Vier Boote für ein Hallelujah! Vier Asse, die im Kampf um Medaillen alle stechen hätten können. Österreich Segler durchlebten bei den Sommerspielen im Olympia-Revier unter dem Zuckerhut schwierige Zeiten und waren am Ende froh, nicht mit leeren Händen die Heimreise anzutreten.
Wie es mit den vier Duos weitergeht, ist offen. Sportdirektor Georg Fundak legt den Fokus aber schon auf Tokio 2020: "Wir haben im Frühsommer 2016 mit unserer Recherche begonnen. Es gilt, absolut keine Zeit zu verlieren."
Freud und Leid lag im Segel-Team eng beisammen. Die Debütanten verwerteten den einzigen "Matchball". Thomas Zajac und Tanja Frank sicherten sich in der Nacra17-Klasse die Bronzemedaille.
Die Routiniers Nico Delle Karth und Niko Resch kamen bei ihren vierten Spiele nie in die Gänge und enttäuschten mit dem Verpassen des Medal Race in der 49er-Klasse.
Zwei Wettfahrtsiege bei den 470er-Booten
Bei den 470er-Booten wechselten Licht und Schattten. Bei den Herren waren Reichstätter/Schmid lange Zeit im Rennen um die Medaillen, ehe ein schlechter Tag alles versaute und die beiden Wiener die Olympia-Regatta auf Rang acht beendeten.
Die Doppel-Weltmeisterinnen Vadlau/Ogar haderten mit den Bedingungen, schafften wie die Herren einen Wettfahrtsieg und mussten sich am Ende mit dem für sie enttäuschenden neunten Platz zufrieden geben.
Vadlau und ihr Papa schießen "Giftpfeile" ab
Lara Vadlau ließ nach der Olympia-Regatta in einem ORF-Interview kein gutes Haar an der Betreuung und meckerte über zu schlecht bezahlte Trainer und einen verlorenen Protest. Vater Ernst Vadlau ging in einem Facebook-Posting auf OeSV-Sport-Direktor Georg Fundak los. Kurz zusammengefasst erklärt Papa Vadlau dort: Fundak habe seine Tochter von der ersten Wettfahrt weg aus der Ruhe gebracht und viele falsche Entscheidungen getroffen...
Fundak will dazu (vorerst) nicht Stellung nehmen. Der ehemalige Segel-Olympia-Teilnehmer für Ungarn 1980 analysiert nüchtern: "Wir sind mit vier Booten nach Rio gekommen, unser Ziel war zumindest eine Medaille zu holen, das haben wir geschafft. Natürlich wäre mehr drinnen gewesen, wir waren bis zum Schluss in den 470er-Klassen im Spiel dabei, haben die Medaille erst auf der Zielgeraden aus der Hand gegeben, das ist schade."
Medaillenrausch als Bremsklotz
Woran hat es gelegen? "Wenn die Sportler zu sehr im olympischen Medaillenrausch sind, was bei zwei von unseren Booten der Fall war, besteht die Gefahr, dass du nach einem nicht so optimalen Start zu viel riskierst oder nicht mehr zurück in die Spur findest. Unsere Vorbereitung war auf einem internationalen Top-Niveau, das steht außer Frage. Wir haben das Rezept und Fachwissen, werden uns an die möglichen Änderungen seitens der olympischen Klassenpolitik oder des olympischen Formats anpassen und weiter konsequent und kreativ arbeiten"
Fundak ist mit der Arbeit des Teams zufrieden. "Unsere Entwicklung ist positiv, nicht nur aufgrund der Medaille, oder der Top-10 Plätze, sondern weil wir auch in der zweiten Reihe breiter aufgestellt sind. Die Jungen trainieren beinhart, drängen nach, das freut mich. Wir wollen im Idealfall fünf bis sechs Klassen auf Tokio vorbereiten, dafür brauchen wir auf uns abgestimmte Strategien, willige Segler, ein sich mit Österreich identifizierendes und unsere Möglichkeiten akzeptierendes Betreuerteam und zum anderen die finanziellen Ressourcen."
Projekt Rio hat geholfen
Die Vorbereitung auf die Spiele in Brasilien haben den OeSV auf ein neues Niveau gebracht. Fundak: "Das Projekt Rio hat extrem geholfen, wir sind eine technische sehr komplexe Sportart, ohne diese Art von Unterstützung haben wir definitiv verringerte Chancen. Wir haben Ideen und werden so bald wie geht die nötigen Gespräche mit den Verantwortlichen suchen."
Die Vorbereitung auf Tokio 2020 läuft bereits. "Wir haben im Frühsommer 2016 mit der Recherche begonnen, wir haben keine Zeit zu verlieren", erklärt der Sportdirektor, der jetzt aber zuerst die Wogen der Enttäuschungen glätten muss.