Eine Portion Anspannung gepaart mit Vorfreude und einer Spur Schüchternheit.
Doch mal ehrlich, wer will es ihm verübeln?
Felix Auböck ist schließlich erst 19 Jahre alt und blickt genau mit erwähnter Mischung seinen ersten Olympischen Spielen entgegen.
Doch trotz seiner Jugend gilt just der Zwei-Meter-Mann – 1,98 Meter um genau zu sein – im sechs-köpfigen österreichischen Schwimmer-Aufgebot als aussichtsreichster Rio-Starter.
Geschafft hat der gebürtige Wiener das mit gleich drei erbrachten A-Limits über 200, 400 und 1.500m Kraul – so viele wie kein anderer OSV-Athlet – sowie einem vierten Platz bei der diesjährigen EM.
Dem Youngster deswegen gleich irgendwelche Erwartungen mit in den Koffer für Rio zu packen, wäre freilich falsch. Zudem weiß Auböck recht genau, was er will und was es geschlagen hat. Denn sein Karriere-Plan kann sich sehen lassen.
Big in Japan
Auböck ist weniger Träumer, als vielmehr Realist mit Träumen.
Wenn er von Rio spricht, erkennt er den größeren Zusammenhang. „Ich weiß noch nicht, was mich vom ganzen Ambiente her dort erwartet“, spielt er auf die während der Spiele weltweit gehypten Schwimm-Bewerbe an.
Das Medien-Interesse, Duelle gegen Superstars, das Leben im Olympischen Dorf,… all diese Erfahrungen möchte er mitnehmen für das ganz große Ziel. „Es wird wichtig sein, das ganze Rundherum schon einmal mitbekommen zu haben, damit ich in Tokio 2020 dann in einem Finale stehen und auch um eine Medaille mitschwimmen kann“, verrät er.
Für Rio kann die Devise somit nur lauten, um jede Hundertstel kämpfen und die eine oder andere Vorrunde überstehen.
Der frühe Wunsch nach Perspektive
Um im Fahrwasser seiner Vorstellungen zu bleiben, wechselte Auböck bereits vor drei Jahren nach Berlin. Bei SG Neukölln Berlin und später bei den Wasserfreunden Spandau fand er genau jene neuen Reize, die er sich erhofft hatte. Früh folgte eine wahre Leistungs-Explosion.
Nach der bestandenen Matura soll nun das nächste Auslands-Abenteuer folgen. „Am 22. August fliege ich direkt aus Rio nach Michigan.“ An der dortigen Universität soll Auböcks Leben in den nächsten vier Jahren voll auf Schwimmen, Politik-Wissenschaften, Essen und Schlafen ausgerichtet werden.
Österreichs Olympia-Hoffnung im Interview:
„Sie haben tolle Sport-Anlagen, Lehrer, die sich bei Problemen mit dem Studium um dich kümmern und ich komme dort in eine Trainingsgruppe von 35 männlichen Schwimmern“, schwärmt Auböck von einem Lokalaugenschein im Nordosten der USA. Die „Wolverines“, so der Spitzname der dort ansässigen Uni-Teams, sind bekannt für ihre Football-Verrücktheit. Obwohl es letztlich „nur“ College-Football ist, füllt die Uni-Mannschaft das größte Stadion Nordamerikas (über 107.000 Sitzplätze). Coach Jim Harbaugh wechselte von den 49ers aus der NFL nach Michigan.
Aber zurück zum Schwimmen: Ungeachtet dieser neuen Welt glaubt Auböck nicht an große Anpassungs-Schwierigkeiten. „Schließlich habe ich schon in den letzten drei Jahren selbstständig gelebt, von daher wird es nicht allzu schwer werden. Und falls doch, kann ich nach ein, zwei Jahren noch immer die Reißleine ziehen“, ist ihm bewusst, dass ein derartiger Schritt auch immer mit einem Risiko verbunden ist.
„Klar, kann es super oder genauso gut auch in die Hose gehen. Aber diese Gefahr besteht auch, wenn ich in Österreich bleibe. Und ich möchte es lieber versuchen, als dass ich es nie probiert habe.“
Auch der Horizont ist endlich
Tokio 2020, Finale oder gar Medaille. Bei all diesen Gedanken-Spielen darf man nicht übersehen, dass Auböck auch dann erst 23 Jahre ist, was gerade bei männlichen Athleten noch immer nicht nach Karriere-Zenit klingt.
„Ich denke, wenn es 2020 gut läuft, kann es 2024 immer noch gut laufen“, meint Auböck verschmitzt, um ihm nächsten Atemzug aber zu erklären, dass soweit zu planen, ohnehin keinen Sinn mache.
„Nach 2020 möchte ich auf alle Fälle meinen Master machen, aber wo kann ich noch nicht sagen“, hänge dies mitunter von den sportlichen Erfolgen ab.
„Wie viel Spaß macht mir Schwimmen dann noch? Wie lange will ich dann noch schwimmen? Das sind alles Faktoren, die da mitreinspielen werden“, kommt mit einem Mal der Realist in ihm wieder zum Vorschein.
Reinhold Pühringer