Olympia 2024
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Haller: "Hätte mich mit Bronze echt verewigen können"

Rad-Ass Marco Haller spricht im Interview über das enge Rennen um Bronze, den Stellenwert seines sechsten Platzes und Olympiasieger Evenepoel:

Haller: Foto: © GEPA

Im Warten auf die zweite Medaille für das österreichische Olympia-Team in Paris hat am Samstag beinahe Marco Haller unerwartet die zweite Bronze ergattert.

Der Kärntner wurde im längsten Rad-Straßenrennen der Olympia-Geschichte zeitgleich mit dem Dritten Sechster, was drei Jahre nach dem Tokio-Olympiasieg von Anna Kiesenhofer das mit Abstand beste Ergebnis eines ÖOC-Athleten in Männer-Straßenrennen ist.

Gold holte wie im Zeitfahren der Belgier Remco Evenepoel.

Im Laola1-Interview spricht Haller über das enge Rennen um Bronze, den Stellenwert seines sechsten Platzes und Olympiasieger Evenepoel: 

Frage: Gratulation zu Ihrer Leistung und zu Platz sechs. Wie sehr haben Sie die Bronzemedaille schon gerochen?

Haller: Bis 100 m vor dem Ziel war Bronze greifbar nahe. Gold ist schnell abgefahren gewesen, das war uns allen klar. Aber Silber und Bronze war noch da. Es ist halt dann blöd gelaufen, dass dann noch eine Gruppe von hinten dazugekommen ist. Die Franzosen haben noch super zusammengearbeitet. Alaphilippe macht mir in der letzten Kurve die Türe zu, ich habe dann einen zu schweren Gang drauf. Laporte hat einen super Sprint. Nach 270 km sind die letzten 300 m auch eher 3.000 m gefühlt. Aber ich muss ehrlich sagen, hätte mir vorher wer gesagt, du fährst Top Ten im olympischen Straßenrennen, hätte ich gesagt, danke, unterschreibe ich. Jetzt habe ich natürlich ein lachendes und ein weinendes Auge, weil Bronze war dermaßen knapp. Da hätte ich mich echt verewigen können. Nichtsdestotrotz bin ich stolz, wie ich gefahren bin.

Frage: Was ging in Ihnen vor, als Sie in der Verfolgergruppe um Bronze gefahren sind?

Haller: Ich habe ein bisschen links und rechts geschaut. Da waren extrem viel PS drinnen. Da hofft man, dass hinten ein bisschen Uneinigkeit entsteht und wir vielleicht ein bisschen mehr Luft bekommen. Am Ende war es tadellos, wir haben relativ gut zusammengearbeitet, haben uns immer wieder über die Schlüsselstelle vom Montmartre retten können. Am Ende war es ein bisschen bitter, dass die Gruppe wieder herangekommen ist. Das hat es ein bisschen komplizierter gemacht. Ich glaube, Laporte hat ein extrem starkes Finish gehabt. Ob Vierter oder Sechster macht das Kraut nicht fett. Bronze wäre es gewesen, das wäre möglich gewesen. Es hat nicht funktioniert, ein bisschen schade.

"Ich habe zeigen können, dass ich vielleicht doch nicht ein so schlechter Radfahrer bin, wie manche denken."

Marco Haller

Frage: Wie war aus Ihrer Sicht die Rennentwicklung?

Haller: Mir war eigentlich klar, dass ich früher gehen muss. Weil, wenn die großen Kapazunder gehen, habe ich wahrscheinlich wenig mitzureden. War heute wahrscheinlich aber gar nicht so der Fall, weil die Beine waren extrem gut. Ich habe wirklich sehr viel antizipieren können, mich immer wieder zurückkämpfen - Montmartre, der Anstieg ist mir sehr gut gelegen. Remco (Evenepoel, Anm.) war sowieso eine Klasse für sich, das ist klar. Aber bei den anderen habe ich mich nicht verstecken müssen. Ich glaube, dass ich ein aktives, offensives Rennen gefahren bin und dass das die richtige Entscheidung war. Die Beine haben bis zum Schluss gehalten. Bronze war bis auf die letzten Meter greifbar nahe, deswegen würde ich es immer wieder genauso machen.

Frage: Es war ein langes Rennen. Haben Sie die Tour de France noch gespürt?

Haller: Die war weggesteckt. Es war ein Rennen, in dem ich mich einmal auf mich selbst habe konzentrieren können und zeigen habe können, dass ich vielleicht doch nicht ein so schlechter Radfahrer bin, wie manche denken. Ich bin sehr stolz, dass ich Top Ten in so einem Rennen abholen kann.

Frage: Was sagen Sie über Olympiasieger Remco Evenepoel?

Haller: Remco fährt wirklich in einer anderen Liga. Hut ab vor dem Burschen - Doppel-Olympiasieg, eine Klasse für sich. Einfach nur Chapeau.

Frage: Welchen Stellenwert hat eine Olympia-Medaille in der Radwelt?

Haller: In der Radsport-Community kann man diskutieren. Gewinne ich lieber San Remo, Roubaix oder die Olympischen Spiele. Aber in der großen weiten Sportwelt wäre eine Olympia-Medaille etwas Grenzgeniales. Wenn ich meiner Oma sage, ich bin Top Ten bei Roubaix geworden, sagt sie super. Aber wenn ich sage, ich bin mit einer Olympia-Medaille nach Hause gekommen, weiß sie, was los ist.

Frage: Das heißt, Sie schätzen auch Ihren sechsten Platz ganz hoch ein?

Haller: Das ist die beste österreichische Platzierung bei den Herren, das macht mich stolz. Für mich ist es wichtig. Meine Karriere wird nicht mehr allzu lange dauern - noch einmal bestätigen können, dass ich zu den Besseren gehöre, die Österreich je gehabt hat. Es macht mich einfach stolz, mich mit meinem Namen auf diese Liste geschrieben zu haben. Top Ten, Olympische Spiele ist eine Topsache. Wirklich etwas kaufen kann ich mir nicht davon. Aber es ist was Schönes, was Geiles - es freut mich, dass ich ein gutes Rennen habe zeigen können.

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