Von 10. bis 15. Dezember 2024 findet in Budapest die Kurzbahnweltmeisterschaft im Schwimmen statt. Österreich hat so seine Chancen, aber mit vielen Medaillen ist nicht zu rechnen.
Der Kader des Österreichischen Schwimmverbandes (OSV) für die Kurzbahnweltmeisterschaft in Budapest umfasst neun Personen. Mit Iris Julia Berger, Lena Kreundl sowie Simon Bucher, Lukas Edl, Heiko Gigler, Bernhard Reitshammer, Andreas Rizek, Christopher Rothbauer, Alexander Trampitsch geht der OSV in die insgesamt 48 Entscheidungen im 25-Meter-Becken.
Geschwommen wird im Freistil, Schmetterling, Rücken, Brust, Lagen, in getrennt geschlechtlichen und Mixed-Staffel. Die Distanzen in der Dagály-Schwimmarena betragen zwischen 50 und 1.500 Meter. Der olympische Schwimmsport findet übrigens im 50-Meter-Becken statt,
"Wir wollen unseren Athletinnen und Athleten absolut keinen Druck machen. Alle sollen unbeschwert in die Titelkämpfe gehen. Wir haben ein kleines und sehr gutes Team nominiert", erklärt dazu OSV-Sportdirektor Walter Bär gegenüber LAOLA1.
Abwesende, dennoch Medaillenchancen
Mit Martin Espernberger und Felix Auböck sind zwei Olympiastarter in Budapest nicht dabei. Espernberger, der in den USA studiert und bei der WM in Doha über 200 Meter im langen Becken Bronze holte, hat einige Tests und Prüfungen zu absolvieren und kann nicht nach Europa reisen.
Auböck, der 2021 Gold über 400 Meter Freistil bei der Kurzbahn-WM in Abu Dhabi holte und dieses Jahr im Juni Gold über dieselbe Distanz im 50-Meter-Becken holte, fehlt wegen seines Studienabschlusses in London. Lena Grabowski, 2021 in Kasan über 200-Meter Rücken noch Bronzemedaillengewinnerin, beendete im Sommer ihre Karriere.
Bei der erwähnten Langbahn-WM zeigten vor allem die Herrenstaffeln auf. Simon Bucher, der in Belgrad mit der Staffel Gold über 4 x 100 Meter Lagen holte (gemeinsam mit Bernhard Reitshammer, Valentin Bayer und Heiko Gigler) gilt nach Silber über 50 Meter Schmetterling und einem vierten Platz in über 100 Meter als heißester Medaillenhamster der rot-weiß-roten Abordnung.
Warten auf Medaillen
Der Mensch kommt bekanntlich aus dem Wasser, irgendwie zumindest. Schwimmtechniken wurden im 16. und 17. Jahrhundert das erste Mal zu Papier gebracht. 1837 entwickelte sich dann das moderne Wettkampfschwimmen, wie viele Sportarten in Großbritannien. Folgerichtig war Schwimmen bereits 1896 olympisch.
17 olympische Medaillen errangen die heimischen Schwimmerinnen, von Paul Neumann und Otto Herschmann (Gold bzw. Silber 1869) bis Mirna Jukić 2008 (heute Jukić-Berger, Bronze). Man sieht, hier ist ein Loch im rot-weiß-roten Olympia-Becken; also auf dem höchstmöglichen Level. Auböck oder Espernberger nutzen ja auch nicht die Infrastruktur des Landes Österreichs.
Warum wird aus den 5.000 beim OSV lizenzierten Schwimmerinnen und Schwimmern in 93 Vereinen, die regelmäßigen an Wettkämpfen teilnehmen, nicht mehr? Der Pool ist vermutlich sogar noch viel größer, aber im Gegensatz zu anderen Sportarten wie Golf ist man als Vereinsmitglied auch nicht automatisch lizenziert.
Es braucht Hallen
"In Österreich ist es das halbe Jahr lang kalt", sagt Bär weiters. Darum braucht es Becken, überdachte 50-Meter-Becken gibt es hierzulande aber nur fünf: In der Wiener Stadthalle, in der Südstadt und in Graz können alle schwimmen, Linz und das Stadionbad in Wien sind nur für Leistungsschwimmer zugänglich. Im Olympiazentrum Rif bei Salzburg gibt es auch noch zwei Bahnen zum trainieren.
"Ohne Sportstätte ist die Ausübung des Sportes sehr schwierig", meint er Im Norden, also Mühl- und Waldviertel, gibt es gar keine großen Becken, in Klagenfurt wird zumindest ein Schwimmbad gebaut." Doch davon will man sich nicht abschrecken lassen. Im Jänner startet die Initiative "Learn to swim". Diese verfolgt mehrere Ziele:
Die Schaffung einer soliden Grundlage bzw. Datenbasis für eine nachhaltige Aktivierung und Weiterentwicklung des heimischen Schwimmsports.
Die Vereinheitlichung und Qualitätssicherung der Ausbildungen der Lehrpersonen, die qualitativ den Standards von European Aquatics entspricht.
Die nachhaltige Implementierung des entwickelten Lehrprogramms als bundesweite koordinierte Maßnahme in Kooperation mit den tragenden Institutionen im Sport.
Die Unterstützung der Vereine und Landesverbände bei der Akquise zusätzlicher Möglichkeiten für Schwimmkurse.
Nicht den Kopf in den Sand stecken
Denn was nicht passieren soll, ist, dass wie in der Ära Rogan/Jukić vor bald 20 Jahren, dass es zu wenig Trainer gibt. Die Sportstättensituation kann der OSV ja nur bedingt beeinflussen. "Es ist einfacher etwas richtig beizubringen als etwas falsch erlerntes zu verbessern", meint Bär.
Wer die neuen Vorbilder sein können, will er nicht verraten. Warum? "Ich möchte keine Namen nennen, wir wollen keine Stars bei den Jungen produzieren. Denn umso höher ich jemanden in jungen Jahren hebe, desto tiefer kann der Fall sein."
Abschließend noch eine Anekdote: Seine 13-jährige Tochter erlebt seit sie auf der Welt ist mit, was es heißt, im Spitzensport zu sein. Und will es trotzdem. Das zeigt wohl auch, wie schön der Sport sein kann...