Wieder Bronze!
Jakob Schubert klettert auch in Paris zu einer olympischen Medaille und wiederholt in der Kombination - diesmal ohne das Speedklettern ausgetragen - seinen Erfolg aus Tokio.
Nach einer mäßigen Boulder-Runde war der Tiroler einmal mehr im Vorstieg das Maß der Dinge, kletterte zu 96 Punkten und damit hauchdünn noch zu einer Medaille. Ein Griff weniger und es wäre "Blech" geworden.
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Im Bouldern ein besseres Ergebnis vergeben
Eine klassische Situation der Kategorie "Gold verloren, Bronze gewonnen". Schubert schwankte zwischen dem Stolz über die Medaille und dem Ärgern über verschenktes Potenzial hin und her.
"Ich bin extrem stolz auf die zweite Medaille. Und trotzdem trauere ich dem einen oder anderen Top im Boulder und der leichten Lead-Route hinterher, weil ich schon das Gefühl habe, dass mehr drin gewesen wäre", so der sechsfache Weltmeister.
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"Die Boulder-Runde war sehr schwer, die Lead-Runde viel zu leicht. Da haben die Routenbauer leider keinen perfekten Job gemacht. Für mich ist es trotzdem aufgegangen", musste am Ende das Gesamtergebnis zählen.
Es waren nur Zentimeter
Vorstieg ist die stärkere Disziplin des Österreichers, aber die Charakteristik des Boulders wäre ihm eigentlich entgegengekommen. "Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich im physischen Boulder, meiner großen Stärke, null Punkte hole, hätte ich denjenigen ausgelacht", ärgerte er sich.
"Ich habe gemerkt, wie unglaublich wenig gefehlt hat, damit ich den Zug schaffe. Einmal hatte ich ihn praktisch schon und dann ist mir die Hand weggerutscht. Das sind so minimale Unterschiede, bei denen man weiß, dass es anders gelaufen wäre. Von fünf auf zehn war es nicht schwer."
Trotz des mäßigen Ergebnisses hätte Schubert nicht das Gefühl, schlecht gebouldert zu sein. Es fehlten einfach "Nuancen".
Dass nach einem französischen Protest sogar fünf Punkte abgezogen wurden, störte den 33-Jährigen indes nicht: "Es hat mich schon überrascht, dass ich da fünf Punkte bekomme. Ich bin davon ausgegangen, dass ich die verliere, weil ich sie mir nicht verdient habe."
Medaillen-Überzeugung auch nach dem Bouldern
Trotz der Überzeugung, Gold und womöglich auch Silber im Bouldern verloren zu haben, war Schubert vor dem Vorstieg von der bestehenden Chance auf eine Medaille weiter überzeugt.
"Damit hatte ich überhaupt noch nicht abgeschlossen. Besonders bei einer schweren Route wäre noch viel drin gewesen. Aber weil sie so leicht war, habe ich hingegen Glück, dass Colin nicht noch einen Zug mehr gemacht hat", meinte der Bronzene im Bezug auf den Viertplatzierten US-Amerikaner Duffy.
Dass es mit dem ersten Verfolger so knapp wurde, sei aber ein weiterer Hinweis auf eine zu leichte Vorstiegs-Route. "Ich glaube schon, dass ich Colin regelmäßig über 20 Punkte abnehmen kann, wenn es die Route zulässt. Auch daher hatte ich noch Hoffnungen."
Die Lead-Wand hätte dann aber nur bei den obersten Elementen echte Schwierigkeiten parat gehabt.
Endergebnis: Passt schon so
So wusste auch Schubert nach seinem Auftritt trotz zwischenzeitlicher Führung sofort, dass er auf Bronze zusteuert: "Ich wusste: Okay, ich bin fix Dritter, voll geil. Aber nachdem ich wusste, wie sich die Route anfühlt, habe ich nicht mehr auf mehr hoffen brauchen. Diese Tour konnte man so gut kontrollieren", war der Vorteil für den Vorstiegsspezialisten nicht groß genug.
Der versilberte Japaner Sorato Anraku, vorher Top-Favorit auf Gold, hätte für Schuberts Eindruck für seine Verhältnisse sogar eine weniger souveräne Vorstiegs-Leistung gezeigt: "Man hat gesehen, dass er mit der Situation nicht wirklich klarkommt, er hat sich irgendwie auf Silber gerettet."
Eine schonungslose Analyse der eigenen Leistung Schuberts also. Aber eine, die die Freude über Bronze nicht überdecken soll - mit dem Briten Toby Roberts und Anraku landeten nur zwei Top-Favoriten vor dem Österreicher: "Von dem her bin ich auch sehr froh über das Ergebnis."