Großer Bahnhof am Flughafen Wien für Österreichs Schwimm-Nationalteam: Gleich sieben Athleten kamen Montagmittag aus Belgrad als Europameister an, wurden von einer kleinen OSV-Delegation sowie von Freunden und Verwandten heftig beklatscht.
Am Freitag hatten sich die Wasserspringer Dariush Lotfi und Anton Knoll Synchron-Gold vom Turm gesichert, am Sonntag folgten die Langbahn-Titel von Felix Auböck über 400 m Kraul sowie jener für die Männer-Staffel über 4 x 100 m Lagen.
Dies war der krönende Schlusspunkt von Titelkämpfen, bei denen sich in Rot-weiß-rot bereits in der Woche davor Synchronschwimmerin Vasiliki Alexandri zur zweifachen Europameisterin im Solo gekürt hatte. Fünfmal Gold und dazu Silber für Simon Bucher über 50 m Delfin ließ auch manche der Beteiligten sprachlos zurück. "Wir haben gehofft, dass er den dritten Platz halten kann", sagte Brustschwimmer Valentin Bayer der APA über die Erwartungen in den finalen Staffel-Kraulschwimmer Gigler. "Da hat er sich dann aber selbst übertroffen."
Gigler kann Staffel-Gold noch nicht realisieren
Der unterbot auch abzüglich des fliegenden Starts die Olympia-Qualifikationsmarke deutlich - aber in der Staffel zählt das nicht. "Es hat zumindest gezeigt, dass ich es kann. Es zeigt, wo es nächste Saison hingehen könnte", erklärte Gigler.
"Ich habe einfach alles auf der ersten Länge gegeben, und Gott sei Dank habe ich es gut halten können. Gott sei Dank habe ich die längeren Fingerspitzen gehabt als der Pole." Diesen fing der Kärntner um 0,03 Sek. ab, den ukrainischen Schluss-Schwimmer um 0,09 Sek. Österreichs Gold-Doppelschlag war damit perfekt.
Gleich hatte Gigler den Triumph aber nicht realisiert. "Die Anzeigetafel war ein bisschen weiter weg, ich habe es nicht genau gesehen. Dann habe ich aber Simon so schreien gehört. Da habe ich gewusst, okay, es hat gereicht." Mit einem weiteren Kraftakt hievte sich der 28-Jährige aus dem Becken und reihte sich in die Jubeltraube ein.
"Es hätte nicht viel gefehlt, dass es mich wieder hinten zurückhaut. Aber ich wollte raus und das mit den Jungs feiern." Nun hofft Gigler, dass er trotz des Verpassens der Olympia-Norm in Einzel-Rennen um bloß 0,02 Sek. noch in das Paris-Feld nachrückt.
Bucher hofft auf Steigerung für Olympia
Delfin-Spezialist Bucher war in der Staffel langsamer unterwegs als im Einzel, als er am Donnerstag Vierter geworden war. "Aber es hat gereicht, mehr als Gold geht nicht. Bei Olympia muss aber jeder von uns noch etwas drauflegen - außer Heiko vielleicht. Aber wenn drei Leute ein bisschen schneller schwimmen, kann das eine ganz coole Zeit werden."
Die Hymne bei der Siegerehrung sei jedenfalls "Gänsehaut" gewesen, was auch Startschwimmer Bernhard Reitshammer so empfand. "Ich bin voll zufrieden mit Rücken, aber glaube, dass das bei den Spielen schneller wird."
Auf eine schnellere Zeit als die in Belgrad hofft für Olympia auch Auböck, auch wenn er da seinen zwei Jahre alten OSV-Rekord verbessert hat. "Das Rennen dort wird viel schneller und härter werden, schon der Vorlauf", erläuterte Auböck der APA.
"Ich werde mit einer Belastung in das Finale hineingehen, die ich jetzt nicht gehabt habe. Jetzt wissen wir, dass es funktioniert und jetzt können wir für die nächsten Wochen an den nächsten Schritt denken." Der Prozess der Technik-Umstellung unter Coach Balasz Fehervari sei nun jedenfalls abgeschlossen.
Auböck zieht Vergleich zu WM-Gold 2021
U.a. dem Ungarn galt die bestätigende Siegerfaust nach dem Anschlag. "Auf der einen Seite, weil ich es für mich selbst gebraucht habe. Und auf der anderen Seite für die Leute um mich herum, die mir das Vertrauen gegeben haben und in mich vertraut haben und zu zeigen, dass es funktioniert", führte der 27-Jährige aus.
Er habe zwar gewusst, dass er gut drauf sei, aber es sei ein Unterschied, es dann auch wirklich ins Becken zu bringen, wenn es zählt. "Dass in so einer Situation abzurufen, ist mir noch nicht so oft auf so einem Niveau gelungen. Da war die Erleichterung ganz groß."
Auböck zog einen Vergleich mit seinem Lauf zu Kurzbahn-WM-Gold 2021. "Es waren beide Rennen so, dass mir von Anfang an alles gelungen ist. Die Freude ist so da, weil alles gepasst hat. Das habe ich nicht so oft in einem Rennen."
Auböck: Einige dachten wohl, er sei "weg vom Fenster"
Der Südstadt-Athlet rechnet nun für die Sommerspiele auch mit einer guten Leistung über 200 m Kraul. "Ich glaube, dass da einiges möglich ist, weil die Geschwindigkeit jetzt von Anfang an schnell war. Ich bin nicht eingebrochen. Bei 200 m habe ich gewusst, das gewinne ich. Das ist das beste Gefühl, dass man als Sportler haben kann."
Einige der Konkurrenten und vor allem deren Trainer seien über seine Leistung überrascht gewesen, wie Auböck meint. "Ich glaube, dass sich einige gedacht haben, dass ich weg vom Fenster bin, weil es jetzt die letzten eineinhalb Jahre nicht so funktioniert hat."
Mindestens genauso groß war wohl die Überraschung über das Gold der beiden Wasserspringer. "Wir sind vor dem letzten Sprung auf den Turm gegangen und haben uns gesagt, wir glauben dran. Und es ist passiert", erzählte Lotfi. "Europameister zu sein, damit fühlt man sich wirklich gut", ergänzte Knoll.