Fünfte österreichische Medaille bei den Olympischen Spielen 2024! Jessica Pilz tut es ihrem Kollegen Jakob Schubert gleich und klettert im Bouldern und Lead zu Bronze.
Ein olympischer Erfolg mit enormer Bedeutung für die 27-Jährige. Tokio wurde zur bitteren Enttäuschung, ein Zug machte damals den Unterschied zwischen einer Medaille und dem siebten Platz. Jetzt wurde die zweite Chance genützt.
"Es war schon großer Druck da und ich hatte davor Angst vor der Enttäuschung. Ich habe gewusst, dass auch der vierte Platz wahrscheinlich sein kann. Daher ist es eine große Erleichterung", strahlte Pilz mit Edelmetall um den Hals.
Nach dem Bouldern alles offen
Der Zwischenstand nach dem Bouldern war eng: Janja Garnbret aus Slowenien und Brooke Raboutou aus den USA kletterten vornweg, mit etwas Abstand folgten vier Kletterinnen - samt der Österreicherin - innerhalb von Zehntelpunkten.
Da drei der vor ihr liegenden Konkurrentinnen aber Boulder-Spezialistinnen waren, behielt Pilz vor ihrer besseren Disziplin den Glauben an eine Medaille.
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Es galt, die Japanerin Ai Mori zu schlagen, die nach dem schlechten Bouldern einen starken Vorstieg hinlegte. Pilz ging als Vorletzte in die Wand und wusste im Moment ihres Falls aus der Wand, dass es für die Medaille reichen würde. Zweite hinter Raboutou.
Eine Welle der Erleichterung
Schon kamen die Emotionen. Und der Sturm zum Team für erste Umarmungen.
"Ich weiß nur mehr, dass ich ewig lange zum Ausbinden gebraucht habe, weil der Knopf nicht aufging. Es war mir ziemlich egal, ob es Silber oder Bronze wird. Ich war einfach nur froh, eine Medaille zu haben", sollte sich danach noch Garnbret ihren erwarteten Olympiasieg holen.
"Das ganze Jahr dreht sich nur um das Event. Man lässt Weltcups aus. Schaut, dass die ganze Vorbereitung für dieses eine Event passt. Das machen wir für keinen Weltcup. Medial ist es ein riesiger Unterschied, ganz Österreich hat zugeschaut", hatten die Rahmenbedingungen ihren Anteil am Druck.
Einfach alles ausblenden
Auch, dass die Frauen in der Kletterwoche stets nach den Männern dran waren, half da nicht. "Man hat immer alles mitbekommen. Wie es abläuft. Und was abläuft, wenn jemand nicht gut performt. Aber man hat auch gesehen, dass bis zum Schluss eigentlich alles offen ist. Und das habe ich im Hinterkopf gehabt", so Pilz, die sich unter der Woche im gemeinsamen Appartement des Kletter-Teams immer wieder zurückzog.
"Jakob spricht gerne noch den ganzen Tag über seine Runden, will es so verarbeiten. Das bringt ihm viel, wenn er mit anderen darüber reden kann. Aber mir ist es dann oft zu viel geworden, ich musste gehen und Kopfhörer reinstecken."
Wichtig war, all das auszublenden - genau wie die negativen Erfahrungen aus Tokio: "Ich habe mir einfach eingeredet, dass ich wie bei jedem anderen Wettkampf abliefern und meine Bestleistung zeigen muss", wurden die Ringe einfach mal ausgeblendet.
Ob sich die Niederösterreicherin noch einmal in diese Situation bei Olympischen Spielen begeben wird, ist wie bei Landsmann Jakob Schubert vorerst noch offen - und sehr davon abhängig, ob der Vorstieg eine eigene Olympia-Disziplin wird: "Dann könnte ich es mir gut vorstellen. Ob ich die Kombination in vier Jahren noch mitmache, weiß ich nicht genau."