Hochkarätig besetzt geht ab Donnerstag das olympische Golfturnier der Männer im berühmten Le Golf National südwestlich von Paris in Szene. Die USA haben mit Scottie Scheffler, Titelverteidiger Xander Schauffele, Wyndham Clark und Collin Morikawa vier Topstars am Start, die von der europäischen Armada herausgefordert werden. Neben dem Nordiren Rory McIlroy und Schwedens Jungstar Ludvig Aberg ist auch Sepp Straka ein Medaillenkandidat. Der Österreicher hat Edelmetall im Visier.
"Jeder Sportler will bei den Olympischen Spielen dabei sein", machte Straka im APA-Gespräch kein Hehl aus seiner Freude über den Start. Früher war das für den gebürtigen Wiener allerdings noch kein Thema, da Golf erst wieder seit 2016 wieder olympisch ist. "Als Kind war das nie wirklich ein Ziel für mich. Aber es ist ein Wahnsinn, was sie mit diesem Turnier gemacht haben."
Zehnter in Tokio
Bereits vor drei Jahren in Tokio schlug Straka im Zeichen der Ringe für Rot-Weiß-Rot ab, damals wurde der heute 31-Jährige Zehnter und verpasste das Stechen um Bronze nur um einen Schlag. Das soll sich diesmal ändern, für den Ryder-Cup-Sieger ist eine Medaille das klare Ziel. Auf dem Traditionskurs in Saint-Quentin-en-Yvelines im Le Golf National, dem Austragungsort des 42. Ryder Cup vor sechs Jahren, tritt der zweifache Sieger auf der PGA-Tour das erste Mal auf.
Und glaubt, dass ihm der Platz gut liegen wird. "Vom Abschlag her muss man wirklich präzise sein, weil das Rough, zumindest auf dem Chipping Green, war ziemlich dick. Es schaut ziemlich eng aus. Ich bin am Abschlag eher präzise und mein Eisen-Spiel ist auch relativ stark. Das sind meine Stärken", erklärte der in den USA lebende Österreicher.
Begleitet von Frau und Sohn
Begleitet wird die Nummer 13 im olympischen Golf-Ranking von Frau Paige und dem sechs Monate alten Sohn Leo ("Hoffentlich gefällt ihm Golf, dann kann ich mal mit ihm spielen") sowie seinen Eltern Peter und Mary, die auch im Vorjahr beim Ryder Cup in Rom Zeugen des ersten österreichischen Siegers im berühmtesten Kontinentalvergleich in diesem Sport wurden.
Und Straka trifft auch in Paris auf einen "alten" Bekannten: Emma-Spitz-Coach Clemens Dvorak gehört zum Betreuerteam. Vor sechs, sieben Jahren war er noch Strakas Caddy. Beim Wien-Besuch vergangene Woche haben sich die beiden allerdings schon gesehen, Straka war von Dvorak zum Essen daheim eingeladen.
Der 36-jährige Dvorak traut Österreichs Nummer eins viel zu. "Er wird alles reinhauen, was geht. Er hat einen super Caddy dabei. Ich glaube auch, dass ihm der Platz sehr entgegenkommt. Ich habe immer das Gefühl: umso schwerer, umso besser für ihn." Wie auf der PGA-Tour steht auch bei den Sommerspielen der erfahrene US-Amerikaner Duane Bock an der Tasche von Straka. "Der ist wahnsinnig gut", bestätigte Straka.
Wiesberger verzichtet auf Olympia
Österreich hätte ursprünglich zwei Golfer am Start gehabt. Der ebenfalls für Paris qualifizierte Bernd Wiesberger, der 2016 in Rio Elfter wurde, verzichtete aber freiwillig. "Das muss man respektieren und akzeptieren. Ich finde es sehr schade, aber es ist seine Entscheidung", erklärte ÖGV-Sportdirektor Niki Zitny, der sich um eine Golfplatz-nahe Unterkunft gekümmert hat. "Weil es für die Spieler und Betreuer am angenehmsten ist, möglichst wenig Zeit für Transport zu verschwenden."
Als Titelfavorit geht Tokio-Olympiasieger Schauffele an den Abschlag. Der 30-jährige US-Profi, der auch österreichische Wurzeln (Urenkel des einstigen Rapidlers Johann Hoffmann) sowie die deutsche und die französische Staatsbürgerschaft besitzt, kommt als frischgebackener British-Open-Champion nach Paris. Vor zwei Monaten hatte der Kalifornier mit der PGA Championship ein weiteres Major-Turnier für sich entscheiden können. Mittlerweile ist er Weltranglisten-Dritter, nur Co-Favorit Scheffler und McIlroy sind höher platziert.
Auf der Rechnung muss man aber auch die englischen Ryder-Cup-Helden Tommy Fleetwood und Matt Fitzpatrick haben sowie den Iren Shane Lowry. Die Lokalmatadoren Matthieu Pavon und Victor Perez hoffen derweil auf den Heimvorteil.
Und Straka auf einen guten Einstand, er zieht am Donnerstag um 9:55 Uhr mit dem Australier Jason Day und dem Südkoreaner Kim Tom in einem Flight los. "Ich glaube, man wird jede Runde versuchen, so gut wie möglich den Platz zu attackieren. Generell ist das Mindset immer gleich: den Spielplan ausführen, so gut man kann. Das ist immer das Ziel. Aber man kann kein Top 3 erzwingen", sagte Straka.