Für Österreichs Segler gehen die Olympischen Spiele in Tokio enttäuschend zu Ende.
Statt mit drei Medal-Race-Teilnahmen und einer Medaille reist das OeSV-Team mit der bescheidenen Ausbeute von Rang zehn, elf und siebzehn von den Sommerspielen in Enoshima nach Hause. "Wir haben gewusst, dass es schwierige Spiele werden. Fakt ist, dass sich alle Teams unter ihrem Potenzial geschlagen haben", sagte OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid zur APA. Man werde nun etwas Zeit vergehen lassen, sich dann zusammensetzen und analysieren.
Als einziges österreichisches Boot hatten es die 49er Benjamin Bildstein/David Hussl als Zehnte in das Medal Race der Top Ten geschafft, eine Rangverbesserung gelang nicht mehr. Thomas Zajac/Barbara Matz im Nacra 17 Foiling (11.) und Tanja Frank/Lorena Abicht (17.) im 49er FX waren schon davor aus dem Rennen. Gemeinsam hatten Zajac/Frank 2016 in Rio de Janeiro mit Bronze für die einzige Medaille des gesamten ÖOC-Aufgebots gesorgt.
"Wir kommen vom See"
"Wir werden nun mit ein bisschen Abstand zuhause genau analysieren und versuchen, herauszufinden, was wir anders machen hätten können, sollen, müssen", sagte Schmid. Anders als bei anderen Spielen habe man sich dieses Mal kein Plus herausholen können, in dem man oft und viel im Olympiarevier trainiert hat.
Wegen Corona war das seit 2019 nicht möglich. Für Segler aus Österreich sei dies aber sehr wichtig. "Wir kommen vom See. Wir brauchen länger als die Hochseesegler, die das ihr Leben lang gewohnt sind." Es gilt Revier, verschiedene Windbedingungen und Welle kennenzulernen.
Wenige große Regatten
Ein weiteres Problem sei gewesen, dass man wenige große internationale Regatten in der Vorbereitung hatte. "Es fehlte uns, unter Druck in starken Feldern zu segeln. Das vermissen wir mehr als die großen Nationen. Die sind von der Jugend an jedes Wochenende eine Regatta gefahren. Für uns ist es deshalb schwieriger, wenn international nichts zustande kommt. Unser letztes großes Event war die EM im Oktober, das ist verdammt lange her." Freilich habe es auch individuelle Gründe gegeben, nicht nur das jeweilige Team betreffend. "Sondern auch Person zu Person."
Frank/Abicht seien beispielsweise nicht in den Rhythmus gekommen. "Es ist ihnen nicht geglückt, den Wind zu spüren und zu lesen." Zajac/Matz hätten an einem Leichtwindtag enorm viel an Boden verloren. Bildstein/Hussl seien "wahnsinnig gut gesegelt", sobald die Startphase vorbei gewesen sei. "Sie sind aber schlecht gestartet.
Starts sind bei ihnen immer ein Thema, da haben wir Strategien ausprobiert. Sie haben aber bei den Weltmeisterschaften und der EM geliefert", sagte er über die WM-Vierten und EM-Zweiten. Doch Olympia sei vielleicht doch einfach was anderes.
Die Windverhältnisse waren ein paar Tage, wie man es erwartet hatte. "Für andere Tage hatten wir relativ wenig Daten und Erfahrung, da haben wir es nicht so gefühlt. An den Leichtwindtagen, wo kein klares System erkennbar war, man Fingerspitzengefühl brauchte, haben wir viele Punkte einkassiert", wusste Schmid.
Zukunft noch nicht geklärt
Es sei nicht bei allen Teams klar, wie es weitergehen werde. "Wir haben uns auf die Spiele konzentriert. Die Tage waren super anstrengend. Alle sind enttäuscht und müssen einmal drüber schlafen. Das Analysieren wird ein Zwei-, Dreitageprojekt. Eine vernünftige Olympia-Nachbesprechung hat Tradition. Auch mit denen, die vielleicht aufhören. Das ist Feedback für andere."
In Rio 2016 habe man vier wirklich gute Teams gehabt, alle hatten Medaillenchancen. "Das kann man nicht bei allen Spielen haben. Es geht in Schüben und Wellen. Wir haben nicht die Zigtausenden jungen Segler und Supertalente, es ist sehr harte Arbeit, den einen oder anderen hervorzubringen."
In drei Jahren wartet vor Marseille schon die nächste olympische Regatta im Rahmen der Sommerspiele in Paris. Noch heuer stehen die Weltmeisterschaften im Oman auf dem Programm. Ein Container wird aus Enoshima gleich dorthin geschickt.