Österreich muss bei den Olympischen Spielen in Rio weiter auf die erste Medaille warten.
Bernadette Graf ist im Judo der Frauen bis 70 kg knapp dran, muss sich im Kampf um Bronze letztlich aber der Britin Sally Conway mit einer Yuko-Wertung geschlagen geben. Die 24-jährige Tirolerin hatte davor ihr Viertelfinale verloren, erarbeitete sich aber über die Hoffnungsrunde die Chance auf Edelmetall.
Das ÖOC ist damit weiterhin seit Peking 2008 ohne Medaille.
VIDEO: 5 Fragen an Bernadette Graf
Conway nutzt den idealen Zeitpunkt
Im Bronze-Kampf ist Graf die klar dominantere Athletin, setzt ihren linken Griff optimal durch. Die strategische Linie, auf eine Gelegenheit für einen Konter-Angriff zu lauern, scheint aufgrund der stabilen Kampfanlage zunächst gut gewählt. Jedoch macht die Schlitzohrigkeit Conways dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung: Bei einem Beinfeger der Tirolerin fegt die Britin im perfekten Zeitpunkt nach und wirft die 24-Jährige zum Yuko auf die Seite.
Graf erhöht infolge zwar den Druck, kann bis auf zwei Bestrafungen ihrer Gegnerin allerdings nichts Zählbares herausschlagen.
Eine knappes Match, nicht das erste für Graf an diesem Tag.
Doch der Reihe nach
Nach einem Freilos zum Auftakt hatte sie die über 9.000 Zuschauer fassende - wenn auch nicht restlos gefüllte - Carioca Arena gegen sich. Getragen vom Publikum lieferte Mario Portela der dreifachen EM-Dritten einen Krimi, der erst in der Verlängerung entschieden wurde. Die Brasilianerin griff direkt mit beiden Händen um die Hüfte Grafs. Eine verbotene Handlung, für welche Portela eine Shido-Betrafung verlor.
Ähnlich wie Trainigskollegin Kathrin Unterwurzacher verlor auch Graf das folgende Viertelfinale. Gegnerin Laura Vargas-Koch kam mit einem links herum eingedrehten Soto-maki-kome, im Volksmund auch „Schweinerolle“ genannt, zum vorzeitigen Ippon. Eine Niederlage, die wenig überrascht, erhöhte die Deutsche im Head-to-Head damit nämlich auf 7:0.
In der Trostrunde gab Graf gegen Kelita Zupancic (CAN) einen komfortablen Waza-ari-Vorsprung für einen Wurf nach hinten (Ura-nage) fast noch aus der Hand. Rund eine Minute vor Schluss konnte die Kanadierin am Boden eine brandgefährliche Umdreh-Technik (San-gaku) ansetzen. Graf wehrte sich nach Leibeskräften, nicht auf den Rücken – also in einen Festhaltegriff – gedreht zu werden. Sie lag schon auf der Seite.
War das nun bereits ein Festhalter? Der Kampfrichter war sich augenscheinlich selbst nicht sicher, ließ die Situation lange laufen, ehe er sich bei dem sich bietenden Gezerre vor ihm dann doch entschied, es als Festhalter zu werten. Graf versuchte nun noch vehementer daraus zu entrinnen. Mit Erfolg! Nach zwölf Sekunden stufte der Referee die Position nicht mehr als Festhalter ein, was nur Yuko für Zupancic bedeutete. Drei Sekunden länger und sie hätte mittels eines Waza-aris ausgeglichen, acht Sekunden länger und Graf hätte sofort verloren. So stand Graf aber im Bronze-Kampf.
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