Olympia 2024
news

Kuhnle nach "Zwischentief" mit drittem Anlauf auf Medaille

Coach Delaney rettete ihre Kajak-Karriere. Jetzt möchte die 37-Jährige ihre Erfahrungen von 2012 und 2016 in Medaillen ummünzen.

Kuhnle nach Foto: © GEPA

Zum dritten Mal tritt Corinna Kuhnle bei Olympischen Spielen an. Nach einem achten Platz in London 2012 und einem fünften in Rio de Janeiro 2016 soll es am Wochenende für die Wildwasser-Kanutin noch weiter hinaufgehen.

"Aller guter Dinge sind drei", meint die Niederösterreicherin über ihr Medaillen-Projekt. Dabei hat es bei der Kajak-Spezialistin vor rund einem Jahr so gar nicht nach einem ernsthaften dritten Anlauf auf den maximal einen verfügbaren Olympia-Spot ausgesehen.

"Ich hatte vor zweieinhalb Jahren Komplikationen nach einer Corona-Infektion", sagte Kuhnle im APA-Gespräch. "Das hat eine recht lange trainingsfreie Zeit mit sich gebracht." Es sei dann extrem schwierig und anstrengend gewesen, physisch zurückzukommen, wieder ins Training einzusteigen.

"...dann haben sich neue Türen geöffnet"

Die European Games im Juni 2023 hatte sie daher schon als ihren Schlusspunkt auserkoren. "Das war für mich noch etwas Neues. Aber sonst habe ich das schon abgeschlossen gehabt. Dann aber haben sich neue Türen geöffnet", umschrieb Kuhnle die Einbindung von Coach Mark Delaney.

Der Brite war eigentlich für Viktoria Wolffhardt als Spezialist für den Canadier gekommen, aber auch Kuhnle fand schnell Gefallen an seiner Arbeit. Eine Umstellung im Trainerteam öffnete dann freilich auch diese Türe.

Delaney wurde Frauen-Nationalcoach, in weiterer Folge hatte ihn Kuhnle gar alleinig als Trainer und der für sie "physisch und psychisch schwer angelaufene Olympia-Qualifikationsprozess kam in Schwung. "Betreuung 1:1 - das war eine Chance, die ich nicht auslassen konnte. Das ist schon etwas Besonderes. Ohne Mark wäre ich nicht mehr aktive Sportlerin."

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Mit nun 37 Jahren bringt Kuhnle eine Menge an Routine in diese Spiele. "Wenn ich die Erfahrungen von heute damals gehabt hätte, hätte ich schon mehr erreicht bei Olympischen Spielen", räumte sie ein. "Die Lebenserfahrungen, die ich bei Olympischen Spielen gemacht habe, sind viele.

Zu viel Druck in London und Rio

Da als Favoritin am Start zu stehen, ist noch einmal etwas Anderes. Das war für mich in London zu viel, ich habe mich wirklich unter Druck gesetzt gefühlt. In Rio war es für mich gleich. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, zu gewinnen. Dann war Sturm, es hat einfach nicht sein sollen."

Sie habe sich "aber nicht richtig etwas vorwerfen können", und so ist es auch diesmal mit der Vorbereitung. Etliche Trainingsaufenthalte in Vaires-sur-Marne brachten Sicherheit. Viel sei an der Technik gearbeitet worden, bis ins kleinste Detail.

"Es fühlt sich wie zu Hause an." Dazu kommt der Wohlfühlfaktor auf der Anlage, auf der sie im Oktober Weltcup-Zweite geworden war. "Mir taugt es. Optisch schaut es nicht so groß aus, aber es ist anspruchsvoll zu fahren." Eine Tribüne bietet 11.000 Fans Platz. Die Tickets sind recht teuer, Kuhnle hofft dennoch auf das "Ausverkauft"-Schild.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


"Es steigt die Vorfreude und die Aufregung", meinte Kuhnle nach dem Dienstag-Training. "Es ist jede Trainingsfahrt noch fokussierter." Seitenblicke auf die Konkurrenz macht sie nur wenige. "Der Vergleich mit den anderen war mir noch nie so wichtig, weil ich weiß, wenn es sich bei mir gut anfühlt, bin ich vorne dabei."

Coach Oblinger: "Conny hat zu ihrer alten Stärke gefunden"

Die Eröffnungsfeier am Freitag wird Kuhnle auslassen, denn die beiden Heats im Kajak-Einer sind schon für Samstag (16.00/18.10 Uhr) angesetzt, für Sonntag Semifinale und Finale (15.30/17.45 Uhr).

Neu ist ab diesen Spielen und künftig auch für Weltcups, EM und WM vorgesehen, dass die Top zwölf statt den ersten zehn des Semifinales ins Finale kommen. Auch qualifiziert sich niemand über den ersten Heat, beide Vorläufe müssen gefahren werden. Der bessere zählt.

OKV-Chefcoach Helmut Oblinger ist zuversichtlich, auch für die später antretenden Felix Oschmautz im Kajak-Einer und Wolffhardt im Canadier-Einer. "Wir trainieren hier seit 2022. Mittlerweile haben unsere drei Sportler mindestens je 1.000 Fahrten gemacht. Conny hat zu ihrer alten Stärke gefunden, sie kommt mit der Strecke gut zurecht."

 

Oblinger und seine Familie leben seit 2021 in der Schweiz. Ehefrau Violetta Oblinger-Peters, Olympia-Dritte 2008, arbeitet als Doktorandin in der Abteilung für Sportpsychologie und Forschungsmethoden an der Universität Bern.

Favoritinnen im Kajak-Einer der Frauen sind die Australierin Jessica Fox und die Deutsche Ricarda Funk, Titelträgerin von Tokio 2021. "Dann ist es offen. Da fahren sicher fünf, sechs um Bronze", sagte Oblinger, im Wissen, dass für Kuhnle auch Gold und Silber nicht ausgeschlossen ist.

"Mit Bronze wären wir aber zufrieden." Einen kompletten Medaillensatz bei den jüngsten drei Spielen hat die Spanierin Maialen Chourraut abgeräumt. Die schon 41-Jährige ist aber nicht in Form vergangener Spiele.

Blick hinter die Kulissen: So hausen die Olympia-Stars

Kommentare