Österreichs Bundessportförderung soll 2017 in einer einzigen Institution gebündelt werden.
Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) will demnächst einen mit den Fachverbänden abgesprochenen und dem Koalitionspartner abgestimmten Gesetzesentwurf einbringen, der die Entflechtung des bisherigen Systems mit mehreren Förderstellen sicherstellt.
Künftig soll nur noch eine Instanz die Bundes-Fördermittel von insgesamt 120 Millionen Euro jährlich verwalten, wie Doskozil am Donnerstag erklärt.
"Wirrwarr" zu entflechten
Derzeit gebe es im Spitzensport "durchaus ein Wirrwarr" an Förderstrukturen, das es zu entflechten gelte.
"Es gibt einfach zu viele Förderstellen, zu viele Bereiche, die mitsprechen", betonte Doskozil. Deshalb will er etwa bisherige Mittelverwalter wie das Projekt Rio, das Team Rot-Weiß-Rot und den Bundes-Sportförderungsfonds auflösen und in das neue System integrieren. In weiterer Folge soll auch die Sporthilfe einbezogen werden.
Das neue System mit nur noch einer Anlaufstelle soll nicht nur die Administration vereinfachen, sondern auch die (Förder-)Bedürfnisse der Sportler stärker in den Vordergrund stellen.
Weg vom Gießkannenprinzip
"Es ist wichtig, dass es eine zentrale Stelle gibt, wo Experten beheimatet sind und Verantwortung haben, wo es auch eine entsprechende Interaktion, eine Zusammenspiel mit den Fachverbänden gibt, um die Sportler bestmöglich zu servicieren, um die Rahmenbedingungen zu optimieren", erläuterte der Minister.
Außerdem will Doskozil weg vom Gießkannenprinzip und vielversprechende Sportarten, Athleten und Projekte gezielter fördern. Die Konzentration werde aber nicht so weit gehen, dass andere Sportarten ganz ausgeschlossen werden, das System soll auch diesbezüglich flexibel ausgestaltet sein, versprach der Minister.
Das bedeute aber freilich nicht, dass künftige Olympiamedaillen planbar werden, gab der Minister zu bedenken. Sehr wohl könne man aber die nicht ganz zu Unrecht kritisierten Rahmenbedingungen optimieren.
"Wirkliche Sportexperten" positionieren
An der Spitze der neuen, vorübergehend noch namenlosen Förderstelle sollen parteiunabhängige Experten stehen, die keinem Sportfachverband angehören. Mögliche Kandidaten für die Schlüsselpositionen nannte der Minister nicht.
Es werde jedenfalls eine öffentliche Ausschreibung geben. Als Kontrollorgan der in den Plänen derzeit als GmbH betitelten Organisation mit je einem Geschäftsführer für Sport und einem für wirtschaftliche Belange soll ein Aufsichtsrat fungieren.
Versorgungsposten und Multifunktionäre haben laut Doskozil im neuen System keinen Platz mehr.
"Ich bin dagegen, dass wir in dieser neuen Sportstruktur Funktionäre oder Politiker versorgen, sondern es geht darum, wirkliche Sportexperten zu positionieren." Sehr wohl einen Sitz im Aufsichtsrat könnte das ÖOC erhalten, so Doskozil auf Nachfrage.
Fachverbandsfunktionäre wie ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel werden dagegen nicht mehr operativ eingebunden sein.
"Wenn wir ein neues Fördersystem etablieren, kann es nicht so sein, dass jemand Förderempfänger ist und auch eine führende Rolle in dieser neuen Sportstruktur hat." Auch er selbst wird den neuen Gremien nicht angehören, "weil ich dort Sportexperten brauche und will, die sich wirklich auskennen und wissen, was benötigen die Sportler".
Dazu habe man bereits seit dem Frühjahr Gespräche mit Fachverbänden und (Ex-)Spitzensportlern geführt. Und auch bis zur demnächst anstehenden Einbringung des Gesetzesentwurfes sollen die Sportverantwortlichen eingebunden bleiben.
Gesetz Anfang nächsten Jahres
"Weil ich nicht will, dass man ein System etabliert, wo der Sport nicht mitreden kann." Neben den Förderstellen sollen gleichzeitig auch die Verwaltung der Olympiazentren und anderer Sportinfrastruktureinrichtungen mitreformiert werden.
Nach der nötigen Abstimmung mit der ÖVP soll das Gesetz schnellstmöglich im Parlament landen. "Ich gehe er davon aus, dass das neue Modell am Beginn des nächsten Jahres, aber auf jeden Fall im nächsten ersten halben Jahr beschlossen wird."
Die parteipolitisch dominierten Sportdachverbände wird es dagegen auch weiterhin geben. Diese könne er von Gesetzes wegen gar nicht auflösen, erinnerte Doskozil. Auch die diversen Förderinstanzen der Bundesländer sind vom geplanten Gesetzesentwurf nicht erfasst. Das sei jedoch in einem nächsten Schritt geplant.
Die Dachverbände und Länder sollen künftig noch stärker in Breiten- und Schulsportprojekte wie die tägliche Turnstunde eingebunden werden. Diesbezüglich gebe es durchaus positive Rückmeldungen aus den Verbänden und Landesregierungen.
Im Heeressport plant Doskozil mittelfristig die Aufstockung von bisher 190 Spitzensportstellen auf bis zu 300. Wie in anderen Bereichen - Doskozil nannte etwa "dringenden Handlungsbedarf in einigen Verbänden" - gebe es auch im Heeressport durchaus Verbesserungspotenzial, gab der Minister zu.