Etwas ungläubig und mit feuchten Augen steht Bettina Plank im Budokan in Tokio. Die 29-jährige Karateka kann ihre Bronzemedaille kaum fassen.
"Was heute passiert ist, ist ein Wahnnsinn. Ich kann es gar nicht glauben", sagt die Vorarlbergerin im ORF-Interview. "Bronze ist unbeschreiblich. Das ist das Größte für mich. Der Weg hierher war einfach so verrückt und krass. Dass sich jetzt eine Medaille ausgegangen ist, ist unbeschreiblich."
Plank hat damit ihre einzige Chance genützt, jemals eine Olympiamedaille im Karate zu gewinnen. Beim Debüt der neuen Sportart, die bereits 2024 in Paris nicht mehr im Programm ist, unterlag sie im Halbfinale in der Kumite-Klasse bis 55 kg der späteren Olympiasiegerin Ivet Goranova aus Bulgarien nur knapp.
Über die Niederlage im Semifinale habe sie sich nur kurz geärgert, stattdessen meint Plank demütig: "Es gab 600 Mädels, die sich um die zehn Plätze beworben haben, dass sie überhaupt teilnehmen dürfen, und dann gewinne ich Bronze."
Im Interview spricht Plank darüber, warum sie sich über ihre Olympia-Qualifikation nicht gefreut hat und warum Bronze dennoch möglich war.
Frage: Sie hatten keine gute Saison und haben nun eine Olympiamedaille. Wie ist das möglich geworden?
Plank: Das hat mir gezeigt, was wirklich in mir steckt und was möglich ist. Es war so ein tränenreicher Weg. Man hat sich mal gefreut, dann hat man wieder gemeint, es klappt gar nichts und der Traum ist dahin. Ich habe damit schon abgeschlossen gehabt in der Qualifikationsphase. Es war wirklich happig, dass ich überhaupt hier auf dieser Matte stehen darf. Deshalb glaube ich es gar nicht, dass ich eine Medaille geschafft habe.
Frage: Erzählen Sie, was in den vergangenen Wochen geschehen ist, nachdem Sie Mitte Juni erfahren hatten, dass Sie doch noch einen Startplatz in Tokio bekommen?
"Als ich erfahren habe, ich bin qualifiziert, habe ich mich wirklich nicht gefreut. Ich habe geweint, weil ich gesagt habe, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich mag nicht mehr, ich habe keine Energie. Ich war am Tiefpunkt."
Plank: Ganz ehrlich? Als ich erfahren habe, ich bin qualifiziert, habe ich mich wirklich nicht gefreut. Ich habe geweint, weil ich gesagt habe, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich mag nicht mehr, ich habe keine Energie. Ich war am Tiefpunkt. Es hat ein paar Tage gebraucht. Ich habe mir dann gesagt, ich habe acht Wochen. Ich habe es geschafft, einfach noch einmal jeden Tag alles versuchen zu geben. Einfach dass ich sagen kann, egal was am Tag X rauskommt, aber ich kann sagen, ich habe alles dafür getan.
Frage: Was waren die Puzzlesteine zum Erfolg?
Plank: Das war so viel. Ich hatte überhaupt kein Vertrauen mehr in mich. Ich habe es einfach nicht auf die Matte gebracht. Jeden Kampf, den man verliert, das kratzt am Selbstvertrauen. Es reicht nicht, das zieht dich immer mehr runter. Im Mentalbereich habe ich viel gemacht, ich bin andere Wege gegangen mit Kinesiologie. Es war eine große Schiene, wie konzentriere ich mich nur auf mich und kriege das Selbstvertrauen. Mein Trainer hat sehr strukturiert mit mir schaffen müssen, dass wir versuchen, jeden Tag wieder einen minimalen Schritt zu machen. Ich bin ihm dankbar, wie er die ganzen Monate mit mir ausgehalten hat. Ich habe es ihm nicht einfach gemacht.
Frage: Mit dieser Vorgeschichte: Was war Ihr Ziel heute?
Plank: Ich habe immer gesagt, jeder träumt und will eine Medaille. Das ist immer der Ansporn. Klar habe ich mir das gewünscht, aber ich musste die Füße am Boden haben. Den letzten Wettkampf hatte ich verloren, das ganze Jahr hatte ich noch kein gutes Gefühl auf der Matte. Wie will ich erwarten, dass ich bei Olympia ein gutes Gefühl habe? Das ist nicht realistisch. Deshalb war für mich der Fokus, scheißegal, ich versuche Runde zu Runde einfach das, was ich kann und was in mir steckt, auf der Matte zeigen. Und egal was rauskommt, egal wie das Resultat ist. Dass ich sage, ich habe alles auf der Matte getan. Und wenn es nicht ist, ist es nicht. Und wenn es ist, dann ist es schön.
Frage: Karate fällt für Paris wieder aus dem Programm. Was heißt das für die Sportart?
Plank: Es wird sicher eine große Veränderung bei uns. Wir haben es vorher gekannt, wie es war ohne olympischem Status, jetzt haben wir es kennengelernt, wie es ist mit olympischen Status. Es war für uns ein Luxus. Wir sind so unterstützt worden in dem ganzen Qualiprozess, dass wir den durchführen konnten.
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