Vom Helfer bei der Tour de France zum vierten Radsportler, der in der Geschichte der Wahl die Auszeichnung zum Sportler des Jahres holt: Ein Jahr für Felix Gall, dem das Wort "Aufstieg" nicht nur durch den Sieg bei der Königsetappe groß anhaftet.
Wenig überraschend also, dass auch der NIKI für den "Aufsteiger des Jahres" bei der Lotterien Sporthilfe-Gala an den Tiroler ging.
"Die sportlichen Erfolge, die ich heuer feiern konnte, waren ein bisschen außerhalb meiner Vorstellung. Das Gleiche gilt für den heutigen Abend. Es ist schön zu sehen, dass der Radsport so gewürdigt wird", war die Bedeutung dieser Auszeichnung für Gall über eine bloße persönliche Würdigung zu stellen.
Ein Zeichen für den Radsport
Sportlich sei das Jahr schon weit über seinen Erwartungen gewesen: "Das war außerhalb meiner Vorstellungskraft."
Dass dann gleich eine doppelte Auszeichnung als Lohn stehen würde?
"Hätte ich mir nicht gedacht, dass das mal ein Thema wird. Wir sind ja keine traditionelle Radsport-Nation. Deswegen ist es umso schöner zu sehen, wie groß das Interesse ist, wie viele Leute sich mit den Erfolgen freuen. Es gibt also doch sehr viele radsportbegeisterte Menschen in Österreich", sah und sieht der 25-Jährige den Zweiradsport in einem Hoch.
Immerhin war mit Mona Mitterwallner bei den Frauen auch eine Mountainbikerin unter die Top drei nominiert.
Die Tour steckt noch in den Beinen
"Ich muss herausfinden, was möglich ist, was ich machen kann, ohne dass die Leistung am Rad darunter leidet."
Der Titel könnte sogar etwas sein, "woraus ich eine Motivation für die nächsten Jahre ziehen werde", hoffte Gall.
Auf der Jagd nach welchen nächsten Zielen diese Kraft wirken könnte, ist gegenwärtig aber noch nicht klar. Vorerst ist sogar noch Monate nach der Tour de France Erholung von diesem größten Highlight im Radkalender angesagt.
"Ich habe mich noch nicht zu 100 Prozent davon erholt. Mein Alltag schaut jetzt noch ein bisschen anders aus, also werde ich die nächsten Wochen mal schauen, dass ich durchschnaufen kann", wollte Gall jetzt einmal auch von den Aufregungen der letzten Tage herunterkommen, ehe ab Mitte November das strukturierte Training wieder startet.
Neue Privilegien kommen
Welche Rennen dann überhaupt anstehen - und welche Rolle Gall dann bekleiden wird - ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar.
"Ich hatte schon in der Vergangenheit immer wieder zumindest die geteilte Leaderrolle bei Rennen, aber dass das jetzt bei der Tour de France so sein könnte, ist natürlich noch einmal eine ganz andere Kategorie."
Auch mehr Mitspracherecht beim Rennkalender und den Begleitern genießen zu können, seien neue Privilegien, die auf den Tiroler zukommen könnten. Bei der Tour, in deren Verlauf Gall immer stärker wirkte, "da hat man gemerkt, dass noch Potenzial für die Zukunft da ist."
Mehr Druck als neuer Faktor
Dass nun auch mehr Druck in die Sache reinspielt, ist Gall bewusst: "Ich bin die heurige Tour sehr unbeschwert angegangen, weil nicht wirklich die Rede von dem war, was passiert ist. An das hatte ich eigentlich nicht gedacht. Daher hatte ich keinen Druck - das wird nächstes Jahr anders sein, von dem her wird es schon eine Herausforderung, das zu reproduzieren oder zu toppen, aber ich bin bereit dazu."
"Die hätten sich sicher mehr gefreut, wenn er das gewonnen hätte, aber ich bezeichne mich als begeisterten Hobbygolfer."
Auch die erhöhte Aufmerksamkeit ist in dieser Hinsicht ein Faktor, mit dem der frischgebackene Sportler des Jahres erst zurechtkommen muss: "Ich bin jemand, der Zeit für sich allein braucht, um sich zu erholen. Dann ist das eine neue Erfahrung, bei der man aufpassen muss. Ich muss herausfinden, was möglich ist, was ich machen kann, ohne dass die Leistung am Rad darunter leidet."
Begeisterung für eine zweite Sportart aufgekommen
Part des Erholungsprogramms ist übrigens auch eine andere Sportart, die Gall vor einiger Zeit für sich entdeckt hat: Golf.
"Zeit für sich allein zu haben, kann man auch optimal am Golfplatz machen. Ich wohne nur ein paar Kilometer neben dem Golfplatz in Lienz, da gehe ich dann entweder mit engen Freunden oder allein nach dem Training eine Runde golfen. Das ist wirklich das optimale Gegengewicht zum Radsport", präsentierte sich Gall als begeisterter Gast des gepflegten Greens.
Ob sich die Golf-Bubble, die sich eine Nominierung von Sepp Straka gewünscht hätte, also ein bisschen über Galls Auszeichnung mitfreuen darf? "Die hätten sich sicher mehr gefreut, wenn er das gewonnen hätte, aber ich bezeichne mich als begeisterten Hobbygolfer."
So oder so: Nicht nur die Auszeichnung für Gall, sondern auch die Nominierungen waren 2023 ein "Aufstand" der Sportarten abseits des Fußballs und des Skisports. Ein gutes Zeichen für die sportliche Breite im Land.