Die Sport-Großveranstalter Wolfgang Konrad und Hannes Jagerhofer sind von der Corona-Krise durch die Absage ihrer heurigen Events hart getroffen worden.
Auch die Planung für 2021 gestalte sich aufgrund der unklaren Situation schwierig, wie sie gegenüber der APA erklärten. Dennoch sind beide nicht zuletzt wegen der Treuebekenntnisse ihrer Sponsoren zuversichtlich.
Der Vienna-City-Marathon-Macher und der Beach-Volleyball-Eventguru bezeichnete die Folgewirkungen der Absagen für ihre Unternehmen unisono als "brutal". Konrad erzählte, er sei mit seinen Mitarbeitern durch "ein Tal der Tränen" gegangen.
"So dramatisch alles war, und wir noch nicht wissen, wie es endet: Es gab eine gewisse Erleichterung in dem Moment, weil wir gewusst haben: Jetzt ist die Entscheidung getroffen, wir können uns an neuen Zielen orientieren. Wir müssen nun schauen, dass wir den Scherbenhaufen aufklauben und in die Zukunft blicken, das wird eh ein schwerer Weg."
Schaden durch Wien-Marathon-Absage in Millionenhöhe
Gegen den Ausfall ihrer Events versichert waren Konrad und Jagerhofer aufgrund horrender Prämien nicht. "So etwas könnte man schon versichern, die Summe ist aber einfach zu hoch. Das wären 10 bis 15 Prozent der Veranstaltungssumme, das kann sich keiner leisten", sagte Jagerhofer.
Sein in der Vorwoche abgesagtes Wien-Turnier bringt es auf ein Budget von fast sieben Millionen Euro. Auch Konrad meinte, dass er einen Gutteil seines Fünf-Millionen-Budgets überweisen hätte müssen. Das sei wirtschaftlich untragbar.
Die Verluste für Konrads Firma sind enorm, aber noch nicht genau zu beziffern. "Das kann man noch nicht sagen, weil wir noch keinen genauen Überblick haben. Der definitive Schaden wird zwischen 1,5 und 2 Millionen liegen."
Seine Belegschaft will Konrad bis auf die vorzeitige Freistellung einiger geringfügig Beschäftiger aber unbedingt halten. "Ich will niemanden entlassen, weil ich brauche die Leute, ich will sie nicht auf den freien Markt schicken. Wir sind ein kleines, schlagkräftiges Team, der Marathon kann nur so funktionieren, mit mir alleine geht es nicht."
"Für die Agentur ist es eine Katastrophe"
Jagerhofer gab keine Summe an, es komme aber natürlich zu herben Einbußen, und auch seine Angestellten sind betroffen. Er musste den Großteil der Angestellten seiner Event-Agentur, der auch geplante Firmen-Veranstaltungen wegbrachen, ab dieser Woche in Kurzarbeit schicken.
Andere Unternehmensbereiche laufen normal weiter. "Für die Agentur ist es eine Katastrophe. Wir haben aber das Glück, dass wir auch am digitalen Sektor arbeiten."
Zuversichtlich stimmen das Duo die positiven Reaktionen ihrer Partner. Jagerhofer gab an, dass sich all seine Sponsoren zur weiteren Zusammenarbeit bekannt hätten, die recht frühzeitige Absage des im August geplanten Wien-Turniers sei gut aufgenommen worden.
"Sie stehen nach wie vor hinter diesem Produkt, wir fokussieren uns auf 2021." Verträge für nächstes Jahr gebe es aber noch keine, auch jener mit der Stadt Wien ist ausgelaufen. "Aber alle Partner haben erklärt, dass sie weitermachen wollen, und die Stadt hat auch gesagt, es gibt großes Interesse, dass es stattfindet."
Zuversichtlich für das Jahr 2021
Auch Sponsoren des Wien-Marathons haben ihren Fortsetzungswillen signalisiert. "Viele sagen: Wir lassen euch nicht im Stich oder wir müssen darüber reden. Ich verstehe jeden, der sich in der jetzigen Situation die Optionen offen hält. Ich würde auch nicht anders agieren. Ich bin aber zuversichtlich. Es ist eine unserer großen Stärken, dass wir mit relativ einfachen Budgetmitteln viele Menschen erreichen, denen wir positive Emotionen bieten können. Das tun sich andere Sportarten schwerer, ich möchte nicht Fußball und Formel 1 über Sponsoren finanzieren müssen", so Konrad.
Er ist guter Dinge, dass sein Marathon 2021 stattfinden wird, allerdings in kleinerer Form. "Dass es den VCM in der Zukunft gibt, davon muss ich jetzt einmal ausgehen, aber es wird ein anderer sein. Ich will aber nicht sagen: ein schlechterer. Ich brauche nicht unbedingt sieben Vidiwalls, um die Zuschauer zu informieren." Für Detailplanungen sei es wegen vieler Unsicherheitsfaktoren aber noch zu früh. Auch Jagerhofers Arbeit für nächstes Jahr gestaltet sich aufgrund vieler offener Frage als unwägbar. "Es ist ganz schwer, mir würde es viel besser gehen, wenn man wüsste, wann das ganze Thema vorbei ist, und wir sagen können, was wir uns nächstes Jahr leisten können."
Für Konrad ist ein großer noch zu klärender Brocken die Frage, wie man mit den Nenngeldern der insgesamt mehr als 40.000 Teilnehmer umgeht. Einerseits ist eine Rückerstattung der Anmeldegebühr - für die Marathondistanz sind das pro Läufer in etwa 100 Euro - laut Konrad im Falle höherer Gewalt in den AGB nicht vorgesehen, andererseits will er natürlich eine gütliche Einigung finden. "Das sind unsere Kunden, denen wir ein Angebot liefern wollen, weil wir zufriedene Kunden haben wollen. In welcher Form das möglich ist, wissen wir noch nicht, weil wir zu viele Informationen noch nicht haben. Die rechtliche Seite und die wirtschaftliche Seite, egal auf welche Seite das Pendel hinfällt, es wird eine Herausforderung." Die Entscheidung über die Kulanzlösung sei wie ein "Spaziergang auf der Rasierklinge".
Bei all den negativen Effekten hat die Krise für Konrad immerhin auch den erfreulichen, dass er mehr Läufern als sonst begegne. "Das stimmt mich zuversichtlich. Man sieht plötzlich Leute laufen, die noch nie laufen waren. Es manifestiert sich, dass Laufen das Einfachste ist, was du machen kannst."