Die spielerische Qualität im Spitzenfeld der in Linz in dieser Woche laufenden Tischtennis-Europameisterschaften ist besonders hoch, speziell bei den Männern.
Eine ganze Reihe von in Oberösterreich antretenden Aktiven haben sich gegen außereuropäische Konkurrenz einen Namen gemacht, nun stehen sie im Streben um Gold, Silber und Bronze im Wettstreit gegeneinander. Besonders stechen dabei die Nummern eins und zwei hervor, Felix Lebrun und Truls Möregardh.
Die beiden haben bei den Olympischen Spielen im August in Paris je zweimal Bronze bzw. Silber geholt, jeweils im Einzel und mit dem Team. Dabei ist speziell Lebrun seit 12. September erst 18 Jahre alt.
Der Youngster ist nicht nur in der TipsArena topgesetzt, sondern in der Weltrangliste als Siebenter punktgleich mit dem Brasilianer Hugo Calderano der erste Verfolger der fünf voranliegenden Chinesen. Lebrun fertigte Calderano im Duell um Olympia-Bronze 4:0 ab. Die Fans in der Halle drehten da den ohnehin hohen Lärmpegel noch weiter nach oben.
Lebrun spielt mit ungewöhnlichem Griff
Im Mannschaftsbewerb triumphierte der European-Games-Sieger des vergangenen Jahres u.a. mit seinem seit Ende August 21-jährigen Bruder Alexis. Die beiden sind erblich vorbelastet. Vater Stephane zählte zur nationalen Klasse, Onkel Christophe Legout ist dreifacher Olympia-Teilnehmer.
Felix Lebrun erreichte vor einem Jahr – gerade mal 17 Jahre alt geworden – erstmals die Top Ten der Weltrangliste. Er spielt für Europäer eher unüblich einen Penholder-Griff, beeinflusst durch seinen Mentor Chen Jian.
Felix Lebrun hat zuletzt beim Grand Smash in Peking zwar nur das Achtelfinale erreicht, er sei aber mit seinem spielerischen Niveau zufrieden gewesen. "Ich fühle, dass ich rechtzeitig für die EM in Topform gekommen bin. Natürlich sind viele Spieler hart zu besiegen. Truls ist in einer großartigen Form und auch Titelverteidiger Dang Qiu wird schwierig zu besiegen sein. Mein Ziel ist es, im Einzel oder Doppel einen Titel zu holen."
Im Doppel treten die Lebrun-Brüder gemeinsam an, sind damit potenzielle Gegner des ÖTTV-Gespanns Robert Gardos/Daniel Habesohn.
Sechseckiges Markenzeichen
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Möregardh ist als Zehnter der zweitbeste Europäer in der Weltrangliste, ist 22 Jahre alt und hat damit etwas mehr Erfahrung als Felix Lebrun.
Schon vor drei Jahren hat er mit WM-Silber sein großes Talent bewiesen, nun hat er auch auf olympischer Ebene mit Platz zwei angeschrieben – und das als Nummer 77 der Weltrangliste.
Der Rechtshänder spielt im Gegensatz zu Lebrun im Shakehand-Stil, sein Markenzeichen ist aber sein sechseckiger Cybershape-Schläger. Sein Bezwinger sowohl im WM- als auch im Olympia-Finale war übrigens der Chinese Fan Zhendong.
Qui holte 2022 Gold
Titelverteidiger Dang Qiu ist noch einer der neueren europäischen Garde, wenn auch schon 27 Jahre alt. Sein Stern ging bei den Europameisterschaften vor zwei Jahren in München auf, wo ihm der Durchmarsch zu Gold gelang.
"Einen Titel zu verteidigen ist immer schwieriger, als ihn erstmals zu gewinnen", wurde der Deutsche in einem Bericht des europäischen Verbandes (ETTU) zitiert. Als größte Konkurrenten zählte er neben Felix Lebrun und Möregardh seine Landsleute Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska sowie den Slowenen Darko Jorgic auf.