Olympia 2024
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Das Bahnradfahren - ohne Bremse und Schaltung ins Vergnügen

Omnium und Madison: Tim Wafler und Maximilian Schmidbauer erklären, was es mit diesen Disziplinen auf sich hat und worauf es beim Bahnradfahren ankommt.

Das Bahnradfahren - ohne Bremse und Schaltung ins Vergnügen Foto: © GEPA

Bei den Olympischen Spielen 2024 sind bereits fast alle Radsport-Entscheidungen gefallen - eine österreichische Medaille gab es bisher noch nicht. Doch noch gibt es Gelegenheiten, ein weiteres gutes Ergebnis oder sogar Edelmetall einzufahren, und zwar bei den Bahnrad-Bewerben.

Mit Tim Wafler und Maximilian Schmidbauer hat Österreich zwei junge und bereits erfolgreiche Fahrer am Start. Während der 22-jährige Wafler unter anderem bei der Europameisterschaft 2024 den 2. Platz im Scratch holte, kürte sich sein ebenfalls 22-jähriger Kollege mitunter 2022 zum Europameister im Punktefahren.

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In Paris gibt es einen Omnium-Bewerb sowie einen Madison-Bewerb. Doch was hat es mit diesen Disziplinen auf sich? Radsport-Laien werden nach diesen Zeilen wahrscheinlich nur Fragezeichen im Kopf haben.

Deshalb hat LAOLA1 das österreichische Olympia-Duo gebeten, uns ihre Sportart etwas näherzubringen.

Keine Bremse oder Schaltung

Eines der grundsätzlichsten Dinge ist der Unterschied zwischen dem Straßenrad und dem Bahnrad, letzteres hat nämlich weder Bremsen noch Schaltung oder Freilauf. Es ist also durchgängiges Treten, gebremst wird praktisch mit dem Zurücktreten, erklärt Schmidbauer.

Im Bahnradfahren gibt es drei olympische Disziplinen: Die Vierer-Mannschaftsverfolgung (in Paris ohne österreichische Beteiligung), das Omnium und das Madison. 

(Artikel wird unterhalb fortgeführt)

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Omnium - "Das eine oder andere Schmankerl zum Zuschauen"

Das Omnium ist eine Einzeldisziplin, Tim Wafler wird hier für Österreich an den Start gehen. Dabei handelt es sich um eine Art Mehrkampf. Zunächst werden drei Bewerbe gefahren, in denen man Punkte für den finalen Bewerb sammelt. Alle Rennen sind eher kürzer, keines dauert länger als 25 Minuten. "Da sind schon das eine oder andere Schmankerl zum Zuschauen", so Wafler.

Eines der vier Rennen ist ein sogenanntes Ausscheidungsrennen, was der 22-Jährige als "etwas Einzigartiges, weil einfach der Letzte immer ausscheidet, extrem spannend, extrem hektisch, extrem schnell", beschreibt. Dieses Rennen ist das dritte von insgesamt vier.

Zu Beginn erfolgt der Scratch, den ganz simpel der Sportler gewinnt, der die bestimmte Distanz absolviert. Danach folgt ein Temporennen, wo man jede Runde Punkte sammelt. Der Radfahrer mit den meisten Punkten ist der Sieger.

Worauf muss man im Omnium also achten? "Dass man nie die Nerven weg hat und trotzdem sehr konstant ist. Du darfst halt aber auch, wenn der erste Bewerb in die Hose geht, auf keinen Fall die Nerven weg haben, weil wenn der zweite dafür extrem gut läuft, bist du immer noch voll im Rennen. Wie bei jedem Mehrkampf hat jeder seine besseren Disziplinen und schlechteren deshalb auch", so der Bahnradler.

Madison - Kombi aus Speed und Ausdauer als Erfolgsrezept

Die zweite olympische Disziplin im Bahnradfahren ist das Madison, eine Art Punkterennen zu zweit. Hier werden die beiden Wiener natürlich gemeinsam an den Start gehen. 200 Runden werden hierbei absolviert. "Da gibt es alle zehn Runden für die ersten Vier Punkte. Einer ist immer im Rennen, einer nicht", führt Schmidbauer ein. 50 Minuten dauert das Rennen, was "die ganze Zeit Action" bedeutet.

Es herrschen "ultrahohe" Geschwindigkeiten, die Ablöse erfolgt "quasi mit einem Handschlag". Der Fahrer, der nicht im Rennen ist, kommt hinunter und nimmt Fahrt auf, ehe es zum offiziellen Wechsel geht. Schmidbauer verrät: "Wir hatten jetzt im letzten Rennen vor Olympia nochmal über 60 kmh Schnitt." Beachtlich.

"Es geht immer ein bisschen darum, dass man halt bei diesen Wertungssprints alle zweieinhalb Minuten richtig steht", so Wafler. Er sei der Schnellere im Team, während "Max eher der Diesel ist", somit sollte Wafler im Idealfall bei den Wertungen im Rennen sein, um "den einen oder anderen Punkt zu holen". Außerdem sei es wichtig, "die Belastungszeiten zu reduzieren, dass wir beide gleich immer relativ kurz im Rennen sind."

Dadurch hat das Wiener-Duo eine sehr gute Zusammensetzung, denn: Ein Diesel ist "ein Fahrer, der nicht müde wird. Der kann ewig lang das gleiche Tempo fahren, wird nicht müde. Ich kann über das Tempo drüber gehen, aber nicht allzu oft und nicht allzu viel. Das ist sehr, sehr wichtig, weil sonst holt man keine Punkte mehr, aber man braucht die gute Kombination, und ich glaube, die haben wir jetzt", erläutert Tim Wafler.

Taktiken für den Madison-Bewerb

Es gibt selbstverständlich verschiedene Taktiken oder Herangehensweisen, die man für ein Madison-Rennen hernehmen kann. Schmidbauer führt aus: "Es gibt die, die auf die Wertungen gehen und sprinten. Das sind halt eher die spritzigen Sprintstarken. Oder man kann sich auch zurückhalten und eine Attacke machen. Da geht es halt viel um Taktik und wann ein guter Moment ist."

Bei zweiterer Herangehensweise könne man auf eine sogenannte Plusrunde gehen, das ist, wenn man sich vom Feld absetzt. "Die Bahn ist ja eine Runde, und wenn man das Feld dann wieder einholt, kriegt man 20 Punkte. Da müsste man vier Wertungen dafür gewinnen. Also das wäre auch eine Methode", so der 22-Jährige.

Nimmt man dann noch eine Wertung mit, liegt man bei 25 Punkten. "Das ist auch eine Methode, um auf ein Top-Ergebnis zu gehen. So haben wir (Schmidbauer und Raphael Kokas) auch zum Beispiel die U23-Europameisterschaft gewonnen."

Wie Tim Wafler und Maximilian Schmidbauer ihre ersten olympischen Auftritte meistern, kannst du ab Donnerstag, 17 Uhr (Omnium, Tim Wafler) und Samstag, 17:59 Uhr (Madison) im LAOLA1-LIVE-Ticker verfolgen.

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