Raphael Pallitsch eröffnet aus österreichischer Sicht die Leichtathletikbewerbe bei den Olympischen Spielen in Paris.
Im Vorlauf über 1.500 m, der aus Sicht des Burgenländers vom Leistungsniveau einem EM-Finale gleichkommt, wird er am Freitag alles auspacken müssen, um direkt aufzusteigen. "Ich war in Rom EM-Sechster, sechs kommen weiter. Ich sehe eine Tür offen ins Semifinale, der Rennverlauf muss mir aber entgegenkommen", meinte der 34-Jährige.
Höhephase zwischen 2010 und 2012 - dann ins Klassenzimmer
Die sportliche Geschichte von Pallitsch, der heuer den österreichischen Rekord zweimal auf 3:33,59 Min. verbesserte, ist außergewöhnlich. Von 2010 bis 2012 erlebte er seine stärkste Zeit (Hallen-WM-14.).
Es folgten die verpasste London-Qualifikation über 800 m, Fußverletzung und Reha sowie die Erkenntnis, dass es das mit dem Spitzensport gewesen ist. Nach dem Studium unterrichtete er sechs Jahre in einem Wiener Gymnasium Sport, Religion und Ethik.
Und begann während der Corona-Pandemie wieder mit dem Laufen. Er fällte den Entschluss, es nochmals professionell zu versuchen.
"Innerlich war da eine Glut" - Kreis schließt sich
"Die letzten eineinhalb Jahre waren der helle Wahnsinn. Innerlich war da eine Glut, die immer noch die Leidenschaft für den Sport transportiert hat. Ich habe gespürt, da ist eine Rechnung offen. Denn ich war ja durch die Verletzung gezwungen aufzuhören, nicht selbstbestimmt", sagte Pallitsch.
Als ihm nach der WM im Vorjahr in Budapest eine Olympia-Teilnahme realistisch erschien, sei er "all in" gegangen. Im Vorjahr verbrachte er das halbe Jahr im Höhentraining, heuer auch bereits viele Wochen.
Nun folgt also das dritte Freiluft-Großereignis am Stück. In einer besonderen Stadt. "Mein erstes internationales Großereignis war 2011 in Paris die Hallen-Europameisterschaft. So schließt sich für mich der Kreis eigentlich wieder", meinte er im APA-Gespräch. Er sei schon öfters in Frankreich gewesen, interessiere sich für Historisches, Kunsthistorisches und Architektonisches. Um das Flair zu inhalieren, reiche es, sich ein Crêpe von der Straße zu holen.
Keine Übermut im ÖLV-Team
Österreichs Leichtathletik-Team ist siebenköpfig. Es folgen Einsätze der Medaillenhoffnungen Lukas Weißhaidinger (Diskus/EM-Silber) und Victoria Hudson (Speer/EM-Gold), sowie von Markus Fuchs (100 m), Enzo Diessl (110 m Hürden), Susanne Gogl-Walli (400 m) und Julia Mayer (Marathon).
"Die Top-Ergebnisse der EM in Rom müssen uns beflügeln, dennoch sollten wir die Erwartungen im Zaum halten. Deshalb ist das vorrangige Ziel aller, um Aufstiege, Finaleinzüge und Bestleistungen zu kämpfen", sagte ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler. Hudson und Weißhaidinger würden zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter zählen, seien aber keine Favoriten.