Das Kasperl-Theater nimmt kein Ende.
Exakt ein Jahr, nachdem Stefan Miklauz als Präsident des chaotischen Schwimm-Verbandes (OSV) das Handtuch geworfen hat, will die OSV-Spitze am 4. März in Wels einen Nachfolger bestimmen.
Geht es nach dem aktuellen Vorstand, soll dieser Arno Pajek heißen.
Ein Ehrenamt, um das aufgrund von Malversationen sowie der unsicheren Zukunft kein G‘riss herrscht. Den jüngsten Entwicklungen zufolge drohen dem OSV weitere Klagen. Es brennt an vielen Ecken lichterloh.
Völlig vergiftet
Mit vielen Mitstreitern muss Pajek am außerordentlichen Verbandstag nicht rechnen. „Nein, es gab von OSV-Seite keinen weiteren Kandidaten“, erklärt der bisherige Rechtsreferent, dass auch der Verband keine Auswahl hatte.
Eine Abstimmung ohne Nebengeräusche ist aber dennoch nicht zu erwarten. Zu tief sind die Gräben im heimischen Schwimm-Lager, in welchem mittlerweile jedes Wort argwöhnisch beäugt wird. Wie argwöhnisch, zeigt etwa die Einladung zu eben diesem Verbandstag. Diese erfolgte nämlich nicht wie in den Statuten explizit festgelegt (§29/5) durch einen Vize-Präsidenten, sondern durch den Generalsekretär.
Wohl ein Schlampigkeits-Fehler, ein unbedachtes Malheur. Denn wer könnte aus dem falschen Absender einen Nutzen ziehen?
Niemand.
„Ich nehme an, dass das übersehen wurde“, erklärt mit Peter Rothbauer einer der drei Vize-Präsidenten des OSV. Alle Aufregung sei umsonst, schließlich liege dem Ganzen ein Vorstandsbeschluss zugrunde, womit hier niemand eigenmächtig gehandelt habe. Als anfechtbar sehe er den Verbandstag und die dortigen Beschlüsse daher nicht. Ob das die Vereinsbehörden genau so sehen, sei freilich dahingestellt.
Wozu aber letztlich die ganze Aufregung?
Um dies besser zu verstehen, bedarf es eines Blicks zurück: Im Dezember 2013 versuchten zehn Prozent der Mitgliedsvereine ihr in den Statuten verankertes Recht geltend zu machen, einen außerordentlichen Verbandstag einzuberufen. Die damalige OSV-Führung spielte jedoch auf Zeit, mit teils recht fadenscheinigen Argumenten. „Eine Unterschrift war nicht leserlich“, begründete etwa Generalsekretär Thomas Unger die Anzweiflung einer der damaligen Vereins-Absichtserklärungen. Zum Telefonhörer zu greifen, um etwaige Zweifel aus der Welt zu räumen, war ihm nicht in den Sinn gekommen.
Eine Spitzfindigkeit, mit der der OSV-Vorstand damals der Opposition ein Schnippchen schlug. Unterm Strich trug es jedoch dazu bei, das ohnehin schon schlechte Gesprächs-Klima weiter zu vergiften. Und da bekanntermaßen der Ton die Musik macht, wird nun die nicht statutengemäße Einberufung des bevorstehenden Verbandstages eben schnell zum Politikum hochstilisiert. Aufgrund der Anzeige eines Funktionärs wird sich auch das Verbands-Gericht mit dieser Thematik befassen müssen. Der OSV reagierte bereits auf die Vorwürfe und versuchte sich mittels eines Briefes an seine Mitglieder zu erklären.
An Entlastung noch gar nicht gedacht
Wie angekündigt, soll in Wels nicht nur ein neuer Präsident, sondern gleich ein gesamter Vorstand gewählt werden. Dazu beabsichtigt der aktuelle im Rahmen des Verbandstages geschlossen zurückzutreten, um sich dann als Team von Pajek der Wahl zu stellen.
„Es gibt eine Handvoll Kritiker, welcher wir mit unserem Rücktritt die Chance geben wollen, zu beweisen, dass sie es besser können“, verweist Rothbauer auf demokratische Grundprinzipien. Die im OSV gelebte Praxis von der Weitergabe von Stimm-Vollmachten höhlten den demokratischen Grundgedanken in den letzten Jahrzehnten jedoch zunehmend aus – so gibt es im heimischen Schwimm-Verband seit 60 Jahren keinen gröberen Umsturz mehr an der Spitze. Für die kommende Wahl ist deshalb trotz der bekannten Problemfelder von keinen Überraschungen auszugehen.

Wie Rothbauer weiter erklärt, soll der geschlossene Rücktritt des Vorstands den Weg zum Beginn einer neuen, kompletten Vier-Jahres-Periode ebnen. Für gewöhnlich sieht so etwas eine Entlastung der scheidenden Verbandsspitze vor. Diese ist jedoch kein Punkt auf der Tagesordnung.
„Nein, es ist keine Entlastung notwendig“, entgegnet der nach wie vor als Rechtsreferent tätige Pajek, um im fast gleichen Atemzug einzuräumen, dass man daran bislang noch gar nicht gedacht habe.
Mit der Entlastung verzichten Mitglieder eines Verbands auf etwaige Schadensersatz-Ansprüche an die Vorstandsmitglieder. Ein Prozedere, welches im Vereinsrecht nicht unstrittig ist, da Ansprüche nach Bekanntwerden neuer Tatsachen ohnehin angemeldet werden können.
Im Falle des OSV wurde bereits beim Verbandstag 2013 auf eine Entlastung verzichtet. Sieben Personen des alten Vorstands haben den Sprung in den neuen geschafft, darunter auch Pajek. Zuletzt fand im OSV 2012 eine Entlastung statt.
Kurs beibehalten
Was sich unter einem Präsidenten Arno Pajek ändern würde? Nicht viel, wie auch Pajek einräumt.
Obwohl er bislang kein Teil des Präsidiums ist, hat er seit dem Abdanken Miklauz‘ enorm an Meinungsführerschaft gewonnen, was der Vielzahl an juristischen Auseinandersetzungen mitgeschuldet ist. Dieser Eindruck wird durch einen Ausblick auf eine mögliche Präsidentschaft verstärkt: „Die große Änderung im Führungsstil im Vergleich zum letzten Jahr wird es nicht geben, weil wir unseres Erachtens gut gearbeitet und einige Fortschritte zusammengebracht haben. Wir sind an Sponsoren dran und sind auch dabei, die Sachen aufzulösen.“
Die Anzahl der Prozesse habe sich jedoch nicht verringert, sondern vergrößert. „Allerdings prozessieren nicht wir, sondern wir werden geklagt“, betont Pajek. Über die Rechtmäßigkeit des Vorgehens des OSV-Vorstands sagt diese Beteuerung freilich nichts aus.
Um nicht den Überlick über die diversen Brandherde zu verlieren, eine Übersicht:
1. Salzburger Vereine neuerlich "ausgeschlossen":
2. SC Austria Wien reicht nächste Klage ein:
3. Anzeige bei der Wiener Gebietskrankenkasse:
4. Die ominöse Formanek-Anzeige:
5. Systematischer Fördermissbrauch:
6. Vorwurf der Konkurs-Verschleppung:
Dass sich die Zahl an neuen Präsidentschafts-Kandidaten bislang in Grenzen hielt, ist vor diesem Hintergrund einleuchtend.
Weniger klar ist, welche neuen Lösungs-Wege unter Pajek beschritten werden können. Das Verhältnis zwischen ihm, Krankl und Schneeberger ist völlig zerstört. Wie tief die Gräben sind, verdeutlicht die jüngste Anzeige, die Krankl gegen Pajek beim Verbands-Gericht des OSV eingebracht hat. „Rechtsreferent Pajek hat im Dezember 2015 beim Wiener Schwimm-Verband eine Beratung gegen das Mitglied, den Schwimmclub Austria Wien, durchgeführt“, begründet Krankl seinen Schritt.
So oder so wird deutlich, dass ein Präsident Pajek wohl kaum die Lösung der Probleme, sondern längst ein Teil selbiger ist. Oder eben: Eine Notlösung ohne Lösung.
Reinhold Pühringer