Skeleton und Gewichtheben - Victoria Steiner träumt zwei olympische Träume!
Zuerst die Gewichtheber-EM, dann mit dem Skeleton zu den Youth Olympic Games. Die junge Tirolerin Victoria Steiner hat Großes vor. An einem Tag mit 120 km/h mit dem Kopf voraus den Eiskanal runterrasen und am nächsten die Langhantel mit über 100 Kilogramm in die Höhe stemmen. Es sind zwei Welten, zwischen denen Victoria Steiner scheinbar spielerisch leicht hin- und herspringt.
Was bedeutet Erfolg für Dich?
Wenn ich meine Ziele, für die ich hart trainiere, im Wettkampf umsetzen kann.
Was war Dein größtes Erfolgserlebnis im vergangenen Jahr?
Mein Erfolgserlebnis 2022 war, dass ich, trotz Schulterverletzung, bei der allgemeinen österreichischen Frauenstaatsmeisterschaft, mit 109 kg Stoßen einen österreichischen Rekord in der allgemeinen Klasse und meine persönliche Bestleistung erreichen konnte. Leider hatte ich auch das größte Tief im vergangenen Jahr bei der U20 EM, wo ich aufgrund meiner Schulterprobleme nur einen gütigen Versuch im gesamten Wettkampf hatte.
Wie bist Du zu Deinem Sport gekommen?
Mit 7 Jahren begann ich im Eiskanal mit dem Skeletonfahren und da wir zusätzlich Krafttraining machen sollten, übernahm mein Vater (Trainer und Obmann vom Kraftsportverein Rum) dies mit mir. Auf diese Weise kam ich zum Gewichtheben und fand meine Leidenschaft auch darin.
Was ist das Außergewöhnliche an Deinem Sport und wie erklärst Du einem Außenstehenden Deine Leidenschaft dafür?
Gewichtheben war lange Zeit ein männerdominierter Sport und es war ungewöhnlich für eine Frau, schwere Gewichte zu heben. Mittlerweile sind Frauen in etwa gleich gut wie die Männer vertreten. Mir gefällt der ständige Drang, neue Bestleistungen zu erzielen und zunehmend schwerere Gewichte zu heben besonders an dieser Sportart. Aber auch das ständige feilen an der Technik um damit eventuell einen kleinen Vorteil gegenüber den Gegnern herauszuholen. Im Gewichtheben zählt nicht nur die Kraft, wie viele denken. Eine richtige und möglichst ökonomische Technik ist mindestens genauso wichtig.
Wer ist Dein größtes Vorbild und warum schaust Du zu ihm/ihr auf?
Ich habe kein bestimmtes Vorbild. Ich schaue zu den Weltklasse-Athlet:innen auf und versuche, mir das ein oder andere von ihnen abzuschauen.
Gibt es Dinge an Deinem Sport oder Deinem Alltag als Sportlein, die Dich nerven? Wenn ja, wie schaffst Du es, sie trotzdem umzusetzen?
Viele Leute haben immer noch ein eher schlechtes Bild vom Gewichtheben und ich werde daher sehr oft gefragt, ob das nicht schlecht für meinen Rücken sei oder ich nicht schon einen kaputten Rücken hätte. Generell wird man eher schief angeschaut, wenn man als Frau erwähnt, dass man Gewichtheberin sei. Ich ignoriere solche Meldungen meistens, oder erkläre denjenigen, dass Gewichtheben nicht schädlich oder sonstiges ist. Viele stellen sich unter einem Gewichtheber/einer Gewichtheberin einen Menschen vor, der selbst viel Körpergewicht besitzt und gerade als Frau eher männliche Züge habe. Dies ist jedoch ebenfalls nicht richtig. Im Gewichtheben gibt es Athlet:innen von gerade einmal 45 kg Körpergewicht bis in den dreistelligen Bereich. Und die Frauen besitzen keineswegs männliche Züge, sondern leben ihre Weiblichkeit, trotz Kraftsport, voll und ganz aus. Gerade das war mir wichtig zu erwähnen.
Worauf freust Du Dich nach einer harten Trainingssaison am meisten?
Ich mache nach der Wettkampfsaison meistens eine Woche trainingsfrei und bereite mich danach aber wieder auf die bevorstehende Saison vor.
Wer Erfolge feiert, muss auf dem Weg dorthin auch Misserfolge einstecken. Wie gehst Du damit um?
Ich gehe grundsätzlich relativ gut mit Misserfolgen um und lasse mich nicht allzu lange davon runterziehen.
Was waren bisher die größten Hürden in Deiner Karriere?
Anfang Oktober 2022 erlitt ich leider eine Schulterverletzung, welche zwar für einen Nicht-Sportler nicht schlimm ist und sofort behoben werden kann, jedoch für eine Kraftsportler:in sehr schwerwiegend ist. Der Arzt wollte nicht sofort operieren, sondern erst eine Alternativ-Therapie versuchen, welche bei mir sehr gute Erfolge zeigte. Ich konnte drei Monate lang keine Übungen machen, in welchen ich die Hantel über den Kopf bringen muss und fiel dementsprechend weit zurück in den zwei Wettkampfdisziplinen. Während dieser Zeit hatte ich unzählige Therapien beim Physio und beim Arzt und konnte letztendlich Anfang Februar wieder mit dem Training beginnen. Mittlerweile bin ich wieder auf demselben Niveau wie vor der Verletzung.
Als Du das erste Mal von der Sporthilfe bezüglich einer Unterstützung kontaktiert wurdest, was ging Dir da durch den Kopf?
Ich freute mich riesig von der Sporthilfe unterstützt zu werden.
Wenn Du einen Tag Sportminister wärst, was würdest Du sofort umsetzen? Was würdest Du Dir wünschen?
Ich würde mehr Aufmerksamkeit auf Randsportarten lenken, damit auch diese eine Chance haben, bemerkt zu werden. In den Medien wird meist nur über die großen Sportarten berichtet, wie Skifahren, Tennis, Fußball, usw. Gerade in meiner Sportart ist es wirklich schwierig, Nachwuchsathleten zu bekommen, welche nicht aus der Familie eines Kraftsportlers stammen. Gewichtheben ist Grundlage von vielen Sportarten und zudem wirkt sich Kraftsport positiv auf den gesamten Körper aus. Viele haben leider noch viele Vorurteile gegenüber dieser Sportart.
Welchen Job würdest Du haben, wenn es mit dem Spitzensport nicht geklappt hätte?
Die Arbeit als Polizistin würde mich sehr interessieren.