Olympia 2024
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"Bilderbuch"-Vorbereitung - Kiesenhofer hat große Zielen

Die Niederösterreicherin gewann vor drei Jahren sensationell Gold in Tokyo. Sie spricht über die veränderte Erwartungshaltung, die Vorbereitung und vieles mehr.

Foto: © GEPA

Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer reist am Dienstag mit großer Zuversicht zu den Sommerspielen nach Paris.

Die in der Schweiz lebende Niederösterreicherin will drei Jahre nach ihrem Sensationssieg im Rad-Straßenrennen von Tokio im Einzelzeitfahren zuschlagen. Eine perfekte Vorbereitung stimmt die 33-Jährige positiv.

Den großen Trubel der Sommerspiele will sie meiden, wie die promovierte Mathematikerin wenige Tage vor der Medaillenentscheidung am Samstag im APA-Gespräch sagte.

Frage: Haben Sie Befürchtungen oder Bedenken, dass der Rummel um Ihre Person in Paris zu groß sein wird?

Kiesenhofer: "Gedanken habe ich mir schon gemacht, dass es nicht so wird wie in Tokio, wo ich bis Ende des Rennens eine wunderbare Ruhe hatte. Das wird es jetzt nicht mehr spielen. Ich muss einfach Grenzen setzen, das Einzelzeitfahren ist mir wirklich wichtig, da werde ich nicht stundenlang im Austria Haus herumhängen. Und die Eröffnung am Freitag werde ich leider verpassen."

Frage: Mit welchem Gefühl kommen Sie zu den Olympischen Spielen?

Kiesenhofer: "Ich freue mich und habe eine gute Vorbereitung hinter mir. Ich hoffe, dass ich die Leistung am Tag, wenn es darauf ankommt, auch abrufen kann. Ich habe massiv Glück, nachdem der Start in das Jahr nicht von Glück gesegnet war. Im Frühjahr hatte ich Probleme mit einem Sturz und Verletzungen und war krank. Aber im Mai bin ich gut in Form gekommen und seit Anfang Juni lief wirklich alles wie im Bilderbuch. Ich fühle mich richtig gut, ich konnte super trainieren und bin nicht ausgebrannt nach drei Wochen im Höhentraining. Ich war nicht krank und hatte keine Probleme, das muss man zu schätzen wissen, ich hatte richtig Glück."

Frage: Ist Ihre gute Form eher ein Gefühl oder auch messbar?

Kiesenhofer. "Das sieht man schon auch deutlich an den Wattwerten. Ich bin am Wochenende über 40 Minuten am Zeitfahrrad bessere Durchschnittswerte gefahren als bei den Staatsmeisterschaften im Rennen oder der EM. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen."

Frage: Was haben Sie sich drei Jahre nach Ihrem Überraschungserfolg konkret vorgenommen?

Kiesenhofer: "Es wäre ein Traum, wenn ich auf das Podest kommen würde. Die Voraussetzungen sind jedenfalls sehr gut."

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Frage: Wie viel haben Sie sich mit Ihren Konkurrentinnen beschäftigt?

Kiesenhofer: "Ich bin sehr auf mich fokussiert und schaue nur auf mich selbst, aber ich weiß über die Favoriten bescheid. Ich kann es nicht ändern, wenn fünf andere in Topform sind, werde ich Sechste. Ich vergleiche mich mit mir selbst und bin zufrieden, wenn ich ein richtig gutes Rennen fahre und positiv erstaunt bin über meine Leistung."

Frage: Mit Christina Schweinberger (WM-Dritte) haben Sie ja auch eine starke Konkurrentin im eigenen Team. Welche Rolle spielt das?

Kiesenhofer: "Bei den Staatsmeisterschaften muss ich immer voll am Limit fahren, da zählt ja jede Sekunde. Insofern pusht das schon extrem."

Frage: Sie setzen diesmal vor allem auf das Einzelzeitfahren, wie schätzen Sie ihre Chancen im Straßenrennen ein?

Kiesenhofer: "Zeitfahren ist besser planbar, insofern war die Vorbereitung mehr darauf ausgerichtet. Aber wenn man fit ist, ist das für ein Straßenrennen auch nicht schlecht. Es wird stark auf die Renndynamik ankommen. Wie wir das angehen, werden wir vor Ort entscheiden."

Fragen: Haben Sie in der Vorbereitung auf Olympia von ihrem Team Roland alle nötigen Freiheiten bekommen?

Kiesenhofer: "Ich habe schon zu Beginn des Jahres gesagt, dass die Olympischen Spiele wichtig sind. Das war auch für niemanden eine große Überraschung. Ich habe gesagt, dass ich die letzten vier Wochen für die spezifische Vorbereitung nutzen möchte, das war okay. Dem Team wäre lieber gewesen, dass ich den Giro fahre, aber mir war das zu knapp vor Olympia."

Frage: Welche Verbindungen haben Sie zu Paris?

Kiesenhofer: "Ich war mal ein paar Wochen dort während meines PhD an einer Uni für einen wissenschaftlichen Aufenthalt."

Frage: Werden Sie vor Ort von Ihrer Familie unterstützt?

Kiesenhofer: "Von meiner Schwester. Vielleicht ist das besser so, es sind schon so viele Menschen dort, da habe ich meine Ruhe, für mich passt das. Und mein Freund Olivier kommt für das Wochenende zum Zeitfahren."

Frage: Wie oft kommen Sie in Ihre Heimat im Weinviertel?

Kiesenhofer: "Heuer zuletzt im Jänner. Es würde sich schon ab und zu ausgehen, aber irgendwie bin ich trotzdem fast nie dort. Man muss in den Flieger steigen, es gehen Trainingstage drauf. Ich habe so viele Rennen und bin unterwegs, deshalb bin ich froh, wenn ich mal daheim im Wallis bin."

Die Sportstätten der Olympischen Spiele 2024 in Paris

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