Zumindest zwei lange und erfolgreiche österreichische Sport-Karrieren finden bei den Olympischen Spielen in Tokio ihr Ende. Judoka Sabrina Filzmoser und Tischtennis-Ass Stefan Fegerl werden es danach definitiv sein lassen, einen Schlussstrich unter ihre Laufbahn ziehen. Andere aus der ÖOC-Equipe haben damit geliebäugelt, wollen ihren Sport aber nun doch noch ein wenig ausüben. Die Sommerspiele 2024 in Paris werden sie aber wohl nicht mehr als Aktive erleben.
Die 41-jährige Filzmoser holt also im altehrwürdigen Nippon Budokan zu ihrem letzten großen Wurf aus. "Deshalb habe ich weitergemacht. Das war fest im Kopf, dass es das Letzte ist", sagte die Oberösterreicherin. Sie denke aber nicht vorrangig daran, dass es ihr letztes Mal auf der Matte sein werde, das letzte Mal kämpfen. "Die Olympischen Spiele sind für mich Olympische Spiele, dort habe ich ein Ziel, das will ich erreichen. Das Ziel bleibt die Medaille, das muss so sein."
Die Qualifikation für ihre vierten Spiele sei für sie kein leichter Weg gewesen. "Ich habe es mir richtig spannend gemacht, aber immer fest dran geglaubt. Durch die vielen Verletzungen und Physio habe ich viel Zeit gebraucht, dass ich wieder fit werde. Ich werde nochmals alles dafür geben, um die Medaille mitzukämpfen, egal was das Alter dazu sagt."
Im August 2020 hatte sich Filzmoser im rechten Knie einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie des Innenmeniskus zugezogen. Zuerst versuchte sie es ohne Operation, diese war wegen der Schmerzen im Jänner aber nötig. Es folgten Folgeeingriffe wegen einer Keiminfektion. "Es war eine mords-komplizierte Geschichte und sehr komplex, dass es noch was geworden ist und ich noch kämpfen kann."
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Fegerls Abschied
Die Entscheidung Fegerls kam überraschend, ist er doch mit 31 um zehn Jahre jünger als Filzmoser. Auf seinen Teamkollegen Robert Gardos fehlen ihm gar elf Jahre. Die Entschluss zum Aufhören reifte im Frühjahr, als ihm von Wolfgang Gotschke das Amt des Vizepräsidenten im österreichischen Tischtennis-Verband (ÖTTV) angeboten wurde. Nach der Zusage des Niederösterreichers erfolgte am 19. Juni die Wahl und damit die Gewissheit, dass es das nach Tokio gewesen sein wird.
"Je näher wir uns kennengerlernt haben, desto besser hat mir das Konzept gefallen", meinte Fegerl über Gotschkes Pläne. Er selbst habe dann auch ein Konzept für seinen Bereich verfasst, wie er sich das vorstellen würde, sagte der Waldviertler. Der Meinung, dass im ÖTTV etwas bewegt gehöre, sei er schon länger gewesen. "Aber ich alleine kann nicht viel bewegen und ausrichten. Es macht mich jetzt auch ein bisschen stolz, dass sie an mich gedacht haben."
Fegerl habe das natürlich auch mit seiner Familie besprochen. Nun werde er mehr bei seinen Kindern und seiner Frau Li Qiangbing sein - für Österreich bei den Spielen 2008, 2012 und 2016 an der Platte - als zuletzt während seines Engagements in der deutschen Bundesliga. Da hatte er im Jänner wegen einer Handgelenksblessur den Vertrag bei Bergneustadt nicht verlängert. Gesamt acht interessierte Clubs aus vier Ländern habe er dann vertröstet, mit dem ÖTTV-Job ist dieses Thema nun auch erledigt.
Bis nach dem Olympia-Mixed mit Sofia Polcanova gelte nun aber der gesamte Fokus dem Sport. "Ich bin fokussiert Profi bis dahin." Wehmut in dem Sinn habe er nicht, weil sich eine gute Chance entwickelt habe. "Man weiß ja nicht, was im Leben alles passiert. Wenn nicht jetzt, wann dann. Da ich wirklich im Interesse und Sinn das Sports immer agiert habe, jetzt ist die beste Chance. Deswegen würde ich gerne mein Know-how, mein Wissen, meinen Einsatz weitergeben."
Liu Jia, Marach und Zajac?
Kollegin Liu Jia wird es wohl auch bald sein lassen, aber noch konnte sie sich nicht dazu durchringen. "Von mir aus ist es nach Olympia fertig", räumte sie ein. "Mein Kopf sagt ja - es ist die beste Zeit dann für mich zum Aufhören - was kann ich noch viel mehr erreichen. Ich habe mein Ziel erreicht - international war es das mehr oder weniger." Vielleicht spiele sie noch bis Jahresende bzw. die Team-EM im Oktober. "Mein Trainer spricht mich jeden Tag darauf an."
Was Linz-Froschberg betrifft, möchte sich die 39-Jährige nicht festlegen, aber die nächste Saison jedenfalls noch spielen. "Die Champions League zu gewinnen, ist ein Ziel für mich." Grundsätzlich falle ihr es schwer, einen gänzlichen Trennstrich zu ziehen. "Ich bin ein Typ, der sich nicht traut, nein zu sagen. Ich mache fast alles, wenn die Leute was wollen und ich sehe auch immer eine gewisse Verantwortung. Ich sehe auch gewisse Werte, dass mich die Leute noch brauchen."
Segler Thomas Zajac hat wie Liu Jia Familie daheim, er gehe aber nicht davon aus, dass es "seine letzte riesige Regatta" wird. "Ob es die letzte olympische wird, ist offen", sagte der Rio-Dritte. Bei Oliver Marach wird es kaum noch nach Paris 2024 gehen, eigentlich wollte er heuer aufhören. Nach dem Zusammenschluss mit Landsmann Philipp Oswald als Tennis-Doppel bis Jahresende könnte es 2022 weitergehen: "Wenn wir gute Ergebnisse haben, spiele ich sicher nächstes Jahr weiter."