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Wie steht es ums Tischtennis in Österreich, Herr Fegerl?

Der ÖTTV-Sportdirektor über die Ausbeute in Sachen Olympia-Qualifikation, den Generationenwechsel, der langsam anrollen muss und die Heim-Europameisterschaft.

Wie steht es ums Tischtennis in Österreich, Herr Fegerl? Foto: © GEPA

Einst galt er als logischer Nachfolger von Werner Schlager.

Nach Europameister-Titeln im Doppel und im Team 2015, einem Champions-League-Sieg 2018 und zwei Teilnahmen an Olympischen Spielen beendete Stefan Fegerl seine aktive Karriere vor drei Jahren allerdings schon mit 32.

Seit 2022 ist der ehemalige Weltklasse-Spieler als Sportdirektor im ÖTTV tätig und als solcher hauptverantwortlich für sportliche Agenden. Und das in einem wichtigen Jahr 2024 für den Sport, in dem nach den Olympischen Spielen auch noch eine Heim-Europameisterschaft (von 15. bis 20. Oktober in Linz) wartet.

Fegerl spricht vor diesen beiden Highlights im LAOLA1-Interview über den Status quo des Sports in Österreich:

LAOLA1: Österreich wird bei den Olympischen Spielen im Tischtennis nur im Einzel vertreten sein, im Mixed-Doppel und im Team nicht. Ist das zufriedenstellend oder nach den letzten Jahren doch eine Enttäuschung?

Stefan Fegerl: Dass wir uns bei den Männern im Team nicht qualifiziert haben, war knapp. Schmerzhaft war die Nichtqualifikation bei den Frauen und im Mixed-Doppel. In der Weltrangliste liegen Robert Gardos und Sofia Polcanova unter den besten 16 - und 16 Paare nehmen in Paris teil. Unser Qualifikationsmodus ist komplex. Weil Doppel aus China, Japan, Südkorea und Taiwan beim Qualifikationsturnier angemeldet waren, aber dann abgesagt haben, musste sich unser Duo aktiv qualifizieren, was nicht gelang. Laut Ist-Stand werden wir aber im Einzel die "Sonja" (Spitzname von Sofia Polcanova, Anm.), bei den Frauen dabei haben, das ist unser Zugpferd. Und bei den Männern werden aus heutiger Sicht Daniel Habesohn und Andreas Levenko über die Weltrangliste dabei sein. Da ist aber noch bis 18. Juni Zeit.

LAOLA1: Zwar sind bei jedem Tischtennis-Bewerb nur zwei Chinesinnen bzw. Chinesen dabei, aber eine Medaille ist trotzdem schwer zu erreichen. Kann das mit Sofia Polcanova als Europameisterin dennoch als ein Ziel ausgegeben werden?

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Fegerl: Das wäre ein bisschen forsch und unrealistisch. Aber ihr traue es ihr bei einer guten Auslosung zu. Sie hat so viele gute Ergebnisse geliefert und war mehrmals unter den Top acht großer Turniere. Da ist ein Viertelfinale realistisch. Und dann ist schon sehr viel möglich. Aber im Tischtennis ist es auch eine extreme Sache der Auslosung. Wenn "Sonja" es nicht unter die ersten 16 der Setzung schafft, kann ihr in der dritten Runde eine Chinesin passieren - und dann kann das "Projekt Olympia" auch schneller zu Ende sein.

LAOLA1: Bei den Männern sind Robert Gardos (45 Jahre alt, Anm.) und Daniel Habesohn (37) immer noch die Zugpferde, jetzt rückt langsam Andreas Levenko (25) nach. Wie sieht die mittelfristige Perspektive aus? Wann kommt es zum Generationen-Umbruch?

Fegerl: Wir haben ein, zwei Generationen nach Gardos, Habesohn und auch Liu Jia einfach nicht. Deswegen war es vor drei Jahren unser erster Anspruch, mehr in den Nachwuchs zu investieren. Diese Umstrukturierung war nicht einfach, dass wir mit der Männer-U15 erstmals Vize-Europameister wurden und die Qualifikation für eine Weltmeisterschaft mit nur 12 Teams hat uns aber recht gegeben. Aber die Balance zu finden, was man macht und wann der Nachwuchs reingeschickt wird, braucht auch ein bisschen Fingerspitzengefühl, eine Vision, eine Struktur und Weitblick. Damit beschäftigen wir uns erst, denn jetzt stehen Olympische Spiele und die Heim-Europameisterschaft an.

LAOLA1: Ist die Basis trotzdem schon jetzt nachhaltiger geworden als etwa vor 20 Jahren nach dem WM-Titel von Werner Schlager

Fegerl: Ich würde es nicht ganz ummünzen. Aber wir haben mehr Möglichkeiten geschaffen. Die Struktur im Nachwuchs gibt mehr Kindern die Möglichkeit, sich zu entfalten. Das war früher nicht ganz der Fall, da war es einfacher gestrickt. Aber im Tischtennis nimmt dir die tägliche harte Arbeit niemand ab. Mit der Generation, die jetzt in den Startlöchern steht, haben wir massives Glück gehabt. Die wird seit drei Jahren massiv gefördert und die ersten Früchte sind rausgekommen. Die wollen wir auch nach Los Angeles 2028, spätestens Brisbane 2032 bringen.

Sohn Louis Fegerl
Foto: © WTT

LAOLA1: Ist das Potenzial der vorhandenen Talente groß genug, um Österreichs Level in den nächsten Jahren zu halten?

Fegerl: In den nächsten fünf Jahren muss es die jüngste Generation geschafft haben, konkurrenzfähig zu sein. Wenn das passiert, haben wir ein, zwei Jahrzehnte Zeit. Und es kommt schon die nächste Generation, mit Julian Rzihauschek, Petr Hodina, Benjamin Girlinger und auch Louis (Sohn von Fegerl, Anm.) gibt es vier, fünf Kinder, die international vernünftig vertreten sind. Daher bin ich guter Dinge. Wenn wir sie fördern, werden wir in vier bis acht Jahren als Mannschaft überall dabei sein.

LAOLA1: Wie viel Input können die Eltern als ehemalige Profis (Mutter Li Qiangbing war ebenfalls Nationalspielerin, Anm.) bei Louis geben?

Fegerl: Teilweise zu viel - er hört ja nicht immer auf uns. Es ist nicht einfach, Mutter, Vater und Sohn zu sein, das zu koordinieren und zu kombinieren. Aber es gelingt uns ganz gut. Er hat natürlich gewisse Voraussetzungen, die andere nicht haben, weil wir ihn noch lange sportlich begleiten können. Aber das Training nimmt ihm keiner ab.

LAOLA1: Dass er als Nummer 1 der U11-Weltrangliste ins Jahr ging, ist aber ein Statement seines Potenzials gewesen.

Fegerl: Ich schätze das realistisch ein. Da sind keine Chinesen oder Japaner dabei. Letzten Sommer hat er mit den besten Chinesen trainiert und da war schon zu sehen, dass da noch ein großer Unterschied ist. Es muss schon viel passieren, damit der Abstand geringer wird.

"Natürlich fehlt so ein großer Erfolg, der dich präsenter macht. Wir sind aber noch immer einer der größeren Verbände, werden das hoffentlich immer bleiben.."

LAOLA1: Deine Karriere lief im Windschatten von Werner Schlager ab. Wie wichtig ist ein Vorbild dieser Größenordnung für die Jugend?

Fegerl: Für mich war er ein Grund, dass ich professioneller Tischtennisspieler wurde. Dass er Weltmeister wurde, hat etwas in mir ausgelöst und eine Vision gegeben. Dieses Zugpferd fehlt in Österreich, klar. Aber die Welt dreht sich schneller: Social Media, Marketing und die Größe des Tischtennis speziell in Asien: Es gibt viele Vorbilder. Und es ist auch als Europäer möglich, gut zu werden. Natürlich wäre es schön, wenn man einen Österreicher in so einer Position hätte.

LAOLA1: Tischtennis hat in Österreich bei großen Erfolgen hohe mediale Aufmerksamkeit erreichen können. Welche Rolle wird die Heim-EM in Linz im Vergleich spielen können?

Fegerl: Eine große. Ich will nicht sagen, dass sie wichtiger wird als die Olympischen Spiele, aber für uns im Verband als Veranstalter ist sie sehr wichtig. Wir glauben, dass sie einen kleinen "Boom" auslösen wird, wenn man sieht, wie viele Karten schon verkauft sind. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Außerdem gehen wir als Titelverteidiger in der Nationenwertung rein. Da haben wir schon einen gewissen Anspruch im sportlichen Bereich, vor allem dank Sofia Polcanova. Dadurch wird es nicht nur eine organisatorische Herausforderung. Zudem steht am 17. Oktober ein wählender Kongress im europäischen Verband ETTU an, den gibt es nur alle vier Jahre. Da wird das Turnier auch in den nächsten Jahren präsent bleiben.

LAOLA1: Allgemein gefragt: Wo steht der Tischtennis-Sport in Österreich, 21 Jahre nach Werner Schlagers WM-Titel und neun Jahre nach dem sensationellen EM-Gold des Männer-Teams?

Fegerl: Ich würde sagen: Er steht vernünftig da. Natürlich fehlt so ein großer Erfolg, der dich präsenter macht. Wir sind aber noch immer einer der größeren Verbände, werden das hoffentlich immer bleiben. Ich würde mich nicht mit Ski Alpin und Fußball vergleichen, aber von Platz drei bis zehn gibt es mehrere Sportarten, die in etwa unsere Präsenz haben.

LAOLA1: Drei Jahre nach dem frühen Karriereende mit 32 Jahren: Immer noch glücklich mit dieser Entscheidung?

Fegerl: Absolut. Ich möchte den Schläger nicht mehr selbst in die Hand nehmen. Meine Zeit war sehr fordernd und intensiv, ich war lange von der Familie getrennt. War fünf Jahre in Deutschland und viel international unterwegs. Ich habe alles richtig gemacht und bereue nichts.

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