Ab dem 20. Februar ist der Frauensport in Österreich für den Rest des Jahres 2025 unsichtbar.
Warum das so ist? Weil nur 14 Prozent der Sportberichterstattung in Österreich sich dem Frauensport widmet. Eine erschreckende Erkenntnis, die ich durch ein Event im Rahmen des Equal Play Days gemacht habe.
Einigen ist vielleicht der Equal Pay Day bekannt, das ist jener Tag, ab dem Frauen praktisch gratis arbeiten. Der Equal Play Day ist schon deutlich früher im Jahr und zeigt uns auf, dass die Sportlerinnen dieses Landes ab heute ihren Sport eigentlich unbemerkt ausüben.
Noch viel schlimmer ist das ganze übrigens beim Behindertensport, hier fällt der Equal Play Day nämlich auf den 1. Jänner!
Um auf diese unfaire, aber leider reale Tatsache aufmerksam zu machen, lud win2day zu einem Event ein, bei dem auch einigen österreichischen Sportlerinnen, die unter diesen Umständen leiden, eine Stimme gegeben wurde.
Alleine bei der Einleitung, in der Moderatorin Karin Teigl die nackten Zahlen präsentierte, wurde mir fast schon ein wenig schlecht. Man muss sich diese Fakten wirklich einmal richtig durch den Kopf gehen lassen, um zu begreifen, wie absurd das Ganze eigentlich ist.
Schlechte Trainingsbedingungen: Keine Garderobe und bizarre Trainingszeiten
Denn diese Frauen, egal ob Fußballerin, Basketballerin oder Eishockeyspielerin, arbeiten alle mindestens genauso hart für ihre Ziele wie ihre männlichen Pendants. Wenn nicht sogar härter.
Sportlerinnen können tatsächlich nicht mal annähernd davon leben, sprich: Sie müssen nebenbei ihre Brötchen verdienen, gleichzeitig aber auch genug trainieren, um ihre besten Leistungen erbringen zu können.
Damit nicht genug, wird ihnen selbst das schwer gemacht. Antonia Matzka, ÖEHV-Nationalteamspielerin, wünscht sich mehr "mediale Berichterstattung", "mehr finanzielle Ressourcen für Frauenteams, Nationalteams und Vereine" und vor allem "bessere Rahmenbedingungen zum Trainieren".
Sie enthüllt: "Wir kriegen ganz schlechte Eiszeiten, wir sind von 21:00 bis 22:30 in St. Pölten am Eis. Wir haben keine Garderoben, müssen unsere Sachen in der kalten Eishalle lagern, sie immer rüber und wieder zurückschleppen, die Sachen sind dann noch nass vom Vortag. Kein Essen auf Auswärtsfahrten, keine Kraftkammer. Die Liste ist unendlich."
Als sie das erzählt hat, war ich entsetzt, es fällt mir wirklich schwer, zu akzeptieren, dass Profisportlerinnen, die genau denselben Sport wie Männer betreiben, dies unter viel schlechteren Voraussetzungen tun müssen. Ich meine, nicht mal eine Garderobe zur Verfügung stehen zu haben, ist eigentlich unglaublich.
Der Wunsch nach Anerkennung
(Artikel wird unterhalb fortgeführt)
Die 25 größten weiblichen Sport-Ikonen
Matzka wünscht sich mehr mediale Präsenz, aus der dann "Unterstützung, Anerkennung und Wertschätzung" folgen sollen. Virginia Ernst, selbst einstige ÖEHV-Nationalteamspielerin, pflichtet Matzka bei.
Ernst, heute Singer-Songwriterin, beendete mit nur 21 Jahren ihre Karriere. Der Grund? "Ich habe irgendwo gewusst, dass ich mit 34 diesen Sport nicht mehr machen kann, weil ich einfach nicht das Geld verdienen werde. Die Mädels müssen arbeiten gehen, um den Sport finanzieren zu können, in meinem Fall waren es meine Eltern", erläutert sie. Auch im Musik-Business laufe es kaum anders.
Damit weist sie darauf hin, dass nicht nur der Frauensport vor allem in Österreich, aber auch über unsere Landesgrenzen hinaus kaum Präsenz hat, sondern auch andere Brachen dieses Problem haben.
Das Hauptthema heute, was uns als LAOLA1 betrifft, ist aber der Sport. Im Rahmen des gut besuchten Events habe ich mich kurz mit American-Football-Spielerin Cornelia Pripfl und Basketballerin Simone Sill unterhalten. American Football und Basketball sind ohnehin zwei Sportarten, die in Österreich im Schatten von Fußball oder dem Skisport stehen. Für Frauen ist es dann noch schwieriger, das sehen auch die beiden als Problem.
Die Aufmerksamkeit, die etwa der Fußball bekommt, ist für Sill "unvorstellbar". Trotzdem sind die beiden ihrer Leidenschaft gefolgt, wie sie mir erzählen.
Die Unterschiede hinsichtlich der Gegebenheiten sind zwar nicht so drastisch wie beim Eishockey, aber trotzdem klar ersichtlich. Sill erzählt: "Alle österreichischen Basketballer, die auf einem besseren Niveau spielen, können davon leben. Das ist bei uns schon relativ weit weg."
Es herrscht Handlungsbedarf!
Ich glaube und hoffe, dass diese Schilderungen einem jeden klargemacht haben, dass es so nicht weitergehen kann. Denn Frauensport existiert! Das muss ein jeder einsehen und den Sportlerinnen die Aufmerksamkeit geben, die sie verdienen.
Vor allem wir Medien müssen uns bei dieser Thematik an der Nase nehmen. Wenn die Leserinnen und Leser kein beziehungsweise kaum Angebot haben, wie soll dann eine Nachfrage entstehen? Sieht man vielleicht ein paar - wenn überhaupt - Artikel über Frauensport in der Woche, gleichzeitig aber unzählbar viele Männersport-Berichte, ist es klar, was am Ende hängen bleibt und was schnell in Vergessenheit gerät.
Es ist ja nicht so, als gäbe es nichts zu berichten. Wir haben hier in Österreich zahlreiche Top-Ligen wie die ADMIRAL Frauen Bundesliga im Fußball, die win2day Frauen Superliga im Basketball oder die Austrian Women's Hockey League im Eishockey. Das sind nur ein paar Beispiele, versteht sich.
Gemeinsam für den Frauensport
Was ist also der Grund, warum man darüber kaum etwas in den heimischen Medien lesen kann? Wie soll der Frauensport hierzulande wachsen, mehr Interesse genieren, wenn er die Plattform dafür einfach nicht bekommt?
Hier geht es auch lange nicht mehr um Zeitungen oder Online-Portale, auch Social Media spielt gerade heutzutage eine tragende Rolle. Ich bin davon überzeugt, dass man hier noch viel mehr herausholen könnte, wenn alle an einem Strang ziehen. Damit meine ich die Medien, Partner oder Sponsoren, wohl auch die Politik und auch DICH.
Warum gehst du dir nicht mal ein Spiel von einem Frauenfußballteam anschauen, zum Beispiel? Mit St. Pölten hatten wir in dieser Saison abermals einen Vertreter in der Champions League, auch die größten Vereine des Landes, die Wiener Austria, Rapid und Sturm haben Frauenteams, die sich über mehr Aufmerksamkeit freuen würden.
Deshalb lautet mein Appell: Bitte werdet tätig - ich werde es auch! Egal in welcher Form, jegliche Aufmerksamkeit kann und wird etwas verändern. Das geht aber nur, wenn wirklich viele Menschen gemeinsam für die Sache kämpfen. Das muss das Ziel sein.