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Eine perfekte Karriere endet doch mit einem Makel

Nikola Karabatic gewann alles, was es zu gewinnen gibt - mehrfach. Das Handball-Drama von Olympia markiert einen denkwürdigen, aber keinen guten Schlusspunkt.

Eine perfekte Karriere endet doch mit einem Makel Foto: © getty

Frankreich erlebt dieser Tage viele große und kleine Sportmärchen. Eines, das mit Ansage hätte stattfinden sollen, hatte aber kein Happy End.

In Lille ging nun die Karriere des Nikola Karabatic mit einem Drama zu Ende. Auf bittere und denkwürdige Weise, über die im Handball noch länger gesprochen wird.

Zwei Tore betrug Frankreichs Vorsprung im Viertelfinale gegen Deutschland noch – 13 Sekunden vor dem Ende.

Anschlusstreffer Deutschland, "Les Bleus" nehmen ein Time-out. Dika Mem, bis zu dem Zeitpunkt Mann des Spiels, hat den Ball an der Mittellinie – wegwerfen, zurückpassen, irgendetwas. Nur nicht das riskieren, was geschieht.

Die Deutschen haben den Ball. Renars Uscins gleicht mit der Schlusssirene aus. 27.000 Fans verstummen. Verlängerung. In der das französische Momentum angeschlagen ist.

Deutschland gewinnt. Frankreichs Medaillenserie reißt. Ausgerechnet daheim. Dreimal Gold, einmal Silber lautete die Bilanz seit Peking 2008.

Alles gewonnen - mehrfach

Alles Erfolge, die mit einem Mann verbunden sind: Nikola Karabatic. Aber jetzt tritt der womöglich beste Handball-Spieler aller Zeiten ab. Mit so einem unschönen Schlusspunkt.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Mittlerweile 40 Jahre alt, gewann "Kara" alles, was ein Handballer gewinnen kann. Dreimal die Champions League, viermal die deutsche Liga, gleich 15 Mal jene Frankreichs.

Je viermal machte er Frankreich mit zum Welt- und Europameister. Nur das Gold daheim – das konnte der dreifache Welthandballer jetzt nicht mehr hinzufügen.

"Als junges Kind habe ich davon geträumt, das blaue Trikot zu tragen. Vielleicht die Weltmeisterschaft einmal zu gewinnen. Nur damit wäre ich in meinem Leben schon so glücklich gewesen", blickt Karabatic nach dem bitteren Schlusspunkt zurück.

Nur ein Großereignis verpasst

Am Ende sollte er sein Land bei 26 Großereignissen vertreten. Nur ein einziges verpasste er verletzt.

"Ich glaube nicht, dass ich es gerade realisiere, weil der Schmerz der Niederlage so stark ist. Aber ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe", will der Handball-Gigant keine Zweifel aufleben lassen.

Bis dato richtete sich sein Blick immer nach vorn, egal wie groß der Erfolg. "Das habe ich nie gewollt, aber jetzt ist nun einmal das Ende meines ersten Lebens, also wird es Zeit für Reflektion und Genuss meines Erreichten."

Er werde die Zeiten in der Kabine, die Witze, die Kameradschaft mit den Teamkollegen vermissen. Und das gemeinsame Erreichen von Zielen in einer Mannschaftssportart.

Prioritäten verschieben sich

Aber das Alter, das geht an einer Athletenkarriere eben nicht vorbei. Vor 20 Jahren bejahte Karabatic die Frage, ob er für alle möglichen Handball-Titel auch seine Gesundheit mit 40 opfern würde, voller Überzeugung.

An diesem Punkt angekommen, scheint diese Überzeugung verschwunden zu sein. Es gibt eben mehr im Leben als Handball.

Prioritäten haben sich vor allem in den letzten Jahren verschoben, als die Vita bereits mit allem geschmückt war, was es zu holen galt.

Irgendwann sind all diese Titel einfach nicht mehr Antrieb genug. Jener in Paris wäre der letzte gewesen, der in Karabatic noch etwas bewegen konnte. Dieser letzte Erfolg sollte einfach nicht mehr sein.

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