Schlüsselbeinbruch, beidseitiger Armbruch, Pfeiffersches Drüsenfieber, Guilian-Barré-Syndrom, Oberschenkelhals-Bruch, Muskelfaserriss.
Ein Blick auf die Verletzungsliste von Thomas Springer, macht klar: Er ist ein Stehaufmännchen.
Nun muss der 31-Jährige ein weiteres Mal aufstehen. Dabei hätte dieser Donnerstag eigentlich SEIN Tag, das Highlight seiner Karriere, werden sollen. Doch er endete - wie er es selbst nannte - "schrecklich".
Beim Olympischen Triathlon an Rios legendärer Copacabana erwischte der Österreicher einen rabenschwarzen Tag und landete mit 10:13 Minuten Rückstand auf die siegreichen Brownlee-Brüder, Alistair und Jonathan aus Großbritannien, auf einem schmerzvollen 47. Platz.
Im Anschluss brach es aus Springer heraus, in der Mixedzone weinte der Mann, der sich einen Platz in den Top-20 vorgenommen hatte, bittere Tränen.
Zunächst das Hoch
"Es tut mir wirklich leid!"
Sechsmal entschuldigte sich Springer weinend in der Mixedzone.
Als wäre sein Rennen nicht schon genug Qual für ihn gewesen. Dabei hatte der Tag für ihn noch ganz oben auf der emotionalen Achterbahn begonnen.
"Schon in der Früh hat es mich überkommen, weil ich nach den vielen Verletzungen und Operationen nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ich hier noch einmal am Start stehe. Ich habe mich gefühlt wie bei meinem ersten Triathlon", schilderte Springer. "Am Start hätte ich weinen können vor Freude."
Früher Schock
Die Freude währte jedoch nur kurz. Nach bereits 750 Metern musste er im Wasser eine Lücke reißen lassen, die er bis zum Strand nicht wieder aufholen konnte. "Ab da war es...Schockzustand! Es kamen zwar böse Gedanken auf, aber ich habe trotzdem versucht, Meter für Meter weiterzukämpfen. Aber es ging einfach nicht", schüttelte er mit suchendem Blick den Kopf.
Als 55. und somit Letzter erreichte Springer mit 2:27 Minuten Rückstand auf den nach dem Schwimmen führenden Richard Varga (SVK) die Wechselzone. "Als ich aus dem Wasser rausgekommen und gesehen hab, wo ich stehe...das kann ich nicht in Worte fassen", stammelte er. "Das ist mir das letzte Mal nach meinem Oberschenkelhalsbruch passiert."
"Ich wollte probieren, meinen olympischen Traum noch irgendwie zu Ende zu führen, aber man hat dann gesehen, wo das geendet hat."
Nicht genug getankt
Aufzugeben sei für ihn keine Option gewesen. Es passt nicht zum aus Deutschland stammenden Stehaufmännchen. "Ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft und werde auch weiterhin kämpfen."
Springer war nur wegen einer starken Frühjahrs-Saison, in der er regelmäßig Top-20-Platzierungen erbracht hatte, noch auf den Olympia-Zug mitaufgesprungen. Dass Rio sein bereits 13. Wettkampf in diesem Jahr gewesen ist, ist im Vergleich zu den Top-Ten, die sich aufgrund früher eingefahrener Quali-Punkte bis auf zwei bis drei Rennen rausgenommen hatten, bestimmt kein Vorteil gewesen.
"Trotzdem habe ich daran geglaubt, dass ich mit dem Trainingslager in den Pyrenäen noch einmal die nötige Ruhe und Kraft getankt habe. Aber es ging heute nichts, überhaupt nichts. Ich hatte überhaupt keine Kraft, konnte überhaupt nicht pushen. Es war schrecklich!"
About Endings
Springer wird wohl noch etwas Zeit benötigen, um den Blick wieder nach vorne richten zu können. Doch dass es weitergehen wird, dass weiß das Stehaufmännchen ganz genau.
"Das Ende ist immer gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende. Und das ist noch nicht das Ende", meinte er heftig schluchzend.
Ein Schluchzen, welches erahnen lässt, wie groß der geplatzte Traum gewesen sein muss.
Aus Rio berichtet Reinhold Pühringer