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Cody Rhodes darf jetzt nicht in Cenas Schatten verschwinden!

Am Wochenende steht das größte Wrestling-Spektakel des Jahres an: It's Wrestlemania-Time! Die Redaktion diskutiert aus diesem Anlass zu vier brisanten Thesen:

Cody Rhodes darf jetzt nicht in Cenas Schatten verschwinden! Foto: © getty

Es ist die heißeste Zeit des Jahres für Wrestling-Fans: Wrestlemania steht an! Am kommenden Samstag und Sonntag findet das größte Wrestling-Event des Jahres statt.

Mehr als 120.000 Fans werden live vor Ort im Allegiant Stadium in Las Vegas an den beiden Abenden dabei sein.

WWE-Ikone John Cena wird dort seinen letzten Wrestlemania-Auftritt bestreiten, er beendet zu Jahresende seine Karriere, und wird auf WWE-Undisputed-Champion Cody Rhodes treffen.

Auch Österreichs Aushängeschild Gunther wird am ersten Abend dabei sein und seinen World-Heavyweight-Titel gegen "Main Event" Jey Uso verteidigen.

Die Redaktion hat aus diesem Anlass die Redakteure Jonas Pamperl und René Mersol mit vier Thesen konfrontiert:

1.) Auch wenn Gunther seinen World-Heavyweight-Titel bei Wrestlemania verlieren sollte: Der Wiener ist längst einer der Topstars der WWE.

Jonas Pamperl: 

"Unser" Gunther ist definitiv ein WWE-Star. Ob er aktuell (schon) ein Topstar ist? Nicht ganz. 

Klar, er hat mit der World Heavyweight Championship den zweitwichtigsten Titel der Company. Was mir fehlt, ist das letzte Äutzerl bei der Darstellung. Bei PPVs steht der Wiener nämlich kaum im Main Event. Auch die Wochenshows beendet er nur, wenn er auch ein Match hat. Das ist der ganz große Unterschied zu den absoluten Top-Guys wie Cody Rhodes, CM Punk oder Roman Reigns

Wie es WWE-intern aussieht, kann man nur mutmaßen. In einem Interview erzählte der Österreicher aber zuletzt, einen neuen Vertrag unterschrieben zu haben. Dabei hat er sich auch einen eigenen Tourbus ausgehandelt - ein "Zuckerl", das nur die höchste Riege an Stars erhält.

Gunther kommt in der Führungsriege gut an, es hapert aber an der Darstellung. Über die Zeit nach einem möglichen Titelverlust muss er sich aber keine Sorgen machen. Denn in den über 11.00 Tagen, seitdem er bei der WWE im Main Roster ist, hielt er weit über 900 Tage einen Titel. 

René Mersol:

Ich bin der Meinung, dass das auch eine Interpretationssache ist. Wenn man es so interpretiert, wie der Herr Kollege, dann stimme ich ihm zu. 

Für mich ist man, wenn man den zweitwichtigsten Titel in der Company hält, aber automatisch ein solcher. Der Titel macht einen unweigerlich dazu.

Sollte Gunther bei Wrestlemania seinen Titel verlieren (und davon gehe ich aus), sehe ich allerdings schon die Gefahr, dass er vorübergehend in die Upper Midcard abrutscht, sofern er nicht überhaupt eine Pause erhält.

In Sachen Darstellung stimme ich Jonas zu, es fehlt dieses eine Prozent. Wichtig wird sein, Gunthers Gimmick nach Wrestlemania weiterzuentwickeln, denn für mein Gefühl beginnt es sich zwar langsam, aber doch stetig abzunutzen.

Ich persönlich würde ihn ja irgendwann gerne mal als Face sehen, mir fehlt aber die Fantasie, wie das bei seiner Figur gehen soll.

2.) Wenn die WWE ihre neue Ära ernst meint, darf sie Cody Rhodes jetzt nicht im Schatten von John Cena und The Rock stehen lassen.

René Mersol:

Ich gehe davon aus, dass Cena bei seiner letzten Wrestlemania den Titel gewinnen wird. Die Drohung, dass er ihn retired, ist für mich schon ein erster Fingerzeig darauf, wie es weitergehen könnte.

Die Fehde zwischen ihm und Cody könnte danach weitergeführt werden und Rhodes wieder voll in seiner Underdog-Rolle aufgehen. Er gegen die Übermächtigen The Rock und Cena. Und ehe Cena den Titel zu Jahresende tatsächlich mit in den Ruhestand nimmt, gewinnt ihn Cody in einem dramatischen Finale zurück. 

Auch andere Storylines sind denkbar, bei denen Rhodes ein Main-Eventer bleibt. Und das muss er auch. Er ist das Zugpferd der WWE, die "Cashcow" und die WWE kann es sich nicht leisten, ihn hinter den zwei "Altspatzen" zu verstecken.

Ich gehe davon aus, dass sie das auch nicht tun wird. Triple H und das Kreativteam sind, und das haben sie mit dem Aufschwung in den letzten Jahren bewiesen, zu umsichtig, um jemanden, um den ein solcher Hype herrscht, in die zweite Reihe zu stellen. Insofern habe ich diese Angst nicht.

 

Jonas Pamperl: 

Es ist fast egal, was bei Wrestlemania passiert. Cody Rhodes wird davon profitieren und auch weiterhin der sogenannte Quarterback der WWE bleiben. Eine Niederlage gegen Cena würde ihm sogar helfen, wie René schon skizziert hat. Denn ein Babyface als Jäger funktioniert meist besser, als ein Babyface als Gejagter. 

Natürlich wären Szenarien denkbar, wo Cody im Schatten von The Rock und John Cena stehen könnte. Aber wie mein Kollege denke ich auch, dass Triple H und Co. diesen Stern nicht ausglühen werden lassen. Obendrein liefert die letzte 'Mania den Beweis, dass Cody trotz eines Haufens Topstars und Legenden nicht untergeht.

Cody wird in naher Zukunft das Aushängeschild der WWE bleiben, sollte er sich nicht schwerwiegend verletzen.  

3.) 2024 und 2025 waren die House Shows in Wien jeweils ausverkauft! Bald wird es das erste Pay-Per-View-Event in Österreich geben.

Jonas Pamperl:

Ich war selbst überrascht, wie sehr die WWE in Wien die Massen bewegt. Natürlich hat der Wiener Gunther daran einen riesigen Anteil. 

Trotzdem darf man da nichts überstürzen. Natürlich ist der Andrang auf die WWE-Tickets in Wien enorm gewesen, natürlich hat man mit Gunter einen "Local Hero" und natürlich veranstaltete die Company in den vergangenen Jahren vermehrt in Europa.

Aber von House Shows zu einem PPV-Event - da würde man einen Schritt überspringen. Nämlich die TV-Shows, die es bislang in Wien gar nicht gab. Darüber bin ich ehrlich gesagt auch froh, weil das Erlebnis als Live-Zuschauer bei einer House Show einfach besser ist. Während in Wien Gunther gegen CM Punk kämpfte, bekam die TV-Show in London Jimmy Uso gegen The Miz und dazu noch zahlreiche Werbeunterbrechungen.

Zu TV-Shows in Wien gibt es von mir also ein klares Nein. Was PPVs angeht, bin ich unentschlossener. Ich denke, dass die WWE zuerst Deutschland weiter abgrasen, dann nochmal nach Frankreich, Italien oder Spanien gehen würde, bevor es ins immer noch "kleine Österreich" geht. So groß ist der Pull-Faktor auch nicht mit dem Local Hero Gunther. 

René Mersol:

Ich bin da bei Jonas. WWE in Wien war richtig stark, aber es war eben eine House Show. Ich persönlich würde keine TV-Show in Wien sehen wollen, aus den bereits von Jonas genannten Gründen - und wenn, dann jedenfalls nicht mit Gunther. Weil es nicht funktionieren würde. 

Der Top-Heel Gunther wurde bei der Show Ende März frenetisch bejubelt, das wäre bei einer TV-Show nicht anders. Du wirst die "Immer wieder Österreich"-Sprechchöre bei seinem Match nicht verhindern können, auch wenn es natürlich Möglichkeiten gibt, das im TV akustisch auszublenden.

Ein PPV in Österreich dagegen hätte schon seinen Reiz, aber wie Jonas schon sagt: Der Schritt ist bis auf weiteres viel zu groß, ebenso das Risiko für die WWE. Abgesehen davon: Mir fiele, bei aller Liebe für die altehrwürdige Stadthalle, in Österreich kein geeigneter Ort ein, an dem du das machen könntest. 

4.) Promos sind vorgeschrieben, Matches inszeniert und der Sieger ohnehin bekannt - Wrestling ist doch Fake!

René Mersol:

Ah, eh. Sollte es jemanden geben, der noch nicht weiß, dass alles nach Drehbuch abläuft: Es läuft alles nach Drehbuch ab. Wrestling ist wie ein Film oder ein Theaterstück, bei dem du mittendrin bist. Ich habe übrigens noch niemanden kennengelernt, der eine Theater-Vorstellung verlässt und sagt: "Wahnsinn, die haben ja gar nicht wirklich aufeinander geschossen".

Den Begriff "Fake" halte ich dennoch für unzutreffend. Die Handlung ist inszeniert, die körperliche Leistung, die Akrobatik und vor allem die Schmerzen nicht.

Denn ja, es tut tatsächlich verdammt weh, wenn man von einer vier Meter hohen Leiter durch zwei Tische geworfen wird oder von einem Stahlkäfig auf das Kommentatorenpult springt. Das ist verdammt gefährlich und die zigfachen Warnungen in jeder Sendung, das nur ja nicht nachzumachen, entsprechend ernstzunehmen.

 

Jonas Pamperl: 

Würde ich meinem Kollegen da groß widersprechen, hätte ich mich wohl kaum für diese Ansichtssache gemeldet. Wrestling ist auf keinen Fall fake, jedoch auch nicht zu 100 Prozent echt. Die Storylines sind geskriptet, die Gewinner:innen der Matches fast immer vorher bekannt. 

Das, was im Ring passiert, schaut zwar meistens härter aus, als es wirklich ist. Angenehm oder schmerzfrei ist es aber kaum. René hat bereits die Würfe durch Tische angesprochen, aber auch "kleinere" Aktionen können arg wehtun. Schau dir die Brust von Gunthers Gegnern an, wenn sie mehrere Chops von ihm kassieren. 

Oft steckt auch in den inszenierten Handlungen überraschend viel Realität drin. Manche Wrestler können sich auch privat nicht leiden, haben teilweise wirklich Probleme miteinander. Genau in diesen Momenten, wo sich Realität mit Fiktion vermischt, ist Wrestling echt am besten. 


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