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Familie Mörz: Aus Mattersburg zu Olympia

Die Töchter der Mattersburger Kicker-Legende machen im Turnen Karriere. Charlize wird den Namen in Paris vertreten. Über den Werdegang einer Turner-Familie.

Familie Mörz: Aus Mattersburg zu Olympia Foto: © Simone Ferraro/GEPA

"The Mörz".

In Österreich klar: Der Begriff gehört zum Fußball. Aber er hat sich darüber hinaus in der Sportwelt breit gemacht. Und mit einem Ball gar nichts mehr zu tun.

Er benennt ein Turn-Element. Nach Alissa Mörz, der ältesten Tochter der Mattersburger Vereinslegende Michael Mörz. Die 21-Jährige trug den Familiennamen im November auf diese Weise in die Geschichte des Turnsports ein.

Auch bei den Olympischen Spielen 2024 wird der Name auf der größtmöglichen Bühne dieser Sportart vertreten sein. Durch Charlize Mörz.

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Die drei Jahre jüngere Schwester schrieb ebenfalls Geschichte, als sie sich nicht nur zur ersten österreichischen Siegerin eines Weltcup-Bewerbs machte, sondern vor einigen Tagen auch gleich den Gesamtweltcup gewann. Und sich das Paris-Ticket unerwartet sicherte.

Mit Collien (17) ist auch die dritte Mörz-Schwester in den Turnsport gegangen. Klar, dass der Papa mittlerweile Feuer und Flamme für die ganz andere Disziplin ist.

Lieber rumspringen als kicken

Den Versuch, die Töchter zum Fußball zu bringen, gab es. "Mit dem Papa haben wir oft im Garten gespielt. Einmal bin ich dort (zum SV Mattersburg, Anm.) auch hingegangen, hab mir Fußball angeschaut. Aber das hat mir halt nicht so getaugt", erzählt Charlize Mörz bei LAOLA1.

"Das war schon immer so: Ich wollte lieber herumspringen. Papa hat uns auch immer Turnerinnen-Videos gezeigt, das hat uns drei Schwestern so gut gefallen."

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Durch Freunde der Familie im gleichen Wohntrakt ging es zum ASKÖ Mattersburg, Alissa wurde dabei zur Vorreiterin und zum Vorbild für ihre Schwestern. 

"Ich wollte immer so sein wie meine große Schwester, meine kleine Schwester so sein wie ich. Daher haben wir das zusammen durchgezogen", so Charlize.

Auch Vater Michael Mörz erinnert sich: "Da hat dann eine Tochter geturnt und du hast zwei weitere - klar, dass sich die das auch einmal anschauen. Charlize war dann schon mit drei Jahren immer mit in der Halle, wollte mit vier Jahren schon können, was Alissa als Siebenjährige konnte. So sind wir zur Turner-Familie geworden."

Die Schwester als Vorbild

Ein wenig Zufall, ein wenig Glück, dass die Turn-Talente in Mattersburg zu ihrem Sport kamen und sich unter den sportlichen Angeboten im burgenländischen Ort neben dem Fußball auch ein Turnverein befindet.

Konkurrenzkampf unter den Töchtern gibt es keinen. Gegenseitige Unterstützung ist angesagt. "Wir freuen uns immer für die andere. Es ist überhaupt kein Neid da. Wir sind einfach stolz aufeinander und super froh, dass wir uns gegenseitig haben", betont Charlize.

"Sie pushen sich auch selber. Alissa hat vieles vorgezeigt, die anderen beiden es nachgemacht. Jetzt lernt jeder von jedem", sagt Papa Michael.

Die Erfahrungen werden weitergegeben

Während sich Alissa mit dem erfundenen Turn-Element die Schlagzeilen sicherte, wird sie ihrer Schwester Charlize bei den Olympischen Spielen zusehen müssen. Die Qualifikation hat Alissa auch aus Verletzungsgründen verpasst.

"Ich bin froh, dass sie Turnerinnen und keine Fußballerinnen geworden sind."

Michael Mörz

Ihre Errungenschaft des eigenen Elements macht auch die Schwester "super stolz": "Es ist ur-cool, ein eigenes Element zu haben!", freut sich Charlize mit Alissa.

Für die Eltern war es auch ein wichtiger Meilenstein in der Karriere ihrer Ältesten: "Uns hat es auch gefreut, weil davor die Zeit der Verletzungen war. Und dann bist du dadurch auch medial präsent", sagt der Familienvater.

Der seine Erfahrungen als Spitzensportler auch an die Töchter weiterzugeben versucht: "Er hat mir beigebracht, wie er das Match im Kopf vorher durchgespielt hat. So mache ich es mit meinen Übungen auch. Ich gehe sie am Tag vor dem Wettkampf durch, sage mir, dass es super läuft und das hilft mir", erzählt Charlize.

Ohne Töchter ist es fad

Mittlerweile sind die Möglichkeiten zur täglichen Unterstützung aber weniger geworden. Die drei Töchter sind nach Linz umgezogen, wo trainiert wird, und bilden dort eine Wohngemeinschaft.

Am Wochenende wird die Heimreise nach Mattersburg angetreten, aber insgesamt ist es im Hause Mörz nach drei Töchtern ruhiger geworden - auch wenn es einen "Nachzügler" gab, nun ein Söhnchen gekommen ist.

"Wir waren vorher überhaupt nur einmal alleine, ohne Kinder im Urlaub in Kroatien. Nach zwei Tagen habe ich gesagt: Fahren wir heim. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, das war fad. Wenn du immer den Wirbel gewöhnt bist, ist das einfach komisch", zeigt sich Michael Mörz als begnadeter Familienvater.

Dessen schönstes Erlebnis es wäre, alle drei Töchter bei einem Großereignis zusammen zu erleben.

Vier Jahre früher als gedacht

Bis es soweit ist, darf Charlize in Paris die Vorreiterin machen. Und das vier Jahre früher als geplant. Anvisiert war eine Olympia-Qualifikation erst für Los Angeles 2028.

Alissa (li.) und Charlize (re.)
Foto: © GEPA

"Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. 2028 wird sie im idealen Alter sein. Sie hat viele Elemente erst neu gelernt, das ist alles ziemlich frisch. Dass sie es trotzdem geschafft hat, nehmen wir aber gerne mit", sagt Vater Michael.

Dementsprechend sind auch die Erwartungen realistisch angesiedelt: Vielleicht ein Platz unter den besten Zehn in Charlizes Paradedisziplin am Boden.

"Sagen wir einfach: Wichtig ist, dass sie zufrieden ist. Wenn sie selbst sagt, gute Spiele gemacht zu haben, das wär das Schönste. Alles andere ist eine Draufgabe."

Aber: "Wir haben vor den Weltcups auch nicht geglaubt, dass sie dabei sein wird. Dann hat sie sogar gewonnen. Also sage ich niemals nie."

Ein Urlaub, der nicht zu ruhig wird

So oder so: Die Familie wird in Paris an ihrer Seite sein. Und nach den Spielen ist auch ein gemeinsamer Urlaub geplant. Es wird ein Erlebnis für die ganze Familie Mörz.

Ein Name, der im Turnsport wohl noch größere Spuren als im Fußball hinterlassen wird.

Papa Michael ist schon jetzt sicher: "Ich bin froh, dass sie Turnerinnen und keine Fußballerinnen geworden sind."

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