Tischtennis-Ass Sofia Polcanova ist gereift, mit den Erfolgen und den Jahren.
Derer zählt sie seit 3. September 30, definitiv mehr weitergebracht als der Zahlensprung hat sie freilich Einstellung und Herangehensweise an die gestellten Aufgaben.
"Mein Papa wäre sehr stolz auf mich. Nicht nur auf die Ergebnisse, sondern auch wie ich mental damit umgehe", sagte Polcanova vor den in Linz ab jetzt laufenden Europameisterschaften.
Mit dem Kopf dem Druck begegnen
In den Augenblicken ihrer EM-Triumphe in Einzel und Doppel in München 2022 war ihr früh verstorbener Vater in ihren Gedanken und Emotionen präsent. Er hatte sie einst in Chisinau in Moldau in allen Facetten betreut.
"Er war die wichtigste Person in meinem Leben, war meine größte Unterstützung, war mein Trainer", erinnerte sich die Oberösterreicherin.
Eine solche war sie geworden, nachdem sie bei Linz AG Froschberg angedockt hatte, um im Tischtennis durchzustarten. Mit auch etlichen anderen EM-Medaillen und zuletzt Olympia-Rang fünf ist das geglückt.
"Das ist ein sehr, sehr großes Ergebnis", betonte Polcanova im Rückblick auf ihr Paris-Abschneiden. Bis ins Viertelfinale im Zeichen der fünf Ringe war sonst noch keine Österreicherin vorgedrungen.
Mit diesem und den anderen Erfolgen steigt die Erwartungshaltung an. "Natürlich verstehe ich, was diese EM betrifft, dass der Druck von außen sehr groß ist. Alle erwarten, dass ich etwas mache (Medaillengewinn, Anm.). Aber es ist richtig, richtig schwierig."
Daher versuche sie, es anders als früher anzugehen." Sie glaube mehr an ihre Chance. "Es hat viel mit dem Kopf zu tun."
Ein Schritt, der seinen Zweck erfüllte
Bei den Sommerspielen war Polcanova während aller ihrer Partien gesundheitlich angeschlagen, hat ihr Programm aber Sieg um Sieg durchgezogen. Nach ihrem Ausscheiden entwickelte sich eine schlimme Bronchitis.
Auch sportlich stemmt sie sich gegen scheinbar Unvermeidbares. "Früher bin ich in die Halle reingekommen und habe gedacht, oh mein Gott, wow. Das war einschüchternd", berichtete die Europameisterin über Erfahrungen mit Tischtennis-Stars aus China. "Aber man hat gesehen, das sind Menschen, keine Maschinen, die können auch manchmal verlieren."
Um mit der Elite noch besser mithalten zu können, hat Polcanova ihre Klub-Karriere im Frühjahr - zumindest vorläufig - beendet. Nach mehr als 15 Jahren für Linz AG Froschberg war für die 2010 eingebürgerte Akteurin beim Serienmeister heuer Schluss.
"Ich spüre, dass ich körperlich und mental wesentlich fitter bin, weil ich meinen Plan sehr genau machen kann", berichtete Polcanova nach heuer u.a. vier Siegen gegen Top-10-Spielerinnen im ORF in "Sport am Sonntag". "Es muss bei mir alles einen Plan haben, damit ich im Match nicht so viel nachdenken muss."
Tischtennis wird größer
Unterstützung von Freunden, Bekannten und Verwandten wird die Lokalfavoritin ab Mittwoch im Mixed und ab Donnerstag in Einzel und Doppel reichlich haben.
Ihr Mann hat sich freigenommen, wird aber wie bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren erst ab Donnerstag dabei sein. "In München war er auch die letzten vier Tage dabei. Ich bin eher so ein Traditionsmensch, deswegen machen wir das wieder so."
Das Interesse an ihrem Sport sieht sie nicht zuletzt aufgrund ihres Paris-Abschneidens gestiegen. "Man merkt, dass Tischtennis in Österreich gewachsen ist."