Der Boden ist freilich ihre stärkste Disziplin und das Finale das Ziel. Charlize Mörz will bei den Olympischen Spielen in Paris aber auch im Mehrkampf performen, um dort in Zukunft bestehen zu können.
"Das will ich mir selbst beweisen, dass ich da auch mithalten kann", sagte die Burgenländerin vor ihrem ersten Antreten am Sonntag.
Zu US-Superstar Simone Biles blickt die 18-Jährige auf und hofft: "In drei, vier, fünf Jahren will ich ein Programm machen können wie sie."
Intensive aber erfolgreiche Vorbereitung auf die Spiele
In den vergangenen Wochen wurde beim Trainingslager in Italien hart gearbeitet, die Bodenkür beendet sie nun mit einem Bücksprung und ganzer Drehung. "Alles ist super gelaufen, bei allen Geräten ist was weitergegangen", sagte Mörz zur APA.
Das Trainingspensum vor den Spielen war groß, an sechs Tagen die Woche wurde an jedem der vier Geräte für jeweils zumindest 45 Minuten gearbeitet.
Wenn im täglichen akrobatischen Potpourri, das auch Sprung, Stufenbarren und Schwebebalken beinhaltet, der Boden an der Reihe ist, werden für die schwierigsten Elemente nochmals bis zu zwanzig Minuten draufgelegt.
Mörz schwärmt: "Das ist mega"
In Paris standen je zwei Trainings am Dienstag und Mittwoch auf dem Programm. In einer Halle am Exhibition-Center nahe dem Luft- und Raumfahrtmuseum in Le Bourget, wo eine Rakete in den Himmel ragt. Nebenan übte Biles ihre Kür am Schwebebalken.
"Die Atmosphäre ist schon geil. Ich bin ja mit den Franzosen in einer Gruppe, es ist richtig cool, wenn du da zuschauen kannst, das ist mega", sagte Mörz. Sie nehme auch gern Tipps mit. "Wenn bei einer Drehung was nicht geht, schaue ich, wie die das macht."
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Donnerstag folgt in der Wettkampfhalle Bercy das Podiumstraining und damit die Generalprobe, was den Ablauf der Übungen und Zeitplan betrifft.
Hohe Konzentration ist trotz aller olympischer Einflüsse immer angesagt, denn Turnsport kann gefährlich werden. "Wenn du nicht hundert Prozent mit dem Kopf da bist, kann schon mal auch was schiefgehen. Wenn du Doppel-Doppel springst und in der Luft abbrichst, kannst du schon am Genick landen. Du musst vor dem Training mit dem Gefühl reingehen, okay, jetzt muss ich hundert Prozent da sein. Du darfst dich nicht ablenken lassen."
Sie freue sich auf das französische Publikum, wolle in ihrem neuen blauen, "Hauptsache glitzernden" maßgeschneiderten Anzug performen, mit "den Kampfrichtern und dem Publikum spielen" und versuchen, nicht mit zu vielen Erwartungen reinzugehen.
Charlize will den zweiten "The Moerz" kreieren
Das Bodenfinale der Top acht wäre aber freilich das "Nonplusultra". Es ist möglich. "Am Boden kann ich vorne mithalten. Ich will mich gut präsentieren. Das ist noch nicht die Spitze, ich werde hart darauf hinarbeiten."
Historisches schaffte Mörz mit dem ersten Weltcupsieg überhaupt im Frauen-Turnen für Österreich. "Ich habe das gut verarbeitet, gut einordnen können. Es ist cool, wie ich mich entwickelt habe", meinte sie rückblickend.
Weiteres Historisches peilt sie an. Nach der älteren Schwester Alissa ist vom Weltverband ein Element benannt, der Bücksprung mit ganzer Drehung zur Liegestütz-Beugelandung heißt "The Moerz". Sie wolle einen zweiten Mörz kreieren, sagte Charlize.
Vater Michael Mörz während den Bewerben im Disneyland
Aber anderes steht im Vordergrund. Ein Bodenfinale mit Biles als Konkurrentin, es ist das erste Mal, dass sie sie live sieht. "Das wäre ein riesengroßes Ziel. Das wäre Wahnsinn. Es ist megacool, dass ich weiß, sie turnt da auch auf dem Boden und ich darf da auch auf dem Gerät turnen."
Ein Austausch mit der vierfachen Olympiasiegerin kam noch nicht zustande. "Ich hätte gerne ein Foto mit ihr. Ich werde schauen, dass ich das nach dem Wettkampf bekomme. Wenn die Gelegenheit da ist, werde ich sie anreden."
Live zuschauen werden Charlize ihre Mutter und die Schwestern. "Der Papa ist zu nervös und geht mit dem kleineren Bruder ins Disneyland derweil." Der Vater ist Ex-Fußballer Michael Mörz.