Er ist für eine in Österreichs Sport nach wie vor historische Leistung verantwortlich und wird auch fast 20 Jahre danach primär damit verbunden.
Am 25. Mai 2003 wurde Werner Schlager in Paris Tischtennis-Weltmeister, nachdem er gegen Titelverteidiger Wang Liqin und Olympiasieger Kong Linghui (beide CHN) gesamt fünf Matchbälle abgewehrt hatte. Im Finale gewann der damals 30-Jährige gegen Joo Se-hyuk (KOR) 4:2. Am Mittwoch, 28. September, wird Schlager 50 Jahre alt.
Corona sorgte für Auflösung von China-Vertrag
Der Niederösterreicher profitiert nach wie vor von seinem damaligen Triumph. "Wenn ich nicht Weltmeister geworden wäre, wäre es für mich wesentlich schwieriger jetzt", bezog sich Schlager im Gespräch mit der APA auf seine Einkünfte. Auf WM-Gold folgten lukrative Verträge und viele Reisen nach China.
Doch Corona sorgte für eine Zäsur, 2021 wurde der Kontrakt von den Chinesen nicht mehr verlängert. "Die Pandemie hat mich da voll getroffen. Natürlich lebe ich noch von meinen Sponsoren und Auftritten, aber es ist jetzt nicht mehr die goldene Zeit."
"Spiel ist fader geworden"
Ebenso verändert sieht Schlager die Situation im Tischtennis-Spiel, er sieht sich deswegen nur noch selten Matches an: "Es gibt nichts Neues. Alles, was es jetzt gibt, habe ich schon gesehen. Ich würde mir wünschen, dass im Tischtennis viel mehr Kreativität aufpoppt." Die ITTF habe jedoch schon zu seiner aktiven Zeit begonnen, das Spiel zu vereinfachen und gleichmäßiger zu machen.
"Sie haben die Bälle größer gemacht, das Service entschärft, das Zählsystem verändert", zählte Schlager beispielhaft auf. Dadurch sei die Vielseitigkeit, die Versatilität eingedämmt worden. "Das hat alles dazu beigetragen, dass der Sport uniformer wird. Er ist nicht mehr so interessant, das Spiel selber ist fader geworden. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner, was die alle spielen." Schlager rät zum Gegensteuern, etwa zur Zulassung anderer Materialien. "Damit es wieder attraktiver wird, damit die Leute wieder die Vielseitigkeit dieses Sports bewundern können."
Ex-Weltmeister greift nach wie vor zum Schläger
Mehr Spaß als Tischtennis-Schauen macht Schlager das Mentoring des bei Vizemeister Wiener Neustadt spielenden Felix Wetzel. Wenn er im von dessen Vater Thomas Wetzel in Bad Aibling in Bayern geführten Trainingszentrum gegen den 19-Jährigen spielt, gewinne mal dieser und mal er einen Satz. Schlager: "Dort fühle ich mich ein bisschen wie zu Hause, weil ich quasi wieder in der Tischtennis-Familie bin, ich wieder eingebettet bin. Da coache und trainiere ich zum Teil mit."
Ein Engagement in der Funktionärswelt des Europa- (ETTU) oder Weltverbands (ITTF) - wie einst von seinem Ex-Doppelpartner Karl Jindrak vorgelebt - oder im heimischen Verband (ÖTTV), wo nun Stefan Fegerl Sportdirektor ist, hat sich für Schlager bisher nicht ergeben.
Jedoch startete er einige Jahre nach dem WM-Erfolg mit einem Partner in Schwechat das Projekt "Werner Schlager Academy", hatte die sportliche Leitung der im Hallen-Komplex Multiversum integrierten Ausbildungs- und Trainingsstätte internationalen Formats über.
WSA-Prozess: Schlager zahlte Lehrgeld
Finanzierungslücken läuteten das Ende der WSA ein, im November 2021 begann diesbezüglich ein Prozess wegen mutmaßlichen Förderbetrugs. Schlager sagte aus, er habe sich bei dem Großprojekt weder mit Finanzierungsfragen noch Förderanträgen befasst, sei damals in erster Linie Leistungssportler gewesen.
Noch sind die Urteile in dem zu Beginn gegen zwölf Angeklagte gerichteten Verfahren nicht gesprochen. Schlager belastet das. Beim WSA-Projekt sei er "sehr gekränkt und abgewatscht worden. Ich habe mein Lehrgeld zahlen müssen."
Die Verhandlung sei für Schlager "ein Wahnsinn, eine Katastrophe." Er habe dabei aber auch wichtige Erfahrungen machen dürfen, die er nicht missen wolle. "Die haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin. Jetzt halte ich sicher mehr aus und bin wesentlich erfahrener als noch vor zehn Jahren. Ich bereue es gar nicht, dass ich die Entscheidung getroffen habe, das zu probieren. Natürlich hätte das eine oder andere nicht so sein müssen. Aber die grundsätzliche Entscheidung, die grundsätzliche Idee ist auf jeden Fall eine sehr positive gewesen."
Schlager-Nachwuchs spielt nur noch zu Hause
Schlagers Kinder Nick und Nea sind inzwischen 13 bzw. 9 Jahre alt. Sie und Frau Bettina werden für ihn auch am Geburtstag vorrangig sein: "Ich feiere mit den Menschen, mit denen ich mich gerne umgebe. Das reicht mir." Die Sprösslinge hatten vor Corona in Wiener Neustadt vereinsmäßiges Tischtennis-Training, spielen nun aber nur noch daheim.
"Ich habe im Keller einen Tisch mit Roboter aufgestellt. Wenn sie daran Spaß haben, lasse ich sie ein paar 100 Bälle spielen." Dabei werden bei Schlager manchmal Erinnerungen wach, wie er und sein Bruder Harald am Dachboden mit ihrem Vater trainiert haben - und der Weg zu WM-Gold begonnen hat.