Ex-Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) hat am Donnerstag zu einem Neuanfang im heimischen Tischtennisverband aufgerufen.
Der 60-Jährige, der am 30. März bei den vorgezogenen ÖTTV-Vorstandswahlen als Präsident kandidiert, erklärte bei einem Medientermin in Wien, dass er den zerstrittenen Verband in ruhiges Fahrwasser bringen und den Fokus wieder ganz auf den Sport legen möchte. "Ich bin der festen Überzeugung, dass ich das schaffen kann."
An seiner Seite präsentierte er die einstigen Weltklasse-Profis Liu Jia als Vizepräsidentin Sport sowie Werner Schlager als Berater.
Darabos und Liu betonten, der Schritt zur Kandidatur sei ihnen nicht leicht gefallen. Auch Schlager sprach von langen Überlegungen. "Ich habe versucht, mich herauszuhalten, nach meinen Erfahrungen in der österreichischen Sportpolitik", so der Weltmeister von 2003. "Ich kenne Norbert Darabos schon lange, ihm ist die Sache wichtig, nicht sein Ego. Er ist einer, der Brücken baut und dafür sorgen kann, dass wieder Ruhe einkehrt."
ÖTTV gäbe "verheerendes Bild ab"
Darabos nannte als Gründe für sein Antreten die "unübersehbaren Zerwürfnisse zwischen Spielerinnen und Spielern sowie der Verbandsspitze", der ÖTTV gäbe "ein verheerendes Bild in der Öffentlichkeit ab. Logischerweise wenden sich dadurch auch Sponsoren ab."
Zur Erinnerung: Gegen ÖTTV-Präsident Wolfgang Gotschke und Sportdirektor Stefan Fegerl waren im Vorjahr massive Vorwürfe von psychischer Gewalt und Vernachlässigung im Umgang mit Athleten und Betreuern aufgetaucht. Ein Untersuchungsbericht konstatierte, das Verhältnis zwischen Spielern und Verbandsspitze sei nachhaltig zerrüttet. Gotschke und Fegerl, die die Vorwürfe stets bestritten haben, kandidieren dennoch erneut.
"Ich komme von außen"
"Man kann den Verband nicht so weiterführen", erklärte nun Darabos. "Ich habe das Gefühl, dass man nicht erkennt, dass nicht die Funktionäre im Mittelpunkt zu stehen haben, sondern dass die Funktionäre für die Spielerinnen und Spieler da zu sein haben."
Diese bräuchten Vertrauen und Empathie, um Leistung zu bringen. Er gehe unbelastet in die Wahl, sagte der einstige Spitzenpolitiker. "Ich gehöre keiner Lobby an, ich komme von außen."
"Susi" Liu Jia und Schlager - die Jahrhundertsportler des ÖTTV - bezeichnete er als geballte Kompetenz für den Sport.
"Die Arbeit von der Susi ist unbezahlbar, auch im Bereich der Trainings mit dem Nachwuchs." Das Gleiche gelte für den 52-jährigen Schlager. "Auf seine Expertise verzichten zu wollen, wäre grob fahrlässig." Liu erklärte, sie habe lange bei den Streitereien zugesehen. "Das hat mir persönlich sehr weh getan. Das kurzfristige Ziel ist, die Spaltung zu beseitigen."
Sie wolle ihr fachliches Wissen weitergeben und wieder für eine "positive Kommunikation" sorgen. Die 43-Jährige möchte ehrenamtlich als Vizepräsidentin arbeiten und nur vorübergehend als Sportdirektorin. "Wir werden die Position international ausschreiben. Inzwischen wäre ich Teamkoordinatorin, bis wir eine geeignete Person als Sportdirektor finden. Selbstverständlich mache ich das, solange das gewünscht ist, aber ich werde kein Geld verlangen."
Schlager: "Mir ist der Sport wichtig"
Schlager erklärte, er sei "nicht für oder gegen jemanden. Für mich ist der Sport wichtig. Für mich ist es wichtig, dass die Trainingsbedingungen und die sportlichen Voraussetzungen, seine Leistungen zu bringen, gegeben sind und dass endlich Ruhe einkehrt." Er glaube, er könne angesichts von 30 Jahren Erfahrung im Leistungssport einen wertvollen Input liefern.
"Ich will mein Wissen möglichst ungefiltert weitergeben. Es geht darum, den Sport wieder in den Vordergrund zu bringen, deswegen bin ich da."
Darabos will in den nächsten Tagen bei den Staatsmeisterschaften sowie in den Landesverbänden intensivieren und Verbündete suchen.
Diese dürften auch notwendig sein, denn momentan hat der Burgenländer wohl keine Mehrheit in der Generalversammlung - bestehend aus den Vertretern der Bundesländer und den Ehrenpräsidenten - hinter sich. Immerhin hat das Unternehmen Ströck - das seinen Sponsorenvertrag im Zuge der Streitereien auslaufen ließ - angekündigt, unter Darabos den Tischtennissport wieder zu unterstützen.