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Sportförderung: "Wollen nicht, dass eine Sportart wegstirbt"

Das Geld für den Sommersport ist verteilt und Ex-Tennisprofi Clemens Trimmel erklärt als Geschäftsführer Sport der Bundes-Sport GmbH, wie das passiert.

Sportförderung: Foto: © GEPA

Wenn die öffentliche Hand Geld verteilt, gibt es immer Kontroversen. Das ist auch im Sport so, denn der eine will mehr, der andere weniger. Ein Minenfeld, auch für die Bundes-Sport GmbH, die die Anträge der 30 olympischen Sommersportverbände bearbeitet und dabei 33 Millionen Euro verteilt.

Vergangene Woche wurden die Verbände informiert, wie viel Geld es für den Zyklus geben wird, nun müssen die Anträge ausgearbeitet werden und die Öffentlichkeit erfährt dann in ein paar Monaten, wer wie viel wofür bekommt. Davor ist das trotz Bitte nicht möglich, exakte Zahlen zu nennen.

LAOLA1 hat sich entschieden nachzufragen und von einigen Verbänden erfahren, ob sie mehr bekommen haben oder weniger. Wie diese Summen zustande gekommen sind, das erklärt Clemens Trimmel, Ex-Tennisprofi und Geschäftsführer der Bundes-Sport GmbH im LAOLA1-Gespräch (Hier auch als Podcast >>>).

Die Mittel für den Sport kommen seit 1948 von Sporttoto bzw. seit 1986 nach der Einführung von Lotto und der Übernahme von Toto durch die Österreichischen Lotterien. Geregelt sind diese im Glücksspielgesetz, jüngst wurden die Mittel von 80 auf mindestens 120 Millionen Euro aufgestockt. Der Fußball ist übrigens anderweitig geregelt.

Das Wichtigste ist, dass es erstmals eine Mindesthöhe in der Höhe von 150.000 Euro gibt, die garantiert, dass kleinere Verbände nicht "wegsterben".

Im Podcast spricht Trimmel nun über die Veröffentlichung, wer sich warum über mehr Geld freuen kann und wie diese überhaupt zustande kommt.

Hier anhören:


Die wichtigsten Aussagen von Clemens Trimmel über...

… die Veröffentlichung selbst: "Zuerst werden die Fördernehmer informiert, das ist uns ganz wichtig. Und wir werden es nie schaffen, dass alle Verbände immer gewinnen. Nach jeder Vergabe gibt es Gewinner und Verlierer. In meinem Job ist es auch nicht lustig, zu einem Verband hinzugehen und zu sagen: Ihr bekommt weniger Förderungen. Wichtig ist, dass es Begründungen gibt und man sich auf Augenhöhe begegnet und analysiert."

… Verbände, die mehr bekommen: "Es gibt Verbände, die in den letzten olympischen Zyklen sehr erfolgreich waren, wie etwa Basketball, Klettern oder Segeln. Relevant für die Förderhöhe sind olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaftsergebnisse, aber auch die strukturelle und konzeptionelle Arbeit. "

… jene, die mit Spitzenergebnissen nicht so gesegnet waren, wie etwa Volleyball und Tennis: "Es gibt solche Phasen im Sport. Blickt man rein auf die Ergebnisse, hat der Tennisverband von Dominic Thiem profitiert, diese Ergebnisse sind in der Form nicht mehr da und bei der Fördervergabe eben wichtig. Auch im Beachvolleyball waren wir in der Vergangenheit schon besser aufgestellt als aktuell. Am Ende des Tages geht es im Spitzensport um Leistung. Wir hoffen, dass es in Zukunft wieder mehr wird, dann steht bei den Verbänden auch nichts mehr im Wege, das Fördervolumen in die Höhe schrauben zu können."

Wir wollen nicht, dass eine Sportart wegstirbt, haben nun auch einen Mindestförderbetrag in der Höhe von 150.000 Euro eingeführt. Das ist für alle gleich, egal ob der Verband mehr oder weniger Eigenmittel zur Verfügung hat.

Clemens Trimmel

… den Aufbau der Förderungen: "Für den olympischen Sommersport haben wir für 2025 bis 2028 rund 33 Millionen an 30 Verbände vergeben. In den Förderkriterien gibt es einen Schlüssel, den wir 80-20-Schlüssel nennen. 80 Prozent der Fördersumme ist die langfristige Leistungsfeststellung (Anm.: Die langfristige Leistungsfeststellung berücksichtigt die verbandsspezifische Förderhöhe der vorangegangenen Förderperiode, welche maßgeblich durch die Struktur der Sportart und die erbrachten sportlichen Leistungen der vorangegangenen Förderzyklen bestimmt wird)."

… die kurzfristige Leistungsfeststellung: "Es fließen Vorgaben aus dem Gesetz aus dem Jahr 2017 ein. Es gibt fünf Hauptkriterien (Anm.: internationaler Erfolgsnachweis, internationale und besondere nationale Bedeutung, Qualität und Ausmaß der Nachwuchsarbeit, sportliche Entwicklungsperspektiven, Qualität der Verbandsstruktur). Den internationalen Erfolgsnachweis können wir in Abstimmung frei definieren; also ob wir nur Elite nehmen, den Nachwuchs oder wie heuer erstmals zusätzlich den Parabereich. Ich kann die beste Struktur haben, aber wenn die Ergebnisse ausbleiben, wird es schwierig. Du kannst aber maximal 20 Prozent verlieren."

… die allgemeine Struktur: "Es ist ein Kuchen. Wenn ich dem einen mehr gebe, muss jemand anderer das Geld beisteuern. Wenn es viele erfolgreiche Verbände gibt, kann es sein, dass es keine neuen Förderungen dazu gibt."

… Unterschiede zwischen finanziell gut aufgestellten Verbänden und "ärmeren": "Ich glaube, dass sehr viele Verbände von Förderungen abhängig sind und wissen, dass das Leben und somit der Sport nicht billiger werden. Wir wollen nicht, dass eine Sportart wegstirbt, haben nun auch einen Mindestförderbetrag in der Höhe von 150.000 Euro eingeführt. Das ist für alle gleich, egal ob der Verband mehr oder weniger Eigenmittel zur Verfügung hat. Daran orientieren wir uns nicht. Wir mischen uns nicht in das Gesamtbudget ein."


Verband Förderung 2024 in Euro
Badminton 942.537,00
Basketball 1.032.504,00
Bogensport 485.416,00
Boxen 343.264,00
Fechten 717.669,00
Gewichtheben 478.888,00
Golf 933.068,00
Handball 2.264.961,00
Hockey 1.085.511,00
Judo 2.209.415,00
Kanu 1.078.099,00
Klettern 1.649.949,00
Leichtathletik 2.498.955,00
Moderner Fünfkampf 323.597,00
Pferdesport 1.170.448,00
Radsport 1.926.009,00
Ringen 894.435,00
Rollsport 305.425,00
Rudern 1.740.196,00
Rugby 175.456,00
Schießen 1.139.636,00
Schwimmen 2.166.773,00
Segeln 1.986.638,00
Sportschützen 276.933,00
Taekwondo 382.452,00
Tennis 1.863.686,00
Tischtennis 1.756.290,00
Triathlon 1.211.541,00
Turnen 1.578.308,00
Volleyball 1.828.135,00

… Aufstiegschancen kleinerer Verbände: "Der Vorteil des Systems ist, dass sich dieses von größeren Verbänden sehr gute Leistungs- und Konzeptpunkte erwartet. Segeln oder Klettern haben sportlichen Erfolg und gute Strukturen, generieren somit mehr Förderungen. Taekwondo ist sicherlich ein Beispiel, wie man sich als kleiner Verband verbessern kann. Sie haben mit Marlene Jahl eine WM-Medaillengewinnerin und Olympiastarterin, im Nachwuchs gute Athlet:innen und die Verbandsarbeit hat sich verbessert."

… politische Aspekte: "Das Gesetz aus dem Jahr 2017 ist unsere kleine Bibel, das Regelwerk. Daran müssen sich die Bundes-Sport GmbH und die Verbände halten. Es gibt eine Schwerpunktsetzung des Sportministers, unter anderem auch Nachhaltigkeit, Good Governance oder Prävention sexualisierter Gewalt. Das macht schon sehr viel Sinn, was da drinnen steht und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine neue Regierung das umkrempelt."

… den Wunschzettel an die neue Regierung, etwa mehr Geld: "Die Erhöhung der Besonderen Bundessportförderung von 80 auf 120 Millionen Euro war wichtig und für viele notwendig. Ich bin immer einer, der sagt, dass man das, was man hat, effizient eingesetzt werden soll. Wenn mehr Geld reinkommt, wird sich niemand wehren. Die Rechnung geht aber nicht so einfach auf. Ich habe früher für das Projekt Rio gearbeitet, da wurden die aussichtsreichen Kandidat:innen noch extra gefördert. Nach den nicht so erfolgreichen Spielen hieß es, dass uns diese eine Bronzemedaille sieben Millionen Euro gekostet hat. Das hat mich geärgert."

>>> Das gesamte Gespräch mit den ausgiebigen Antworten gibt es hier zum Anhören <<<

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