicht auf der Wahlliste, da bis 2026 gewählt, steht Matthias Guggenberger als Athletenvertreter. Und dadurch, dass Stoss (seit 2016 und noch bis 2030) Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist, wird er als solches statutengemäß weiter dem ÖOC-Vorstand angehören. Dieser wird so aus 14 statt bisher 13 Personen bestehen.

Davon unabhängig will sich der Ex-Vorstandsvorsitzende der Casinos Austria und Österreichischen Lotterien weiter für ÖOC-Belange einsetzen: "Ich stehe sehr gerne weiter zur Verfügung, will mich auch einbringen in die Anliegen."

Bei allen Medaillengewinnen vor Ort

Stoss ist seit 22. Oktober 2009 als Nachfolger von Wallner im Amt, als erster Vorarlberger als ÖOC-Chef. Wiedergewählt wurde er im November 2012, im März 2017 und - verzögert aufgrund der Corona-Pandemie bzw. der Verschiebung der Tokio-Spiele auf 2021 - im September 2023.

Bei laut ÖOC-Angaben insgesamt 33 olympischen Veranstaltungen erlebte Stoss alle in dieser Zeit fixierten 287 Medaillengewinne vor Ort mit, insgesamt 78 davon bei je vier Winter- und Sommer-Spielen - 23 davon in Gold.

Stoss bleibt dem Sport erhalten

Im IOC ist Stoss gut achteinhalb Jahre nach Beginn seiner Mitgliedschaft - der zehnten eines Österreichers - fest verankert. Aktuell ist der passionierte Bergsteiger Chairman von "Future Host Olympic Winter Games" und Chairman der "Sport Programme Commission".

Als solcher hat er zuletzt bei der IOC-Session in Griechenland Boxen zur Aufnahme in das Programm von Los Angeles 2028 empfohlen. Das Sportprogramm für 2032 wird hingegen 2026 fixiert. Zudem ist Stoss Mitglied im "Audit Committee".

Bei der Wahl seines Nachfolgers ist Stoss stimmberechtigt. Die weiteren Stimmen kommen von den 40 österreichischen Sport-Fachverbänden, von den Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ und Sportunion, von Sport Austria sowie von den zwei Athletenvertretern bzw. -vertreterinnen.

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