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Sarah Fischer erreicht ihr Ziel

Die Scheinwerfer beim Frauen-Gewichtheben sind aber anderswo hingerichtet:

Sarah Fischer erreicht ihr Ziel Foto: © GEPA

Platz zehn, mehr hat sich Gewichtheberin Sarah Fischer bei ihrem Olympiadebüt in der falschen Gewichtsklasse nicht erwarten können.

Beim Goldmedaillengewinn der chinesischen Weltrekordhalterin Li Wenwen in der Gewichtsklasse über 87 kg in Tokio steht aber eine ganz andere im Mittelpunkt. Die Neuseeländerin Laurel Hubbard trat unter enormen Medieninteresse als erste Transgender-Athletin bei Olympischen Spielen an, bleibt aber ohne gültigen Versuch und Medaille.

Der theaterähnliche Saal im Tokyo International Forum war - hinsichtlich Coronabeschränkungen - eigentlich zu gut gefüllt, die Stimmung mit Geschrei und Applaus entsprechend. Viele Anfragen von Journalisten um Zutritt wurden abgelehnt, bevorzugt waren an jenem Abend jene Nationen, die eine Athletin auf der Bühne hatten.

Hubbard "der Kontroverse bewusst"

Die sichtlich nervöse 43-jährige Hubbard beendet unter dem Klicken dutzender Fotoapparate den Bewerb nach drei Fehlversuchen über 125 kg im Reißen nicht. Nach ihrem Aus stürmen Medienvertreter die Mixed-Zone. Das Interesse von TV, Radio und Print ist enorm.

Fragerunde wird eine zugelassen, stattdessen bedankt sich Hubbard bei Japan für die Ausrichtung der Spiele unter diesen Umständen, beim Internationalen Olympischen Komitee, bei ihrem nationalen Komitee sowie dem Gewichtheber-Weltverband für die Unterstützung.

"Ich bin mir der Kontroverse durchaus bewusst, die sich um meine Teilnahme an diesen Spielen entsponnen hat. Und darum möchte ich ganz besonders dem IOC dafür danken, das, wie ich denke, wirklich seine Verpflichtung den Olympischen Prinzipien gegenüber bekräftigt hat und diesen Sport als etwas für alle Menschen etabliert hat - er ist inklusiv und zugänglich", erklärt Hubbard.

Schon optisch sticht Fischer heraus - als zu leicht für den Wettkampf

Die Niederösterreicherin Fischer kommt mit einer Zweikampfleistung von 220 Kilogramm (97/123) auf den zehnten Platz, das war ihr Ziel. Li siegt erwartungsgemäß und mit drei olympischen Rekorden. 320 Kilo stemmt sie gesamt, 140 im Reißen, 180 im Stoßen. Sie bleibt vor der Britin Emily Jade Campbell mit 283 kg, die mit 161 kg im Stoßen noch die US-Amerikanerin Sarah Elizabeth Robles um gesamt ein Kilo auf Platz drei verweist.

Optisch wirkt Fischer als mit Abstand am leichtesten, sprich am unterem Limit, fast fehl am Platz. Sie hatte versucht, sich in der Klasse bis 87 zu qualifizieren, rutschte aber in die offene Kategorie rein. Manche Konkurrentinnen brachten 150 bis 160 kg auf die Waage.

Augenscheinlich wurde der Leistungsunterschied auch daran, dass sich die Österreicherin im Reißen zu Beginn 93 kg auflegen ließ, die Chinesin Li Wenwen legte bei 135 los.

In Zukunft wieder etwas leichter unterwegs

Im Gespräch mit der APA gesteht Fischer dann auch. "In den nächsten Wettkämpfen möchte ich wieder in meiner eigenen Gewichtsklasse starten. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl in dieser." Wenn man wisse, wie schwer die anderen wirklich seien, dann denke man sich, okay, man sei gerade mal zwei Kilo über der Marke (+87 kg). Aber es war die einzige Möglichkeit, dass ich mich qualifiziere. Von dem her haben wir das komplett richtig gemacht."

Sie habe in dem Wettkampf für das, was sie dafür trainiert habe und wie das Ganze abgelaufen sei, das Maximum rausgeholt. "Ich habe Donnerstag am Abend erfahren, dass ich Freitag doch fliegen kann", schildert sie die bangen Tage nach dem positiven Coronatest. "Ich bin wirklich sehr glücklich mit meiner Leistung, Top Ten wäre auch in der anderen Gewichtsklasse mein Ziel gewesen."

Olympia sei eine spezielle Erfahrung gewesen. "Als ich den ersten Schritt auf die Bühne gemacht habe, habe ich gezittert. Das war ein komplett anderes Gefühl."

Gutes Ergebnis, nicht ganz an der Bestleistung

Die 20-jährige Fischer klärt 93 kg und 97 kg nach einem Fehlversuch. Ähnlich läuft es für sie im Stoßen: Nach 117 kg lässt sie sich 123 kg auflegen, die sie ebenfalls nach einem Fehlversuch schafft. Der zweite Versuch wird zunächst gültig gegeben, was nach einer Juryberatung aber zurückgenommen wird. Im dritten Versuch schafft sie das Gewicht technisch sauber und damit diskussionslos.

Fischer selbst sprach im Vorfeld davon, dass ein Ergebnis von 230 kg ein gutes wäre. Letztlich blieb sie zehn Kilo darunter.

Ihre Bestleistungen liegen im Reißen bei 105 kg und im Stoßen bei 132 kg sowie im Zweikampf bei 234 kg. In dieser Saison kam sie bei EM-Platz sieben im April in Moskau auf 99/123-222. Nächste Ziel sind die 23-Europameisterschaften im Herbst in Finnland.

Keine Meinung zur Hubbard-Kontroverse

Den Rummel um Hubbard habe sie versucht auszublenden. Zum Antreten der Neuseeländerin meint sie. "Das IOC hat das erlaubt, die werden das sicher analysiert haben. Wenn die sagen, das passt, dann passt das. Warum sollte ich eine eigenen Meinung haben?"

Es gab allerdings nicht nur wohlwollende Äußerungen, bei fair oder unfair gingen die Meinungen auseinander. Die Belgierin Anna van Bellinghen hatte von einem "schlechten Witz" gesprochen.

Vor ihrer Geschlechtsanpassung jedenfalls hatte Hubbard 1998 eine Zweikampf-Bestleistung von 300 kg gehabt, 2019 wies sie eine Zweikampf-Bestleistung von immer noch 285 kg auf.

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